Veranstaltungsberichte
Die herausragende Journalistin und Ex-Kandidatin der Partei PODEMOS für das Vizepräsidentenamt im Jahre 2005, María René Duchén, nahm die Einladung zum dritten Gesprächskreis des Programms zur inigenen politischen Partizipation (PPI) der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) an, das sich am Samstag dem 10. Juli im Apart Hotel Alcalá im Rahmen des fünften Moduls des Niveau I ereignete. Der Gesprächskreis war eng verbunden mit dem Inhalt des Moduls und zielte darauf ab, die starken Wechselwirkungen von Medien und politischer Sphäre aufzuzeigen.
Dritter Gesprächskreis mit der Journalistin und Ex-Vizepräsidenten-Kandidatin María René Duchén über die enge Verbindung von Medien und politischer Sphäre (10. Juli)
Schon kurz nach ihrer Ankunft stellte María René Duchén ihre offene und freundliche Art in Gesprächen mit den Teilnehmern des Gesprächskreises unter Beweis, bevor der Gesprächskreis eröffnet wurde mit dem Thema der aktuellen politischen Konjunktur Boliviens. Duchén verdeutlichte, dass Bolivien sich in einer Phase der Transformation befinde und dass zwei Elemente in diesem Kontext besonders hervorstechen: Der Verlust vieler politischer Persönlichkeiten sowie Parteien, sodass die Movimiento al Socialismo (MAS) eine der wenigen Parteien ist, die überhaupt noch existieren. Positiv bemerkte Duchén die Effektivität der Kommunikation der Regierung Morales im Bereich der Information und machte auf die vielen Beitritte der Bevölkerung in die Partei aufmerksam. Dies, so Duchén sei die Folge von Mini-Medien wie sie sie nennt, also personelle und grupale Kommunikation, Sticker, Aufdrucke etc..
Die aktuelle Bewegung in politischen und ökonomischen Prozessen ist auch in der Medienlandschaft sichtbar. Denn auch hier lässt sich eine fehlende Führung bemerken, genauso wie die Abwesenheit von ganzheitlichen und starken Meinungen. Vielmehr sind führende Persönlichkeiten in den Medien auf lokaler Ebene vorhanden, nicht aber auf nationaler. Duchén würdigte, dass hierdurch die Qualität der Berichterstattung gestiegen sei: Je mehr Medien und Journalisten es gibt, desto besser die Voraussetzungen, um sich eine eigene und fundierte Meinung zu bilden. Gleichzeitig sei die Quantität der Medien auch ein Zeichen für die Pressefreiheit, welche wiederum immanent demokratisch sei.
María René Duchén übte Kritik an den Medien als auch Selbstkritik, indem sie darauf aufmerksam machte, dass Medien im politischen Sektor, besonders in Wahlkampagnen entscheidend seien. Neben der Tatsache, dass den Medien oft zu wenig Beachtung geschenkt wird, betonte Duchén die Verantwortung, die die Medien hinsichtlich ihrer Informationsmacht besitzen. Dass dieser Verantwortung eben nicht immer zufriedenstellend nachgegangen wird, machte die Journalistin am Beispiel des Tintenfisches Paul deutlich, dem während der Fussballweltmeisterschaft (zu) viel Beachtung geschenkt wurde. Duchén lamentierte, dass einer Statistik des Gesundheitsministeriums, nach der pro Tag 4,5 bolivianische Frauen an Gebärmutterhalskrebs sterben, im Gegensatz zum Tintenfisch Paul keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
An dieser Stelle machte sie deutlich, dass sie zwar für eine Autozenur der Medien sei, nicht aber für eine „Zwangsjacke der Medien“ wie es das aktuell diskutierte Mediengesetz vorsieht.
Des Weiteren berichtete die Ex-Kandidatin für das Vizepräsidentenamt über ihre Erfahrungen als Politikerin, speziell über ihre Kandidatur in 2005 zusammen mit Jorge „Tuto“ Quiroga Ramírez. In diesem Kontext gab sie den Teilnehmern des PPI-Programmes viele Ratschläge hinsichtlich des politischen Geschehens: Man soll verbunden sein mit seinem Land, man soll die Wahrheit des Landes kennen und sich darüber informieren (und nicht nur durch die Medien), man soll sich als Politiker über die Realisierbarkeit möglicher Projekte im Land bewusst sein und eine klare Vision seiner Ideale hegen und schliesslich soll man sich über die Vor- und Nachteile des Politikerlebens bewusst sein.
Der Gesprächskreis dauerte mehrere Stunden, die unter anderem für konstruktive Fragen und Diskussionsbeiträge seitens der Teilnehmer genutzt wurden. Vor allem die weiblichen Teilnehmer wirkten ausserordentlich inspiriert durch María René Duchén, die später bemerkte, dass es nicht nur gelte die indigene Bevölkerung in politische Partizipationsprozesse zurückzuführen, sondern auch Geschlechtergerechtigkeit herzustellen.