Die Wirtschaftsleistung in der Nachbarschaft
Die Stiftung Milenio präsentierte, in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), im Rahmen des Programms Analysen und Debatten, das Wirtschaftskolloquium Nr. 24, das den wirtschaftlichen regionallateinamerikanischen Kontext und Nexus der bolivianischen Wirtschaft analysiert.
Im Salon „Auditorium“ fand die Präsentation des Buches „Die Wirtschaftsleistung in der Nachbarschaft“ statt, welches die vier Werke der renommierten Ökonomen:
Luis Carlos Jemio, Fernando Candia Castillo, Carlos Schlink Ruiz und Mauricio Lea Plaza zusammenfügt. Die Präsentation und Erläuterung der Tragweite der Publikation wurden von Carlos Schlink und Julio Alvarado kommentiert.
Der Koordinator der KAS, Iván Velasquez, hielt die Willkommensrede und erläuterte die Bedeutsamkeit der Publikation. Napoleón Pacheco, Geschäftsführer der Stiftung Milenio, erklärte den Inhalt und den Umfang der Studie.
Nachfolgend findet sich eine Zusammenfassung des Inhaltes:
Bolivien und die Region Lateinamerika: Regionalwirtschaftliches Verhalten während des wirtschaftlichen Aufschwungs (2006-2011)
Luis Carlos Jemio
Es ist das Modell zur Überwindung der schweren Wirtschaftskrise in den späten 90ern und frühen 2000ern, Lateinamerika hat seit der zweiten Hälfte der 2000er Jahren einen beispielosen externen Wohlstand in der Wirtschaftsgeschichte der Region erlebt.
Das rasche Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern wie China und Indien hat einen signifikanten Anstieg der Nachfrage an Rohstoffen zur Folge gehabt, was zu einem Anstieg der Ausfuhrpreise in der Region führte. Die Region ist auch attraktiv für ausländische Direktinvestitionen (FDI) geworden, aufgrund der beobachteten Rezession in anderen Teilen der Welt und der Tatsache, dass Lateinamerika eine Region reich an natürlichen Rohstoffen ist. Die günstige gesamtwirtschaftliche Situation, die der größte Teil der Länder der Region präsentiert, ist gekennzeichnet durch die makroökonomische Stabilität, sowie durch die in den 90er Jahren eingeführten Strukturreformen, die die Rahmenbedingungen für die Ankunft des Fremdkapitals in der Region schufen.
Der externe Wohlstand hatte sehr positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Lateinamerikas. Zum ersten Mal verfügten viele Länder über ausreichende Mittel für die Durchführung von Maßnahmen der effektiven Armutsbekämpfung. Der Wohlstand hat ebenfalls ein größeres Wirtschaftswachstum, eine sinkende Arbeitslosenzahl und eine bessere Arbeitslosigkeitsbekämpfung initiiert.
Allerdings hat die Fülle an externen Ressourcen auch einige Probleme bei der Verwaltung der makroökonomischen Politik geschaffen. Die assoziierte Aufwertung der Währung mit der Fülle an externen Ressourcen hat die Bedingungen für das Auftreten des Phänomens der „Holländischen Krankheit“, mit einem größerem Wachstum des BIP und der Beschäftigung der Handelssektoren, geschaffen.
Dieser Aufsatz analysiert die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Region, während der Periode des externen Wohlstandes. Abschnitt zwei konzentriert sich auf die Analyse der, von lateinamerikanischen Ländern erlebten, günstigen externen Schocks und wie sie sich auf die verschiedenen Länder auswirkten.
Die Analyse konzentriert sich sowohl auf die Exporterlöse als auch auf das FDI-Konzept.
Abschnitt zwei analysiert die Auswirkungen des externen Wohlstands, in Hinblick auf die Auswirkungen der externen und fiskalen Bilanzen, das Wirtschaftswachstum, die Beschäftigung und die Reallöhne, die Sozialausgaben und die Armutsinzidenz.
