Vortrag
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"Die jüdische Wunde"
Natan Sznaider's neues Buch "Die jüdische Wunde - Leben zwischen Anpassung und Autonomie" soll Grundlage der Diskussion unserer 3. Veranstaltung aus der Reihe "Verwurzelter Antisemitismus" sein, zu der wir Sie herzlich einladen.
Die Deutschen lieben Nathan. Doch Lessings Bühnenfigur konnte die Hoffnung, dass es eines Tages keine Rolle mehr spielen würde, ob jemand Jude sei, nicht erfüllen. Und als Hannah Arendt 1959 den Lessing-Preis entgegennahm, sprach sie sich in ihrer Dankesrede ausdrücklich gegen diese Idee der Assimilation aus, die am Ende zum Verschwinden jüdischer Identität führen würde. Das jüdische Dilemma zwischen Anpassung und Autonomie konnte seit der Aufklärung nicht aufgelöst werden – auch der Staat Israel steht in dieser Spannung zwischen säkularer und religiöser Identität. Natan Sznaider ist überzeugt, dass dieser Widerspruch nie verschwinden wird. Was spricht dagegen, ihn zu akzeptieren und anzuerkennen, dass wir immerhin als Ungleiche gleich sind?
Verwurzelter Antisemitismus
Der Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 war nicht nur für Israel eine Zäsur — der Film „We will Dance again“ macht diese Beschädigung des Gemeinwesens sichtbar — auch Deutschland war schockiert, zum einen aufgrund der Brutalität des Anschlags, zum anderen aber aufgrund der Sympathien mit den Terroristen im eigenen Land, die einen tiefgreifenden Antisemitismus über alle politischen Lager hinweg sichtbar machten.
Die Veranstaltungsreihe „Verwurzelter Antisemitismus“ möchte Hilfe zum Verstehen als Voraussetzung für Prävention und Bekämpfung geben. Dazu gehören unter anderem die Kenntnis der deutsch-jüdischen Bruchlinien, der historischen Hintergründe des arabischen Islamismus, der sich auch in unserem Land zeigt, als auch der europäischen Dimension des gegenwärtigen Antisemitismus.
Zum Autor
Natan Sznaider, 1954 in Mannheim geboren, ist emeritierter Professor für Soziologie an der Akademischen Hochschule in Tel Aviv. Er lebt und schreibt in Tel Aviv. Jüngere Publikationen: "Gesellschaften in Israel: Eine Einführung in zehn Bildern" (Suhrkamp 2017), "Neuer Antisemitismus? Fortsetzung einer globalen Debatte" (edition suhrkamp 2019, hg. mit Christian Heilbronn und Doron Rabinovici) und "Politik des Mitgefühls. Die Vermarktung der Gefühle in der Demokratie" (Beltz Juventa 2021). Bei Hanser erschienen: „Fluchtpunkte der Erinnerung. über die Gegenwart von Holocaust und Kolonialismus“ (2022) und, mit Navid Kermani, „Israel. Eine Korrespondenz“ (2023). 2024 erhielt er für sein literarisches Wirken für den Frieden in Israel und in der Welt den Friedenspreis der Geschwister Korn und Gerstenmann-Stiftung.