In ihren Willkommensworten gratulierte und bedankte sich die Leiterin des Auslandsbüros der Konrad Adenauer Stiftung in Bolivien, Susanne Käss, bei den Autoren für ihre wertvolle Arbeit, die die aktuelle Lage Boliviens näher bringe und von großem Interesse sei. Sie widmete sich der Frage, warum Bolivien, das über natürliche Ressourcen verfügt, es bisher nicht geschafft hat, seine gesellschaftlichen Probleme wie Armut und soziale Ungleichheit zu überwinden. Sie erklärte, dass Deutschland keine Bodenschätze habe, jedoch eine erfolgreiche Wirtschaft vorweise. Einer der Gründe für die ungelösten sozialen Probleme in Bolivien sei die Forderung der Bevölkerung nach einem Anteil an den Gewinnen aus dem Abbau der Bodenschätze; ein Konflikt, der aus der Rohstoffabhängigkeit Boliviens resultiere und die Entwicklung des Landes blockieren könne.
Anschließend präsentierte Dr. Rolando Morales die wesentlichen Konzepte des Buches, sowie die historische Entwicklung der Rohstoffabhängigkeit. So beschreibt das Buch, dass die Rohstoffabhängigkeit in Bolivien das Ergebnis eines Prozesses sei, der durch die Forderung nach Einkommen und gleichzeitig die politische Machtausübung über einen Rohstoff geprägt ist. Dies habe einen Konflikt zur Folge, der die Entwicklung des Landes behindere. Die Rohstoffabhängigkeit komme in verschiedenen Formen zum Ausdruck: der Konzentration des Reichtums, dem Grad der Ungleichheit und dem Zugang zu Reichtum.
Zudem sei die Rohstoffabhängigkeit durch Kooperativismus, Klientelimus und Unbeweglichkeit geprägt. Der Staat verfüge über die Resourcen und ihren Gewinn, wie es das Beispiel des Bergbaus zeigt, der verstaatlicht ist. Unter der Forderung, von dem Gewinn etwas abzubekommen, vereinigten sich die Menschen in Kooperationen und übten Druck auf den Staat aus. Dies führe zu einer Dynamik, die Konflikte auf verschiedenen Ebenen des Staates auslöse und ein Hindernis für die Entwicklung des Landes darstelle. Zu den Hindernissen zählten die dauerhaften Konflikte, die ungleichmässige Gewinnverteilung und die Spaltung der Gesellschaft in Gewinner und Verlierer.
Laut den Autoren verstärke sich die Anzahl der Konflikte zudem, je höher die Verfügbarkeit der Rohstoffe ist; ein Phänomen, dass sich mit der Forderung der Menschen nach einem Gewinnanteil erklären ließe.
Der Ausweg aus der Rohstoffabhängigkeit könne laut Vorschlag der Autoren erreicht werden, wenn die schwerwiegendsten und problematischsten Konsequenzen der Rohstoffabhängigkeit, nämlich der Konflikt um die Aneignung von Gewinnen und die Form der Verteilung von Einkommen, gestoppt würden. So könne durch die direkte Zuweisung eines Teils der Gewinne aus der Ölförderung, das heißt durch die individuelle Rohstoffabhängigkeit, die Notwendigkeit sich in einer Gruppe zu vereinigen, Druck auszuüben und sich mit anderen Gruppen auseinanderzusetzen, aufgehoben werden. Das persönliche Wohl der Menschen könne zwar so erhöht werden, ein Wachstum der Wirtschaft wäre jedoch nicht gegeben, weshalb die Option der individuellen Rohstoffabhängigkeit ambivalent ist und zur Diskussion steht.
In seinem persönlichen Kommentar lobte Dr. Morales die Qualität des Buches und erwähnte die Bedeutung von Bildung und technischem Fortschritt für die Entwicklung eines Landes. Er hob hervor, dass Faktoren wie die fehlende Kommunikation in der multikulturellen Gesellschaft Boliviens, die ungleiche Verteilung von Einkommen und Chancen, und das fehlende Verständnis, dass Zusammenarbeit das Wohlergehen aller verbessern könnte, im gesellschaftlichen Konflikt Boliviens eine Rolle spielen. Den letztgenannten Aspekt bezeichnete Dr. Morales als den Grund für das Zusammenleben in einer Gesellschaft. Er erklärte, dass die Überwindung der Rohstoffabhängigkeit Bolivien zu einer modernen Gesellschaft – im Sinne Rousseaus einer Gesellschaft, die zusammenarbeitet um ihre Lebensbedingungen zu verbessern - führen könne.
Im Anschluss bedankte sich der Autor des Buches, Roberto Laserna, für die Unterstützung und Zusammenarbeit im Rahmen seines Buches. Seine Absicht sei es gewesen, zu zeigen, warum Überfluss von Rohstoffvorkommen gut und schlecht sein kann. Das Problem läge nicht an den ROhstoffvorkommen an sich, wodurch die Frage nach der „Falle der Rohstoffabhängigkeit“ aufkomme, die sich in dem Überfluss, sowie der Konzentration der Gewinne in einem institutionell schwachem System äußere, das Ungleichheiten in der Gesellschaft hervorruft.
Metaphorisch gesehen sei die Rohstoffabhängigkeit wie HIV. An sich keine Krankheit, schwächt HIV jedoch das Immunsystem und führt zur Ansteckung mit anderen Krankheiten. Genauso schwäche die Rohstoffabhängigkeit den Staat und somit den Rest der Gesellschaft. Es entständen die Konflikte mit denen die bolivianische Gesellschaft sich konfrontiert sieht.
Auch wenn der Ausgang aus der Falle der Rohstoffabhängigkeit kontrovers diskutiert wird, konzentriert sich die bereits dritte Ausgabe des Buches „Die Falle der Rohstoffabhängigkeit“ darauf, „...wie man aus ihr herauskommt“. Sie beinhaltet Lösungsansätze für die Schäden, die die Rohstoffabhängigkeit bei einem schwachen Staat anrichten kann.
Der aktuelle soziale Konflikt in der bolivianischen Gesellschaft sei bereits während des Schreibens des Buches in den Jahren 2004/ 2005 bekannt gewesen, da bestimmte Faktoren wie ein schwacher Staat, die soziale Ungleichheit und die Erwartungen an die Gasförderung, etc., bereits Tatsachen gewesen seien. Zudem sei die Politik der traditionellen Logik der zentralen Verwaltung von Ressourcen gefolgt.
Herr Laserna erklärte, es habe sich durch Erfahrungen in Bolivien erwiesen, dass die direkte Verteilung von Gewinnen an die Menschen ein wirksames Instrument im Kampf gegen die Armut sei, da die Menschen so ihr Geld frei nach ihren Bedürfnissen einsetzen könnten. Das Buch stelle einen wichtigen Beitrag für die Suche nach Lösungen für die Probleme Boliviens dar, indem es das Thema der Rohstoffabhängigkeit mit dem Thema Armut verbindet. Er lud das Publikum zu einer offenen und kritischen Debatte über das Thema ein. Die Veranstaltung fand ihren Höhepunkt in den zwei Fragerunden an den Autor, sowie in der Unterstützung durch das Publikum.