Abschnitt drei analysiert die Probleme, die durch den externen Wohlstand in der makroökonomischen Steuerung geschaffen werden. Es analysiert die Auswirkungen des Wohlstandes auf die Inflation und den realen Wechselkurs. In diesem Abschnitt wird auch analysiert, ob diese Auswirkungen das Phänomen der „Holländischen Krankheit“ in den Ländern hervorgerufen haben.
Abschnitt vier prüft, ob der externe Wohlstand, der es den Ländern ermöglicht hat, zu wachsen und die Armutsrate zu reduzieren, auch ein Konvergenzprozess bei dem Pro-Kopf-Einkommen zwischen den Ländern Lateinamerikas geben wird. Mehrere ökonometrische Tests werden verwendet, um diesen Punkt zu überprüfen.
Abschnitt fünf präsentiert schließlich die wichtigsten Schlussfolgerungen dieser Studie.
Chile, Kolumbien und Peru: Die erfolgreichen Volkswirtschaften des südamerikanischen Pazifiks.
Fernando Candia Castillo
Seit 2004 hat eine Reihe von günstigen Umständen das Wachstum der lateinamerikanischen Volkswirtschaften angetrieben. Die Preise der Rohstoffe stiegen auf ein historisch hohes Niveau. Dieser Wachstumsschub hat die Einnahmen und den Konsum erhöht, aber auch die öffentlichen Finanzen gestärkt und den Handlungsspielraum der öffentlichen Ausgaben erweitert. Die Mehrheit der Länder in der Region verfügten über angemessene makroökonomische Grundlagen, um diese Umstände zu nutzen. Die weiterentwickelten westlichen Volkswirtschaften, die im Jahr 2008 von der Finanzkrise heimgesucht wurden, führten den Schwellen- und Entwicklungsländern einen reichlichen Kapitalfluss zu, um die Krise zu stoppen. Dies verstärkte ihr Ausmaß jedoch noch mehr.
Lateinamerika spürte die Auswirkungen dieser Krise für eine kurze Zeit. Die Nachfrage an Rohstoffen in Asien und insbesondere in China, pflegte die lateinamerikanische Exportoffensive, da die Handlungsrahmen der Fiskalpolitik die Umsetzung einer sehr effektiven antizyklischen Politik erlaubten.
Die Behaglichkeit, mit der sie die Volkswirtschaften der Region in jüngster Zeit betrieben haben, hat die Anwendung von unterschiedlichen Wirtschaftspolitiken möglich gemacht, die sich als Labor anbieten, um die Vorzüge und Mängel der Wirtschaftssysteme aus sehr disparaten Ideen und Ideologien zu beurteilen. Einige Nationen haben den Populismus umarmt und förderten Politik, mit denen der Staat die Kontrolle der Wirtschaft übernimmt (insbesondere bei den Erträgen der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen) und sich um die Produktion und die Kontrolle der Preise kümmert, während andere Volkswirtschaften die staatliche Expansion begrenzt haben, um den Auswirkungen der internationalen Krise entgegen zu wirken und die Förderung der Entwicklung der freien Märkte, der Aktivität, der privaten in- und ausländischen Investitionen fortzusetzen.
Nach Meinung vieler Analysten hat sich in letzter Zeit gezeigt, dass sich die Wirtschaften mit besserer Leistungsfähig im Pazifikbecken befinden. Diese geographische Lage hat immer mehr an zunehmender Bedeutung in Politik und Wirtschaft gewonnen und der Einfluss auf die südamerikanischen Volkswirtschaften ist nicht zu vernachlässigen.
Aber der Wohlstand, in dem viele lateinamerikanische Nationen leben, ist nicht nur ein Resultat der günstigen externen Konjunktur oder geographischen Lage. Einige haben bessere Chancen, um diese Bedingungen zu nutzen, weil sie über stärkere makroökonomische und institutionelle Grundlagen verfügen, die über viele Jahre hinweg aufgebaut wurden. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Kolumbien, Chile und Peru bietet dafür interessante Beispiele.
