Ausgabe: 1/2025
Aus dem Flugzeug sieht der Tschadsee in Zentralafrika wie eine Pfütze aus. Und tatsächlich ist er im Vergleich zu den 1960er-Jahren stark geschrumpft. Der See liegt am Südrand der Sahara und bot einst 20 Millionen Menschen eine Lebensgrundlage durch Landwirtschaft, Fischerei und Handel. Heute benötigen mehr als zehn Millionen am See lebende Menschen wegen der angespannten Sicherheitslage, viel kleinerer Fischgründe und der Auswirkungen des Klimawandels humanitäre Hilfe, um zu überleben. Fast drei Millionen sind aus ihren Dörfern geflohen. Viele schließen sich aus Verzweiflung den Dschihadisten an. Die Vereinten Nationen sprechen von einer der weltweit größten humanitären Katastrophen, die wegen der Vielzahl von Krisen von der Ukraine über Syrien bis Israel/Gaza kaum noch Schlagzeilen macht.
Zieht man Satellitenbilder von 1960 zum Vergleich heran, ist der Tschadsee – einstmals der sechstgrößte See der Welt – kaum wiederzuerkennen. Er sieht eher wie eine norwegische Fjord-Landschaft mit unzähligen kleinen Strömen und Inseln aus – ideale Verstecke für Kämpfer der dschihadistischen Gruppen von Boko Haram und dem sogenannten Islamischen Staat. Nur am südlichen Zipfel ist noch eine größere zusammenhängende Wasserfläche zu sehen. Experten der Vereinten Nationen und der Weltbank sprechen von einer Schrumpfung um 90 Prozent von 25.000 Quadratkilometern im Jahr 1963 auf 1.500 Quadratkilometer im Jahr 2001. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Wasserspiegel des Tschadsees dank mehr Regen auf den zwei Zuflüssen wieder etwas erholt. Schätzungen variieren und reichen bis hin zu einer aktuellen Fläche von 14.000 Quadratkilometern. Dies wäre dann immer noch deutlich kleiner als in den 1960er-Jahren. Über die genaue Entwicklung der Wasserfläche und die Frage, inwiefern genau der Klimawandel hierfür ursächlich ist, gibt es in der Wissenschaft aber keine Einigkeit.
Hauptproblem für eine exakte Diagnose: Die Seeregion ist wegen einer angespannten Sicherheitslage für Forscher kaum zugänglich. Selbst Einheimische müssen täglich mit Entführungen durch Dschihadisten und Banditen rechnen. Klar ist aber, dass der Wasserspiegel in der langfristigen Perspektive gesunken ist und insgesamt der Klimawandel in der Region voll durchschlägt: Es wechseln sich Stürme, Überflutungen und Dürren ab, die jede Wettervorhersage und Planung unmöglich machen – das sagten Dorfbewohner von Bauern bis Fischern genau wie Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen dem Autor bei einem Besuch auf der tschadischen Seeseite im Juli 2024. Die Anwohner des Tschadsees fangen weniger Fische und ihre Ackerböden werfen weniger Ertrag ab. Oder sie können wegen der Präsenz von aus Nigeria stammenden Dschihadisten überhaupt nicht mehr fischen oder ihre Äcker bestellen. Um zu überleben, schließen sich viele den Dschihadisten an.
Unbestritten ist, dass die Seeregion, in der mehr als 17 Millionen Menschen leben, seit mehr als einem Jahrzehnt in einer Sicherheitskrise steckt, da Dschihadisten von Boko Haram und dem sogenannten Islamischen Staat de facto weite Teile kontrollieren. Die vier Anrainerländer haben wie in anderen Regionen der Sahelzone in der Seeregion nur eine schwache staatliche Präsenz. In Baga Sola, einer Kleinstadt auf der tschadischen Seeseite, gibt es wie im ganzen Land außerhalb der Hauptstadt keine geteerten Straßen und fast keinen Strom. Die Seeanrainer Tschad, Niger, Nigeria und Kamerun koordinieren sich in einer Kommission, um das Wassermanagement zu verbessern. Diese ist allerdings eher ineffizient und zu beträchtlichen Teilen von ausländischen Geldgebern finanziert. Die staatliche Autorität ist häufig zu gering, um Beschlüsse der Kommission umzusetzen.
