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Bericht der Stiftung Milenio über die aktuelle wirtschaftliche Lage in Bolivien

1.Semester 2011 Nr. 31

Am Mittwoch, den 12. Oktober, präsentierte die Stiftung Milenio in La Paz im Salón Illimani des Hotel Radisson und Dienstag, den 18. April in Santa Cruz, ihre Veröffentlichung mit dem Titel: „Bericht der Stiftung Milenio über die aktuelle wirtschaftliche Lage in Bolivien aktuelle wirtschaftliche Lage Bolivien Semester 2011 Nr. 31“. Die Eröffnungsworte hielt Roberto Laserna, Präsident der Stiftung Milenio, indem er kurz den Inhalt und die Intention der Publikation vorstellte.

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Im Anschluss richtete Iván Velásquez Castellanos, Koordinator der Konrad Adenauer Stiftung (KAS) in Bolivien, seine Willkommensworte an Roberto Laserna ,Präsident der Stiftung Milenio, und insbesonders an Napoleón Pacheco und an sein Forschungsteam: José Luis Evia (Koordinator), Rolando Jordán, Mauricio Medinacelli und Fernando Crespo, genau wie an die Forschungsassistenten Enrique Araníbar, Marco Gavincha und Fernando Velásquez für ihren Beitrag zur Analyse und Debatte.

Er kommentierte weiterhin, dass Milenio sich zu einem sehr wichtigen „Think Tank“ entwickelt habe, welcher mit seinem kritischen Denken die Debatte über komplexe wirtschaftliche und soziale Themen seit sechzehn Jahren ununterbrochen voranbringen würde. Desweiteren sei Milenio ohne Zweifel eine Institution, welche die öffentliche Debatte inspirieren würde um die Qualität der Forschung und der Analyse gewisser Themen voranzubringen.

Anschlieβend präsentierte das Nachforschungsteam um Napoleón Pacheco, Luis Evia, Mauricio Medinacelli und Fernando Crespo die wichtigsten Ergebnisse ihrer Forschung. Sie betonten, dass die bolivianische Wirtschaft in den letzten Jahren von einem nie dagewesenen Anstieg der Preise von den exportierenden Rohmaterialien profiertiert hätte. Dies hat eine Veränderung in den Variablen der Makroökonomie zur Folge, inbesondere in den Bereichen der Zahlungsbilanz, den Gehältern im öffentlichen Sektor, dem Einkommen, den internationalen Reserven und in den Bankeinlagen, welche in den letzten Jahren alle einen Zuwachs verzeichnen konnten.

Der Bericht unterstreicht, dass die Kapazität der Gasproduktion in den letzten Jahren gestiegen sei. Nach dem Produktionsanstieg der wichtigen Projekte „San Cristobal“ und „San Bartolomé“ wurde die Produktionsreduktion des Minensektor gestoppt. Im Agrarsektor ist die Gröβe der Anbaufläche stagniert und zum Teil sogar gesunken. Dies führe die bolivianische Wirtschaft in extreme Verwundbarkeit, sollten die Preise der Exporte fallen.

Die Investigatoren kommentierten, dass am Ende des ersten Semesters des Jahres die Sorgen über die Solvenz der griechischen Wirtschaft zurückgekommen seien und die Vertrauenskrise sich auf die wichtigsten Länder Europas ausbreiten würde. Dazu käme die hohe Staatsverschuldung der Vereinigsten Staaten von Amerika, welche zu Zweifeln über die öffentlichen Finanzen dieses Landes in der Zukunft führen würde.

Die Zahlen über das Wachstum, die Industrieproduktion und Arbeit in Europa und den USA fielen auβerdem enttäuschend aus. Für sie endete das Semester in einer Zeit der Ungewissheit und Pessimismus in denen die Wahrscheinlichkeit, dass die fortgeschrittene Volkswirtschaft in einer neuen Rezession (der gefürchtete sogenannte „double dip“) endet, sich ehöht. Obwohl sich, laut des Berichts, der Preis der Rohmaterialen im ersten Trimester verbessert hat, lag der Preis am Ende des Semesters tief, was auf eine groβe Instabilität der Märkte hindeutet.