Diese Arbeit versucht etwas Licht auf die wesentlichen Merkmale der Erfahrung dieser drei Volkswirtschaften zu werfen und ihnen einige Lehren der Wirtschaftspolitik zu entziehen, die auch anderen Nationen in der Region helfen könnten. Es ist offensichtlich, dass die Erfolge dieser Volkswirtschaften nicht absolut sind und alten und neuen ungelösten Problemen gegenübergestellt werden.
Dennoch bleibt die Analyse bestimmter Aspekte der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und der Politik weiterhin gültig, besonders wenn sich die Ergebnisse von den weniger vielversprechenden Resultaten anderer südamerikanischer Länder absetzen.
Die brasilianische Volkswirtschaft
Carlos Schlink Ruiz
Lateinamerika wirkte drei negativen externen Schocks entgegen, die die öffentliche Politik, Geld- und Finanzpolitik konfrontierten. Die vorgestellten wirtschaftlichen Probleme wurden in Votalität, Wachstum und Investition vorgestellt. Die Erfahrung der umgesetzten Politik zwischen 2008 und 2009, war der Region ein wichtige Lehre, die es ihr ermöglichte sich dem neuen negativem Szenario mit größerer Effizienz gegenüber zustellen, in dem sie sich derzeitig befindet.
Diese drei negativen Schocks waren: 1. Steigende Lebensmittel- und Treibstoffpreise im Jahr 2008; 2. Die globale Finanzkrise zwischen 2008 und 2009; und 3. Die internationale Unsicherheit und Verlangsamung des Wirtschaftswachstums seit der zweiten Hälfte des Jahres 2011.
Eine der politischen Maßnahmen in den lateinamerikanischen Ländern und der Karibik ist die der antizyklischen Fiskalpolitik. Zwischen 2003 und 2008 orientierte sich die Fiskalpolitik an der Erzeugung der Primärüberschüsse und am Schuldenabbau. In jenem Jahr versuchte man auch die Ausgaben und Steuern neu auszurichten, um die regressiven Auswirkungen der steigenden Preise zu vermeiden. 2009 erhöhte man die öffentlichen Ausgaben, um die Binnennachfrage zu stabilisieren und ab 2010 führte man mehrere Steuerreformen ein, um die öffentlichen Finanzen zu befestigen.
Die negativen Schocks zwischen 2008 und 2012 wurden mit einer restriktiven Geldpolitik und einer Währungsaufwertung, angesichts der steigenden Nahrungsmittel- und Treibstoffpreise in 2008, bekämpft.
In diesem Szenario prognostizierte die ECLAC, dass die brasilianische Wirtschaft im Jahr 2012 um 1,6 Prozent wachsen wird und um 4 Prozent in der Periode 2013.
Das würde bedeuten, dass Lateinamerika und die Karibik um die Hälfte des Durchschnitts wachsen und für 2013 dem Durchschnitt gleichkommen würde.
Die Volkswirtschaften der Rio-de-la-Plata-Region: Argentinien, Paraguay und Uruguay
Mauricio Lea Plaza Paláez
Das wirtschaftliche Umfeld Argentiniens, Paraguays und Uruguays war in den letzten sechs Jahren (2006-2011) günstiger für die drei Länder als in den vergangenen sechs Jahren (2000-2005).
Sowohl global als auch regional und lokal gab es Szenarien, die eine deutliche Erholung der Wirtschaftszweige bedeuteten: ein anhaltendes Wachstum der Viehproduktion, ein exzellentes Wachstum der Industrie und eine Expansion des Bausektors (öffentlich und privat). Darüber hinaus war eine ungewöhnliche Dynamik im internationalen Handel, im Transport, in der Kommunikation sowie im Finanz- und Dienstleistungssektor zu beobachten. Der bestimmende Faktor für das Wachstum der Volkswirtschaften von Argentinien, Paraguay und Uruguay war die Binnennachfrage.
