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Veranstaltungsberichte

Corporate Social Responsiblity (CSR)

Theorie, Tendenzen und zukünftige Herausforderungen für Bolivien

Die Thematik der Corporate Social Responsibility (Soziale Verantwortung von Unternehmen, kurz CSR) ist ein wichtiger Grundpfeiler der Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Bolivien. Die CSR steht in Zusammenhang mit der Rolle, die Unternehmen der Gesellschaft gegenüber einnehmen; es handelt sich konkret um die Verpflichtung, gesellschaftlich verantwortungsbewusst zu agieren. Die KAS hat dieses Jahr eine Studie durchgeführt, um den Entwicklungsstand der CSR in Bolivien zu analysieren und die bolivianische wie die internationale Gesetzesgebung im Zusammenhang mit der CSR zu evaluieren.

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Die KAS erstellt jedes Jahr eine Forschungsarbeit über ein aktuelles Thema; dieses Jahr stand die Corporate Social Responsibilty (soziale Verantwortung von Unternehmen, kurz CSR) im Mittelpunkt, um sowohl dem privaten und öffentlichen Unternehmenssektor als auch der Wissenschaft mit einem Nachschlagewerk zu dienen. Dr. Iván Velásquez Castellanos Ph.D., Koordinator der KAS in Bolivien, leitete das Projekt an und lud Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und dem öffentlichen Sektor ein, um deren Perspektiven in die Arbeit einfließen zu lassen.

Die Präsentationen sowohl in Santa Cruz am 2. Dezember als auch in La Paz am 8. Dezember fanden mit der freundlichen Unterstützung der deutsch-bolivianischen Industrie- und Handelskammer (AHK) statt, der die KAS einen besonderen Dank für die erfolgreiche Durchführung beider Veranstaltungen aussprechen möchte.

In Lateinamerika hat lange Zeit nur die Wohlfahrt die CSR im Unternehmenssektor ausgemacht. Allgemein gesprochen lässt sich das lateinamerikanische Firmenmodell durch seine familiäre Struktur charakerisieren, Firmen sind meist klein oder mittelständisch und zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Einfluss deutscher, arabischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Immigranten stark.

Die CSR als Konzept und Unternehmenspraxis hat in allen Ländern Lateinamerikas einen beständigen Aufschwung erlebt. Die lateinamerikanische Firma ist immer stärker in CSR-Programme involviert: intern orientiert an den Angestellten und extern an Programmen für bestimmte marginalisierte Bevölkerungsgruppen oder einfach an dem Teil der Gesellschaft, innerhalb dessen die Firma agiert. Dennoch muss man feststellen, dass die Praktiken sich noch nicht in allen Sektoren durchgesetzt haben und in vielen Fällen das klassische Firmenmodell CSR-Praktiken nicht für relevant hält.

Die KAS in Bolivien arbeitet bereits seit mehr als zehn Jahren in dem Bereich der CSR, da diese ein wichtiges Element des deutschen Modells der Sozialen Marktwirtschaft darstellt. Die vorliegende Publikation “Corporate Social Responsibility (CSR). Theorie, Tendenzen und zukünftige Herausforderungen für Bolivien“ hat das Ziel, auf kritische Weise die CSR als Konzept und Firmenmodell zu beschreiben, zu analysieren und zu bewerten. Auch soll die Arbeit die verschiedenen Umfelder identifizieren, in denen die bolivianische Firma sich als verantwortungsvoller Akteur gegenüber der Gesellschaft und Umgebung zeigt.

Die moderne Vision der CSR sieht rein wohltätiges Verhalten seitens von Unternehmen und Organisationen nicht vor. Im Gegenteil liegt das Hauptaugenmerk auf den Produktionsprozessen, über die die Firma verantwortlich für ihre Angestellten, Zulieferer und andere Betroffene ist, die Teil der Prozesse sind oder durch diese beinträchtigt werden. Das liegt daran, dass sich gegenwärtig neue Vorstellungen von CSR entwickeln, die viel umfassendere Betrachtungsweisen beinhalten, wie z.B. dass die CSR in Zusammenhang stehen muss mit der Verpflichtung einer Firma verschiedenen Interessensgruppen gegenüber; darunter fallen die Angestellten, die Klienten und sonstige Personen und Gruppen, die von der Firmenpolitik beinträchtigt werden können.

Zweifellos hat das wachsende Interesse an CSR einen wichtigen Dialog zwischen verschiedenen Bereichen der Zivilgesellschaft eröffnet: NGOs, Regierung, Wissenschaft, Wirtschaft und Angestellte tauschen sich darüber aus, was es in der praktischen Umsetzung für ein Unternehmen bedeutet, gesellschaftlich verantwortungsvoll zu handeln und schaffen damit Raum für eine große Bandbreite an Handbüchern und Verhaltenscodizes, sowie Hinweisen zu Indikatoren und Planungsvorgängen.

Mit der Implementierung der CSR hat sich der Fokus der Unternehmensethik, der traditionell auf der einfachen Erfüllung gesetzlicher Richtlinien lag, hin zu einer Verpflichtung zu ethischem Verhalten verschoben, das auf Werten und Prinzipien beruht. Diese Werte müssen die Verantwortlichkeiten einer Firma aufzeigen und die Form widerspiegeln, in der sie ihre Beziehungen zu den öffentlichen Interessenten führt. Unter diesen Werten sind die wichtigsten Ehrlichkeit, Integrität, Respekt, Transparenz und Öffnung.