Missmanagement und Klimawandel
Wie kam es zu der Krise? Da ist zunächst einmal der Wasserschwund im See im Vergleich zu den 1960er-Jahren. Einige Forscher machen eine Übernutzung und ein Missmanagement der Zubringerflüsse und des Sees in der Vergangenheit verantwortlich. Während der Wasserpegel des Sees heute wieder stabiler erscheint, sehen Forscher jetzt den Klimawandel in der Region im Allgemeinen, mit unvorhersehbaren und extremen Wetterschwankungen, als das größere Problem. Der Tschad, Niger und der Norden Nigerias leiden seit Jahren insgesamt unter sintflutartigem Regen, der für Überschwemmungen sorgt. Daneben kommt es regelmäßig zu langen Dürren ohne Regenfall und steigenden Temperaturen, die etwa anderthalbmal so stark ansteigen wie im globalen Durchschnitt. Im Tschad etwa könnten die Temperaturen bis 2080 um 2,1 bis 4,3 Grad steigen – es wird für Bauern angesichts der Wetterschwankungen immer schwieriger, ihre Felder zu bestellen und etwas zu planen.
Die Sahara breitet sich zudem in der Sahelzone mangels Niederschlags immer weiter nach Süden aus – sofern Ackerbau noch möglich ist, bringen die Felder weniger Erträge. Paradoxerweise leiden Tschad und Niger auch an Überflutungen, die 2024 ganze Dörfer und sogar Städte in Mitleidenschaft zogen – in der Stadt Zinder in Niger wurden große Teile der Altstadt stark beschädigt und sogar das Minarett der wichtigsten Moschee zerstört. Entweder gibt es zu wenig oder viel zu viel Regen.
Alle vier Seeanrainer leiden außerdem unter weitverbreiteter Armut und rasant wachsenden Bevölkerungen. In Niger haben Frauen im Schnitt sieben Kinder. In Nigeria werden bis 2050 nach Angaben der Vereinten Nationen bis zu 400 Millionen Menschen leben, fast doppelt so viele wie heute. Der Tschad und Niger gehören zudem zu den ärmsten Ländern der Welt und finden sich regelmäßig unter den letzten zehn des Human Development Index der Vereinten Nationen, der Lebensstandards weltweit vergleicht. Der Staat ist schwach und existiert kaum außerhalb der Hauptstädte. Kamerun steht etwas besser da, landet mit einem Ranking von 151 in dem 191 Länder umfassenden Index aber auch im unteren Viertel. Nigeria ist Afrikas größter Erdölproduzent, doch der Ölreichtum kommt bei den wenigsten Menschen an.
Dschihadisten im Aufwind
Neben vielen Verlierern gibt es auch Gewinner am Tschadsee – Boko Haram und der sogenannte Islamische Staat profitieren von den Veränderungen des Wasserpegels und den extremen Wetterschwankungen von Dürre bis zu sintflutartigem Regen, die den Ackerbau schwieriger machen und vielen Menschen die Lebensgrundlage entziehen. Der Klimawandel am See verstärkt nach Aussage des US-amerikanischen Militärs die Bedrohung durch die Dschihadisten.
Woher kamen die Dschihadisten? Die Gruppe Boko Haram zettelte 2009 im Norden Nigerias einen Aufstand gegen die Eliten an, denen sie Korruption und Misswirtschaft vorwarf. Nordnigeria ist deutlich ärmer als der ölreiche Süden mit der Wirtschaftsmetropole Lagos. Viele Menschen fanden einst Jobs in der Textilindustrie im Norden, doch diese ist wegen Missmanagements und billiger Importe aus China und Europa seit Jahrzehnten im Niedergang. Boko Haram wirft den Eliten Nigerias vor, die Werte des muslimischen Nordens an den Westen verkauft zu haben – „Boko Haram“ kann frei mit „Westliche Schulen sind verboten“ übersetzt werden. Die Gruppe strebt eine Islamisierung der Gesellschaft an, lehnt westliche Schulbildung ab, ist aber inzwischen zum allgemeinen Anlaufpunkt für verarmte Massen geworden.
