Die Wirtschaftsnachrichten zeichnen derzeit kein optimistisches Bild. Lieferschwierigkeiten, Knappheit, Inflation. Krieg und Pandemie hinterlassen nicht nur bei deutschen Unternehmen, sondern auch bei Bürgerinnen und Bürger spürbare Folgen. Umso drängender wird die Frage, wie die deutsche Wirtschaft aufgestellt ist und welche Antworten die Soziale Marktwirtschaft geben kann. Und umso wertvoller sei die Arbeit des Promotionskollegs Soziale Marktwirtschaft der Konrad-Adenauer-Stiftung einzuschätzen.
Der Abend hatte mit einem Impuls zur gesellschaftlichen Dimension der Sozialen Marktwirtschaft von Prof. Dr. Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V. und Präsident des Deutschen Bundestages a. D., begonnen. Ein ordnungsbasiertes Regelwerk im Sinne der Grundideen der Freiburger Schule waren essenziell für das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit und sind es bis heute. Aber auch in der neuen Welt der Digitalwirtschaft brauche es ordnungspolitische Antworten auf die bevorstehenden Herausforderungen. Die Soziale Marktwirtschaft muss für das 21. Jahrhundert fit gemacht werden. Das Promotionskolleg Soziale Marktwirtschaft der Konrad-Adenauer-Stiftung liefere dafür einen wertvollen Beitrag, honorierte Prof. Dr. Lammert.
In der anschließenden Diskussion stand die Frage im Raum, ob wir vor einer neuen wirtschaftlichen Krise stehen. Die mehrheitliche Antwort ist ganz klar: ja. Die digitale Transformation der Wirtschaft, eine nachhaltige Währungs- und Finanzpolitik sowie aktuelle Herausforderungen infolge des Russland-Ukraine-Krieges stellten für die deutsche und europäische Wirtschaft existentielle Risiken im globalen Wettbewerb dar und bedrohen den Wohlstand. Politik und Wirtschaft müssen an diesem Punkt zusammenarbeiten. Wahlgeschenke, üppige Versprechungen und kurzfristige Effekten kann es nicht mehr geben, die Wirtschaft benötigt einen langfristig orientierten guten Ordnungsrahmen, um verlässlich Investitionen in die Zukunft vornehmen zu können. Trotz der demographischen Situation Deutschlands stand in der Vergangenheit der Konsum eher im Mittelpunkt als Investitionen, die heute umso mehr notwendig sind. Auch die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde kritisch gesehen. Die massive Ausweitung der Geldmenge und eine atypische Zinspolitik hätten die EZB in eine Sackgasse manövriert. Die zusätzlichen Krisen durch die Corona-Pandemie und den kriegerischen Konflikt im Osten Europas würden der EZB heute viele Handlungsmöglichkeiten nehmen, so der Tenor. Aktuelle Themen der Digitalpolitik kamen in der Diskussion ebenso auf. Darum ging es auch in einer vorausgegangenen Sitzung des Promotionskollegs.
„Das Promotionskolleg bedeutet für mich Austausch über aktuelle Wirtschaftsthemen auf höchstem Niveau“, berichtet einer der Teilnehmer. „Mit dem Promotionskolleg wird ein einmaliger wissenschaftlicher Austausch mit renommierten Wirtschaftsfachleuten und dem Nachwuchs ermöglicht“, fasst ein Angehöriger des Kollegs zusammen. Wir freuen uns, dass die Arbeit fortgesetzt wird, und wünschen den Jubiläumsgästen alles Gute.“
In einer kurzen Rede über die Erinnerungen an die Gründungsidee und die Historie des Promotionskollegs rekapitulierte auch Prof. Dr. Rolf Hasse, die Entwicklungen des Kollegs und dessen Leistung. Insgesamt zwölf Jahre hatte er das Kolleg geleitet und wurde gebührend verabschiedet. Die Einmaligkeit des Kollegs mit seinem thematischen Schwerpunkt wurde hervorgehoben. Mit mehr als 40 abgeschlossenen Promotionsprojekten ist das Kolleg ein Erfolgsmodell, um den Nachwuchs für Wirtschaft und Politik auszubilden. Auch Franz Schoser war als Initiator des Promotionskollegs dabei. Die Jubiläumsfeier wurde genutzt, um den Staffelstab an Prof. Dr. Rainer Klump von der Goethe Universität Frankfurt am Main weiterzugeben. Die Konrad-Adenauer-Stiftung dankt Prof. Dr. Hasse für sein Engagement und freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Klump, der als Professor für Wirtschaftspolitik und quantitative Methoden und als Scientific Director des Center for Financial Studies der Gesellschaft für Kapitalmarktforschung e.V. tätig ist.
Über diese Reihe
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