Im Bezug auf den Ölpreis startete das Barrel am Anfang des Jahres mit 90 Dollar, erreichte ein Maximum von 120 Dollar Ende April und fiel dann auf unter 80 Dollar Anfang August von dem Sturz sich der Ölpreis sich seither leicht erholt hat. Im Bezug auf die Mineralstoffe haben sich die Preise im zweiten Semester dieses Jahres um 59 Prozent gesteigert im Vergleich zum Preis im Jahre zuvor. In letzter Zeit fielen jedoch auch diese Preise drastisch.

Der Anstieg der Preise der Rohmaterialien im ersten Semester aufgrund der wirtschaftlichen Erholung Chinas, habe keinen Bezug zur Entwicklung der Realwirtschaft. Sie scheint eher auf intensive Spekulationen in diesen Märkten zu reagieren. Die antizyklischen Maßnahmen des keynesianischen Formats schuf eine überschüssige Liquidität, welche sich in Nachfrageüberhängen für einige Waren und Vermögenswerten, unter anderem für die Rohstoffe, widerspiegelte. Eine technische Analyse in den Mineraliensektoren zeigt, dass wir uns am Ende des Aufschwungs in den Preisen (eine Phase, die besonders lange und intensiv andauerte) befinden und dass wir in Zukunft eine Trendwende bei den Preisen für Materialien nach unten erwarten können. Es bleibt bei der Debatte ob die Preisanpassungen eher schnell oder langsam vonstatten gehen sollten.

Fest steht allerdings, dass die Rohstoffpreise nicht dem Aufwärtstrend folgen werden, den wir bis jetzt gesehen haben. Diese Änderung in der Preisentwicklung der wichtigsten Exportgüter könnte zur Verstärkung der enormen Wettbewerbsschwächen des Exportsektors führen, welcher extrem anfällig auf jede Preisschwankung zu reagieren scheint.

Dem Bericht zufolge hätten die primären Produktionssektoren nicht die gewünschten Leistungen erbracht, die man sich von den Preisausrichtungen erwartet hatte. Die Flüssiggasproduktion hat in diesem Jahr viele Schwankungen hinnehmen müssen und konnte sich zudem in der Produktionskapazität im Vergleich zu vor fünf Jahren nicht vergrößern. Im Laufe der ersten Hälfte des Jahres 2010, hat die Erdgasförderung um 11,1 Prozent zugenommen, obwohl die Ausfuhrpreise ein historisch hohes Niveau erreicht haben.

Im Falle des Bergbaus stellten die Forscher fest, dass nach der großen Erweiterung der Produktion durch den Beginn der Operationen "San Cristobal" und "San Bartolome", die Produktion in den letzten Jahren gefallen sei. Die letzten sechs Monate habe sich dieser Trend fortgesetzt; demnach fiel die Produktion um 1,7 Prozent, als Konsequenz einer signifikanten Verringerung des Großbergbaus, welcher nicht durch das Wachstum im mittleren- und kleinen Bergbau ausgeglichen werden konnte. Die Zukunft ist ungewiss, da es keine großen Investitionsprojekte, die zu einem Wachstum in der Bergbauproduktion beitragen könnte, zu erwarten gibt. Dem kooperativen Bergbau, der sich stark als Antwort auf das Preisniveau ausgebaut hat, fehlt es an Investitionen und ist stark abhängig von dem vorherrschenden Preisniveau. Eine Korrektur der Preise für Mineralien haben demnach verheerende Auswirkungen auf Produktion und Beschäftigung in diesem Sektor.

Der Bericht stellte fest, dass im Falle der landwirtschaftlichen Produktion, die Anbaufläche in den letzten Jahren eher geringer geworden ist, was eine Verlangsamung der Expansion des Ölsektors bedeutet (auch wenn eine Erholung für das Jahr 2010/2011 erwartet wird). Zweifellos sind staatliche Maßnahmen unberechenbar und die Rechtsunsicherheit für den Produktionssektor haben verhindert, dass dieser den Preisaufschwung ausnutzen konnte. Im Hinblick auf die heimischen Märkte, konnte das Land durch eine Nahrungsmittelkrise, welche sich dadurch äußerte, dass der interne Nahrungsmittelkonsum nicht mehr gedeckt werden konnte und Kartoffeln und andere Grundnahrungsmittel importiert werden mussten. Im Falle von Mais, ist das Land in einer Krise vor der die Geflügel-Produktion auch droht erfasst zu werden.