Obwohl die internationalen Handelsindikatoren der Volkswirtschaften von Argentinien, Paraguay und Uruguay auch deutliche Fortschritte vorzeigten, wuchsen ebenso die Importe (insbesondere Investitions- und Konsumgüter) und Exporte von Waren und Dienstleistungen. Allerdings hebt sich Paraguay als eine vom Exporthandel stark abhängige Volkswirtschaft hervor, da die Exporte und Importe jeweils 48 und 55 Prozent des BIP ausmachen.
Die makroökonomische Stabilität in Lateinamerika begünstigt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Argentiniens, Paraguays und Uruguays, da sie seit 2005 das Ziel der Aufrechterhaltung einer niedrigen und überschaubaren Inflation, mit einem eingeführten Stand zwischen 4 und 6 Prozent, beibehalten.
Die Armutsindikatoren in Argentinien, Paraguay und Uruguay zeigen einen gleichen Rückgang und eine Abnahme der Armutsinzidenz in den drei Ländern, wenn auch in einem geringeren Umfang in Paraguay. Zudem gab es eine Verbesserung der Arbeitsmarktindikatoren in diesen drei Ländern, konsequent höhere Beschäftigungsquoten und seit 2005 registrierten sie signifikante Steigerungen in den Ebenen der öffentlichen Investitionen, private und ausländische Direktinvestitionen, welche eine bessere wirtschaftliche Entwicklung und ein besseres wirtschaftliches Wachstum der drei Volkswirtschaften ermöglicht haben.
Die Finanzsysteme in Paraguay und Uruguay setzten sich in der Periode 2005 – 2010, mit einem Anstieg des Umsatzes in den Banken-Systemen (Einlagen- und Kreditwachstum) und Verbesserungen der Zahlungsfähigkeit weiterhin fort.
Argentinien hat Probleme mit dem informellen Handel seiner Währung, was Inflationsdruck und Kapitalflucht hervorruft
Die Höhe der Staatsverschuldung sank nach Erreichen eines sehr hohen Niveaus signifikant, hinsichtlich zum BIP 2003 und 2004, besonders in Argentinien. Im Gegenzug sind die internationalen Reserven stetig gewachsen, durch die höheren Preise für Exportprodukte und günstige Geldpolitik.
Paraguay und Uruguay waren von der globalen Krise (2001-2003) betroffen, aber
erholten sich schneller als erwartet, aufgrund der soliden makroökonomischen Grundlagen, günstigen externen Finanzierungsbedingungen und hohen Erträgen aus Rohstoffexporten, die weiterhin Gegenstand einer robusten Auslandsnachfrage sind, trotz des schlechten Jahres, das sich 2009 durch den Exportrückgang andeutete. Allerdings hat Argentinien eine größere negative Auswirkung auf seine Wirtschaft zu verzeichnen, angesichts der Krise in Europa und der konjunkturellen Abschwächung Chinas und Indiens.
Die internationale Wirtschaftslage war auch für Argentinien, Paraguay und Uruguay günstig durch das Wachstum der Beteiligung der Mitgliedstaaten des Gemeinsamen Marktes des Südens (MERCOSUR), welche seit 2010 über 7 Prozent sind.
Ebenfalls registrierten sie kürzlich steigende Exportpreise der Rohstoffe der Region und es hielten sich niedrige Zinsen auf den internationalen Märkten.
Schließlich können wir sagen, dass die Wirtschaftsbemühungen der Länder der Rio-de-la-Plata-Region noch nicht ausreichen, um signifikante Veränderungen in den Bereichen Armut, Arbeitslosigkeit und einer besseren Einkommensverteilung zu erreichen
Schließlich endete die Buchpräsentation mit einer Fragerunde aus dem Publikum und einem Wein-Empfang.