Abb. 1: Ausdehnung des Tschadsees 1963 und 2024
Von Nordnigeria expandierte Boko Haram über die Grenzen nach Niger, Kamerun und in den Tschad. Die Gruppe spaltete sich 2016 in einem Machtkampf zwischen ihren Anführern, als sich viele Kämpfer einem Ableger des sogenannten Islamischen Staates anschlossen, der noch brutaler vorgeht. Seitdem bekämpfen sich beide Gruppen gegenseitig, um jeweils eigene Gebiete zu kontrollieren. Die vier Seeanrainer versuchen seit Jahren, die Dschihadisten mit grenzüberschreitenden Operationen zu bekämpfen, allerdings mit wenig Erfolg.
Die Pegelveränderung und der Klimawandel am Tschadsee sind für Boko Haram und den sogenannten Islamischen Staat ein Segen. Zum einen treibt die steigende Armut durch die angespannte Sicherheitslage und das unberechenbare Wetter immer neue arbeitslose Fischer und Bauern in die Armee der radikalen Kämpfer. Noch wichtiger ist, dass der See, mit den unzähligen neu entstandenen Inseln, ein ideales Rückzugsgebiet für die beiden dschihadistischen Gruppen geworden ist. Sie kontrollieren die Inseln im Inneren des Sees, wo sie Camps, Waffenlager und Unterkünfte für ihre Kämpfer aufgebaut haben. Von dort verbreiten sie Terror an den Seeufern. Per Boot greifen sie Dörfer oder Fischer an und zwingen diese, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Immer wieder töten oder entführen Dschihadisten Dorfälteste, um selbst die Macht zu übernehmen.
Wie fragil die Lage am See ist, zeigte ein Besuch in einem Dorf auf der tschadischen Seite. Die dortigen Fischer trauen sich nur maximal ein bis zwei Kilometer auf die Seeausläufer hinauszufahren. „Wenn wir zu weit fahren, zwingt uns Boko Haram, unseren Fang abzugeben“, sagte Toh Moussa, der Chef einer örtlichen Fischervereinigung. „Nur in unmittelbarer Ufernähe ist der See sicher.“ Während er sprach, brachten andere Fischer ihren Fang ans Ufer – es handelte sich ausschließlich um junge und kleine Fische, die in den seichten Gewässern in der unmittelbaren Nähe des Dorfes zu finden sind. Zum Fangen größerer Fische müssten die Dorfbewohner weiter hinausfahren, was zu gefährlich ist.
Zukunft von Eingreiftruppe ungewiss
Die vier Seeanrainer Nigeria, Tschad, Niger und Kamerun haben mit westlicher Hilfe eine Eingreiftruppe, die sogenannte Multinational Joint Task Force, gebildet, um gemeinsam grenzüberschreitend die Dschihadisten zu bekämpfen. Die Vierländertruppe wurde bisher durch etwa 10 bis 20 Soldaten aus Frankreich, den Vereinigten Staaten und Großbritannien beraten und mit taktischen Informationen über Bewegungen von Dschihadisten unterstützt. Doch die Zukunft der westlichen Unterstützung ist unklar. Die Trump-Administration dürfte wenig Interesse an Afrika zeigen, und der Tschad hat gerade die militärische Zusammenarbeit mit Frankreich beendet. Nicht der einzige Rückschlag: Niger hat seine Zusammenarbeit mit der Truppe seit einem Militärputsch 2023 deutlich eingeschränkt.