Aufgrund der preislichen Auswirkungen der Exporte ist die makroökonomische Situation jedoch stabil, wenn auch nicht mit den Erträgen der bisherigen Jahre. Der Wert unserer Exporte hat sich zwischen Juni 2010 und Juni 2011 um 24,5 Prozent gesteigert. Von diesem Zuwachs hat der Preis-Effekt einen 20,2 prozentigen Anteil, während der Quantität-Effekt nur für die restlichen 4,3 Prozent verantwortlich ist. Allerdings hat sich der Überschuss in der Handelsbilanz in diesem Zeitraum um 6,5 Prozent verringert aufgrund der zugenommen Importe, die um 33,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. Das Volumen der Importe markiert einen neuen historischen Rekord, welches ein beispielloses Volumen bis zum Jahresende erreichen könnte. In Bezug auf das erste Quartal des vergangenen Jahres hat sich das Saldo des Kontokorrents, obwohl es positiv ist, verringert. Im Gegensatz dazu gab es eine signifikante Verbesserung in der Kapitalbilanz, aufgrund der gestiegenen ausländischen privaten Investitionen (vor allem in das Portfolio, aber auch direkte), die eine signifikante Akkumulation von Währungsreserven in der ersten Hälfte erlaubte. Daher fielen die Anhäufung von Währungsreserven im Vergleich zu den Vorjahren erheblich höher aus.

Die Verbesserung des Ölpreises in der ersten Hälfte führte außerdem zur Erhöhung des Einkommens des öffentlichen Sektors. Außerdem sei anzumerken, dass es eine Verbesserung der Einnahmen (neben den um 23,2 Prozent erhöhten Steuern auf Kohlenwasserstoff) aus anderen Steuern, welche um bis zu 24,6 Prozent gestiegen sind, zu verzeichnen gibt. Eine Verringerung des Preises der Exporte hat demnach auch Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen. Darüber hinaus bewirkt der jüngste Rückgang der Ölpreise auf dem Weltmarkt, dass der Preis für die Erdgas-Exporte nach Brasilien und Argentinien in der zweiten Hälfte des Jahres 2011 fiel.

Bei der Vorstellung der Forscher wurde festgestellt, dass die Inflation in der ersten Hälfte vergleichsweise hoch lag (4,27 Prozent), besonders stark äußerte sich dies im Bereich der Lebensmittel (11,31 Prozent). Nunmehr seit mehreren Jahren befindet sich die Inflation der Lebensmittelpreise auf einem hohen Niveau, deutlich über der allgemeinen Inflation. Dies beeinträchtigt besonders die Sektoren mit niedrigem Einkommen, da sie einen höheren Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen.

Die Inlandsnachfrage ist in der ersten Hälfte des Jahres gewachsen, und verzeichnet einen Großteil der Zunahme des BIP welches eine 5,7 prozentig höhere Rate als der Durchschnitt erreicht. Der Verbrauch der privaten Haushalte zählt dabei zu den dynamischsten und ist für 3,7 Prozentpunkte des Wachstums im ersten Quartal verantwortlich. Auch die Investitionen erholten sich und waren für 1,2 Prozentpunkte des BIP-Wachstums verantwortlich. Die Ausweitung des Verbrauchs und ausländische Investitionen sind auf die Einnahmen aus Exporten von Rohstoffen und Kreditexpansion zurückzuführen.

Das Forscherteam schloss seine Präsentation mit dem Hinweis darauf, dass obwohl die bolivianische Wirtschaft mehrere Boomjahre erlebt, kein solides Fundament für das Wachstum der Wirtschaft generiert wird. Die Produktionssektoren zeigen eher eine Stagnation oder gar Regression. Die Wirtschaft steht daher vor großen Herausforderungen die sie zu bewältigen hat: i) die Stagnation der Produktionskapazitäten ii) die Gefahr von einem Rückgang der Preise von Rohstoffen zum Export.

Schließlich endete die Präsentation mit drei Frage- und Antwortrunden aus dem Publikum an die Referenten, in denen sie spezifische Aspekte des Berichts näher erläuterten.

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