Vom 26. bis 28. März kamen 22 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen des Onlineseminars zusammen und nutzten die Gelegenheit ihr Wissen über den interreligiösen Dialog und seine politische Dimension zu vertiefen. Den einführenden Vortrag hielt Prof Felix Körner zum Thema „Politikum Religionsdialog – Wie Christentum und Islam die Welt verändern“. Prof. Körner ging insbesondere den Fragen nach: Wie beeinflussen die Religionen das Zusammenleben und die Machtverhältnisse? Und wie werden sie selbst davon beeinflusst? Er verortete beim Christentum sowie beim Islam einen Weltgestaltungsanspruch, der aber den gesellschaftlichen Zusammenhalt positiv beeinflussen kann. Insofern sich dieser Anspruch ohne Gewalt und im Rahmen einer pluralen Ordnung vollzieht – also fest auf der Grundlage des Grundgesetzes steht. Dennoch warnte Prof. Körner sowohl vor „Identitären Religionen“, die ausschließlich auf Ab- und Ausgrenzungen abzielen, als auch auf einem Pseudodialog, in dem die vorhandenen Unterschiede lediglich kaschiert werden.
Dr. Muhammed Sameer Murtaza, Stiftung Weltethos, und Dr. Andreas Renz, Erzbistum München, hielten Impulsvorträge zum Thema „Wie politisch darf/muss das Christentum bzw. der Islam (im Dialog) sein?“. In beiden Vorträgen wurde deutlich, dass ein zivilgesellschaftliches und politisches Handeln auf der Grundlage jeweiliger religiöser Moral das Potenzial hat, eine Bereicherung für die Gesellschaft zu sein. Dennoch wiesen beide Redner auf die Gefahr hin, dass die Religionen zu konfrontativen Zwecken instrumentalisiert werden können. Dieser Herausforderung sollte sowohl von politischer als auch religiöser Ebene entschieden entgegengetreten werden.
Anschließend diskutierten Dr. Silke Lechner, Auswärtiges Amt, und KAS-Altstipendiat Pater Nikodemus Schnabel, Jerusalemer Institut der Görres-Gesellschaft, mit Stipendiaten zur internationalen Dimension des interreligiösen Dialogs. Dr. Lechner beleuchtete das Thema „Religionen als Ansprechpartner der deutschen Außenpolitik“. Sie unterstrich dabei, dass Religionsgemeinschaften weltweite Akteure sind, die auch die deutsche Außenpolitik nicht außer Acht lassen darf. Pater Nikodemus ließ die Teilnehmerinnen und Teilnehmern an seinen bisherigen Erfahrungen im Rahmen des internationalen interreligiösen Dialogs teilhaben.
Am letzten Tag des Seminars sprach der Augsburger Architekt Alen Jasarevic anhand des Beispiels des Moscheebaus in Deutschland über das Verhältnis von Architektur und interreligiösem Dialog. Er legte seinen Schwerpunkt auf die von ihm entworfene Penzberger Moschee in Oberbayern und machte deutlich, dass die prägende Kraft regionaler Architektur nicht ignoriert werden darf und stets mit in die Bauweise einfließen muss. Das Vorurteil, dass ein Moscheebau stets einer osmanisch/byzantinischer Bauweise entsprechen muss, entkräftete er.
Im letzten Gespräch sprachen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit zwei renommierten Gästen aus dem öffentlichen und politischen Leben. Bundestagsabgeordneter Hermann Gröhe, Bundesminister a. D., und Cemile Giousouf, Bundeszentrale für politische Bildung, diskutierten mit den Anwesenden zum Thema interreligiöse Beiziehungen im deutschen gesellschaftspolitischen Kontext. Herr Gröhe sowie Frau Giousouf hoben die Bedeutung und Potenziale von gesellschaftlicher Vielfalt hervor, wiesen aber auch auf die Herausforderungen und Probleme hin, die diese Vielfalt mit sich bringt. Diese Herausforderung gelte es gemeinsam anzugehen.Themen
Über diese Reihe
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