Die Eingreiftruppe ist ohnehin nicht sehr effektiv. Sie fliegt Luftangriffe gegen die Dschihadisten, doch die Soldaten können die Stützpunkte auf den Inseln nicht einnehmen – die Kämpfer fliehen schnell mit kleinen Holzbooten, sogenannten Pirogen, auf andere Inseln. In den engen Zuflüssen, die häufig nur ein paar Meter breit sind, gerät die Eingreiftruppe häufig in Hinterhalte. Bodenoperationen haben nur bedingt Erfolg, weil die Dschihadisten dann auf andere, schwer zugängliche Verstecke in der Seeregion ausweichen. Besonders in der Regenzeit von Mai bis September, wenn das Seewasser steigt und neue Zuflüsse entstehen, sind die Kämpfer per Boot sehr mobil.
Selbst die Dörfer in der Umgebung des Sees sind nicht sicher. „Boko Haram hat überall Augen und Ohren“, so ein Mitarbeiter einer Nichtregierungsorganisation bei einem Besuch an einem See. „Wir wissen nicht, wer im Dorf für Boko Haram arbeitet und Informationen weitergibt“, sagte er und drängte den Autor nach einer Viertelstunde zur Weiterfahrt, als sich eine Menschenmenge am Ufer bildete. Nicht weit gibt es einen Stützpunkt der Vierländertruppe, doch die kommt bei Angriffen häufig zu spät. Es gibt keine verlässlichen Daten über Angriffe. Als Beispiel für Unsicherheit sei hier eine von Diplomaten erstellte interne Übersicht von bekannt gewordenen Gewaltakten von Ende Mai 2024 erwähnt, wonach mehr als zehn Attacken von Dschihadisten am See vermeldet wurden, zum Teil im Verwaltungsbezirk von Baga Sola, wo die Vereinten Nationen einen regionalen Stützpunkt für Hilfslieferungen unterhalten. Mehr als 20 Menschen wurden entführt, mehr als ein Dutzend getötet, dazu kommen noch diverse Viehdiebstähle.
Doch dies wird angesichts der vielen Krisen weltweit als zu unbedeutend wahrgenommen, als dass internationale Medien darüber berichteten. In der Summe bedeuten die Angriffe aber, dass die Dschihadisten quasi Kontrolle über die Seeregion ausüben – sie starten sogar größere Operationen wie im Oktober 2024, als Dutzende tschadische Soldaten bei einem Angriff auf eine Kaserne getötet wurden. Tschads Präsident Mahamat Déby reagierte sehr verärgert und stellte nach dem Angriff die Vierländertruppe infrage. Er befahl wenige Tage später sogar den Abzug französischer Truppen, die seit der Unabhängigkeit des Landes 1960 im Tschad stationiert gewesen waren. Offenbar hatte Déby vergeblich von Frankreich Luftangriffe gegen Boko Haram gefordert.
Viele Seeanwohner würden die Truppe vermutlich nicht vermissen. Die Soldaten halten zwar mit ihren Operationen die Dschihadisten einigermaßen in Schach, heizen den Konflikt mit Übergriffen gegenüber Zivilisten aber zugleich neu an. Neben Angriffen von Dschihadisten klagen Seeanwohner laut einer vom Auswärtigen Amt und den Niederlanden finanzierten Studie über militärische Sperrzonen am See, in denen Fischfang verboten ist – die Militärs wollen verhindern, dass Dschihadisten davon profitieren. Damit entzieht man aber Menschen die Lebensgrundlage und macht sie anfälliger für die Rekrutierung durch Dschihadisten. Dazu kommen Übergriffe von Militärs, die die Bevölkerung unter den Generalverdacht einer Kooperation mit Dschihadisten stellen, Fischern ihren Fang wegnehmen und Frauen Lebensmittel gegen Sex anbieten. „Eine große Zahl von für unsere Forschung befragten Betroffenen […] gab Übergriffe von Sicherheitskräften sowie ein mangelndes Vertrauen und eine Frustration der Bevölkerung wegen der Sicherheitsvorkehrungen als Grund dafür an, dass Menschen sich bewaffneten oppositionellen Gruppen wieder anschließen“, heißt es in der Studie.
