Veranstaltungsberichte
Die Gesprächrunde griff eines der wichtigsten Themen im aktuellen politischen Diskurs Boliviens auf, nämlich die „indigene Frage“. Es wurde herausgearbeitet, dass die Regierung des Movimiento al Socialismo (MAS) die ländlichen Gebiete mit mehrheitlich indigener Bevölkerung gegenüber den städtischen Gebieten bevorzugt, womit Maßnahmen einhergehen, die das Potenzial haben, fundamentale demokratische Prinzipien, wie beispielsweise die Gleicheit aller, zu relativieren.
Ferner wurde darauf hingewiesen, dass das von der Regierung propagierte Konzept des indigena originario campesino insgesamt nicht dienlich sei, da es vielmehr ein ideologisch-politisches Konstrukt mit rassistischer Konnotation ist als eine tatsächliche ethnische Variable. In diesem Zusammenhang monierten die Teilnehmer die Anerkennung eines höherwertigen Status der indigenas originario campesinos gegenüber den restlichen Bürgern Boliviens und wiesen auf die Gefahr hin, dass somit eine Gruppe von Staatsbürgern erster Klasse und eine Gruppe von Staatsbürgern zweiter Klasse generiert werden könnte. Außerdem würde der Diskurs den Jahrhunderte alten Prozess der weitreichenden und irreversiblen mestizaje in den Hintergrund drängen.
Abschließend mahnte die Repräsentantin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bolivien, Susanne Käss, die Gleichheit aller bolivianischen Bürger an und verwies auf die Unmöglichkeit, die Ungerechtigkeit der Vergangenheit mit einer anderen Ungerechtigkeit in der Gegenwart zu überwinden.