CSR bedeutet also Firmenethik, aber auch die Wahrung von Menschenrechten, Arbeit und Beschäftigung unter menschenwürdigen Bedingungen, Zugeständnis der Vereinigungsfreiheit und die Anerkennung des Rechts auf kollektive Verhandlung sowie auch die Ausschaltung aller Formen der Zwangsarbeit, die Abschaffung der Kinderarbeit und die Beseitigung jeder Art der Diskriminierung im Arbeitsumfeld.

Die Umweltthematik ist eine wesentliche Kompontente der CSR; traditionellerweise hat sich das Management der Umweltbelastung, die direkt durch Firmen entsteht, auf die Effizienz im Umgang mit natürlichen Ressourcen, die Kontrolle der Verschmutzung, den Umgang mit Abfällen und die Regulierung des Produktlebenszyklus konzentriert. Aktuell strebt man danach, dass Firmen über das reine Management ihrer Umweltbelastung – für die sie unmittelbar verantwortlich sind – hinausgehen und anerkennen, wie die besagten Einflüsse zu Umwelt- und sozialen Problemen führen. Man drängt Unternehmen dazu, dass sie aktiv an allem teilnehmen, was mit öffentlicher Gesundheit, Zugang zu Trinkwasser, grundlegender Sanierung, Wohnraum, Ernährung und Transport zu tun hat; sowohl in Bezug auf ihre Angestellten als auch auf die Gemeinden, in denen sie tätig sind. Außerdem soll die CSR Unternehmen dazu anregen, ihre Rolle in weltweiten Umweltproblemen, wie z.B. dem Klimawandel und der Verringerung der Artenvielfalt wahrzunehmen und daran zu arbeiten.

Gleichermaßen sollen Firmen im Rahmen der CSR auch analysieren, auf welche Art ihre Geschäfte Einfluss auf den gesamten Produktionszyklus und die Wertschöpfungskette nehmen, vom Rohstofflieferant bis zum Endverbraucher. Einige Unternehmen sind Vorreiter darin geworden, soziale und Umweltstandards zu etablieren und Überwachungssysteme für ihre Zulieferer einzuführen.

Was Wohlfahrt und soziale Investitionen angeht, so haben viele Unternehmen entdeckt, dass eine paternalistisch und einseitig wohltätige Politik basierend auf Geldspenden weder die Erwartungen der Gesellschaft an sie trifft, noch garantiert, dass diese Beiträge nachhältige Ergebnisse produzieren. Die CSR regt Firmen dazu an, innovative Formen zu entdecken, sich solidarisch mit Gemeinden zu verbinden, so wie zum Beispiel durch den direkten Bezug von Materialien und Dienstleistungen, die lokal verfügbar sind, Auslagerung und andere vergleichbare Praktiken, die zur Wohlfahrt der benachbarten Gemeinden beitragen.

CSR bedeutet auch Transparenz und Rechenschaftsablage, denn verantwortungsbewusste Unternehmen müssen auf allen Hierarchieebenen –vom Angestellten bis zum Direktorium- sicherzustellen, dass die aufgestellten Prinzipien und Werte übernommen und umgesetzt werden. Die Geschäftsleitung muss alle Arbeitsvorgänge nachverfolgen, um die Ziele der CSR zu erreichen und die Ergebnisse zu messen und darüber Bericht zu erstatten. Ein Teil der Rechenschaftspflicht besteht auch darin, angemessene Kanäle zu finden, die öffentlichen Interessenten ermöglichen, die Ergebnisse zu überprüfen, extern wie intern.

Die Veröffentlichung besteht aus sechs Kapiteln. Im ersten wird der theoretische Rahmen abgesteckt: der Forschungsstand, fundamentale Prinzipien der CSR, sowie ein Überblick über die Literatur. Im zweiten Kapitel wird die Rolle der Unternehmen als Protagonisten der CSR, des Staats/der Regierung und der Medien als antreibende Kräfte der CSR analysiert. Im dritten Teil wird die Erfahrung mit CSR in Lateinamerika und speziell in Argentinien in Form einer Fallstudie analysiert, um auf internationaler und regionaler Ebene herauszuarbeiten, was sich im Bereich der CSR in Entwicklung befindet. Das vierte Kapitel enthält die Grundzüge einer systematischen Verwaltung im Rahmen der CSR. Das fünfte Kapitel ist besonders wichtig, da es wichtige Beispiele der CSR-Praxis auf dem bolivianischen Markt vorstellt (Banco Ganadero S.A., Fundación VIVA, Quinua Foods Company S.R.L., CADEXCO, Ifo RSE und AESA Ratings). Das abschließende sechste Kapitel widmet sich Schlussfolgerungen und Empfehlungen.

Wir hoffen, dass diese Veröffentlichung bolivianischen Unternehmen aus dem öffentlichen wie privaten Sektor, der Wissenschaft und der Öffentlichkeit dienlich ist.

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Presentación RSE KAS

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