Hauptproblem Nigeria
Die tschadische Seite des Sees ist einigermaßen sicher – zumindest sicher genug, dass die Vereinten Nationen von dort Hilfsoperationen koordinieren können. Die Region bietet auch seit Jahren Zuflucht für Zivilisten aus Nigeria, die wegen Angriffen durch Dschihadisten ihre Dörfer verlassen mussten. Nicht weit vom UN-Logistik-Hub Baga Sola gibt es ein Flüchtlingscamp, wo seit 2016 und bis vor kurzem mehr als 5.000 Menschen aus Nigeria lebten. Die meisten kamen aus Baga, einer kleinen Stadt auf der nigerianischen Seite des Sees, die samt Umland eine Hochburg der Dschihadisten ist. Die Campbewohner haben immer wieder vergeblich versucht, zurückzukehren. „Es ist zu gefährlich, weil Boko Haram dort immer noch aktiv ist“, sagte Aachi Mai, Flüchtling und Bauer aus Baga, der mehrfach versucht hatte, zu seinen Feldern zurückzukehren. Andere Flüchtlinge berichteten, dass sie zum Fischen weit auf den See hinausgefahren waren – Dschihadisten zwangen sie, den Fang herauszugeben.
Nigeria und Tschad einigten sich im Februar 2025 darauf, dass einige Flüchtlinge zurückkehren sollen. Die ersten Campbewohner sind seitdem nach Nigeria abgereist, allerdings nicht in ihre alten Dörfer, sondern in die nordöstliche Metropole Maiduguri, Hauptstadt des Staates Borno, die stark vom Militär gesichert wird. Die nigerianische Armee hat es nicht geschafft, die Dschihadisten in ländlichen Regionen in Borno zu bekämpfen, wo der Aufstand 2009 begann. Maiduguri ist sicherer als vor einigen Jahren und bereits Zufluchtsort für 300.000 Menschen, vor allem Bauern, die vor den Dschihadisten geflohen sind – die wenigsten trauen sich zurück.
Nigeria bleibt das Hauptaktionsfeld von Boko Haram und dem sogenannten Islamischen Staat, die am Seeufer und dem schwer zugänglichen Sambisa-Wald Zuflucht finden. Die nigerianische Armee ist für ihr Vorgehen im Kampf gegen die Dschihadisten wegen Menschenrechtsverletzungen immer wieder in die Kritik geraten. Das größte Problem bleibt aber, dass der nigerianische Staat in Borno außerhalb Maiduguris und der unmittelbaren Seeregion nur schwach präsent ist. Armeeoperationen gegen Dschihadisten bleiben wirkungslos, wenn Behörden keine staatlichen Dienstleistungen aufbauen und den Menschen keine Perspektive geben. Aus diesem Grund sind auch die diversen Militärinterventionen von Frankreich – und wie aktuell von Russland in Sahelländern wie Mali – gescheitert.
Auf der nigerianischen Seite ist das Schrumpfen des Sees zudem am weitesten fortgeschritten. Es gibt gar keinen Zugang zum eigentlichen Rest-See mehr, sondern nur zu einem Mix aus Sumpf, kleinen Gewässern und Inseln – ideales Rückzugsterrain für die Dschihadisten, die sehr mobil sind. Weder die nigerianische Armee noch die Vierländertruppe können dieses abgelegene Gebiet kontrollieren – es ist für sie wie Feindesland. Die Dschihadisten zwingen dort die lokale Bevölkerung, mit ihnen zusammenzuarbeiten, um Armeebewegungen zu melden. Soldaten rächen sich dann häufig an Zivilisten. Das verstärkt wiederum die Ablehnung vieler Menschen gegenüber einem Staat, der keine Dienstleistungen wie Schulbildung oder Gesundheitsversorgung anbietet und wenn überhaupt durch Übergriffe oder Korruption in Erscheinung tritt. Ein Teufelskreis, aus dem kein Ausweg zu existieren scheint.
Ulf Laessing ist Leiter des Regionalprogramms Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Sitz in Bamako.
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