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Veranstaltungsberichte

GLOBALISIERUNG, MIGRATION UND GELDSENDUNGEN

21. ökonomisches Kolloquium

Unter der Schirmherrschaft der Konrad Adenauer Stiftung und der Fundación Milenio fand das erste ökonomische Koloquium des Jahres 2011 am Mittwoch den 2. März, im Saal des Restaurants Viena statt. Bei der besagten Veranstaltung wurde das Wirtschaftliche Koloquium No 21 (Coloquio Económico No 21) mit dem Titel „Globalización, Migración und Remesas“ (dt. Globalisierung, Migration und Geldsendungen) vorgestellt, welches von Roberto Laserna, Luis Carlos Jemio zusammen mit Mario Napoleon Pacheco und Saul Roberto Quispe verfasst wurde.

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Die Autoren befassten sich mit folgenden Themen:

1.Migrationsströme und Globalisierung (Roberto Laserna)

2.Bolivien, Migration und Geldsendungen (Luis Carlos Jemio und Napoleón Pacheco)

3.Der Einfluss von Geldsendungen auf den realen Wechselkurs in Bolivien (Saúl Quispe)

Susanne Käss, die Repräsentantin der Konrad Adenauer Stiftung, übernahm es die Willkommensworte zu sprechen und die Veranstaltung zu eröffnen, indem sie die Bedeutung der Geldsendungen und der Migration für die bolivianische Wirtschaft betonte. Sie erwähnte auch, dass Studien wie die Vorliegende eine klare Idee über die Dimension der Probleme und mögliche Empfehlungen der öffentlichen Ordnung diesbezüglich liefern.

Anschließend präsentierte Napoleón Pacheco, Vorstand der Fundación Milenio, das Forschungsergebnis und hob hervor, dass die Bewegungen der Bevölkerung über nationale Grenzen hinweg ein ansteigendes Phänomen und eine immer größere Herausforderung für die betroffenen Länder und die internationale Gemeinschaft darstellen. Anstieg, Diversifizierung und Komplexität, sowie die enormen Auswirkungen in Bezug auf die Entwicklung der Länder und die Menschenrechte von Migranten und ihren Familien, u.a., fordern eindeutigere und kohärentere Antworten auf globaler, regionaler und bilateraler Ebene.

Im Folgenden stellte Luis Carlos Jemio das Kapitel „Bolivien, Migration und Geldsendungen“ vor, in dem er in Übereinstimmung mit den Haupttheorien zur Migration und besonders mit der des Humankapitals unterstreicht, dass man aus wirtschaftlicher Sicht behaupten kann, dass der Schüsselfaktor, der ausschlaggebend für eine Auswanderung ist, die Suche nach einem bessern Leben ist.

Im Einklang mit dieser Theorie hängt die Entscheidung zu migrieren von der Differenz zwischen dem erwarteten Wert der Rente oder der Einkünfte in den Regionen des Ursprungs und des Ziels ab. Gleichzeitig hängt sie aber auch vom erwarteten Einkommen und der Wahrscheinlichkeit Arbeit zu finden ab, was die Funktion der Arbeitslosenquote und anderer Faktoren, wie dem Humankapital, ist.

Saúl Quispe, ein der Fundación Milenio nahestehender Wissenschaftler, erläuterte die Studie über den Einfluss der Geldsendungen auf den realen Wechselkurs in Bolivien. Er gab eine Erklärung seines mathematischen und wirtschaftlichen Modells und betonte, dass unter den Gründen für den Anstieg des realen Wechselkurses in der bolivianischen Wirtschaft, die Geldsendungen aus dem Ausland als eine der explikativen Variablen im Modell intervenieren.

Abschließend wurde Iván Velásquez, Koordinator der Konrad Andenauer Stiftung vom Lic. Napoleón Pacheco eingeladen das Wirtschaftliche Kolloquium No. 21 zu kommentieren. Dieser wies zunächst darauf hin, dass besonders die Arbeit von Roberto Laserna und die Analyse, die er ausgehend von drei Modellen durchführte, hervorsticht: Das Modell des liberalen Strukturwandels, der aus der Handelsöffnung entsteht, das der Globalisierung von unten, die als transnationaler Migrationsprozess verstanden werden kann und zuletzt die perverse Konnexion der Globalisierung zu informellen Menschenhändler- und Schleusernetzwerken, wie Laserna die Antworten Lateinamerikas zur Globalisierung nennt.

Velásquez erwähnte auch, dass die zweite Arbeit des Dokuments: Bolivien, Migration und Geldsendungen (von Jemio und Pacheco), die Aktualisierung einer gleichnamigen Forschung ist, welche im Rahmen des Regionalprogramms Soziale Ordnungspolitik in Lateinamerika (SOPLA) von der Konrad Adenauer Stiftung in Rio de Janeiro (Brasilien) präsentiert wurde. Vorrangiges Ziel des Programms ist es, politische Reformen in den lateinamerikanischen Ländern durch Erfahrungsaustausch und –beiträge anzustoßen.

In diesem Sinne ist in der jüngsten Version der Studie von Jemio und Pacheco die Aktualisierung der statistischen Daten auf den Stand von 2009 wertzuschätzen. Im Allgemeinen beruht eine der ersten zu beobachtenden Beschränkungen des Wissens über die internationale Migration auf der verfügbaren statistischen Information.

Unter den Hauptinformationsquellen diesbezüglich, finden sich Volkszählungen, Register der Migrationsbehörden, Umfragen in Haushalten oder von Individuen und verschiedene Fallstudien in verschiedenen Bereichen. Diese Quellen erlauben es einige Dimensionen der Ein- und Auswanderung in den Ländern kennenzulernen, sowie gewisse temporäre Ströme, die nicht notwendigerweise einen Wechsel des Wohnsitzes bedeuten. Trotzdem sind die besagten Quellen nicht absolut vergleichbar und repräsentativ, so dass Generalisierungen auf ihrer Grundlage mit Vorsicht zu behandeln sind.

In diesem Bereich ist die Studie von Jemio und Pacheco hervorzuheben, weil sie das Phänomen der Migration aus zwei Perspektiven beleuchtet: Die Erste, eine macroökonomische Analyse der Geldsendungen und die zweite, ausgehend von Befragungen von Haushalten eine microökonomische Analyse der Migration in Bolivien. In ihrer Studie von 2009 nahmen sie als Referenz die Haushaltsbefragungen von 2000 und 2006, in der neuen vorliegenden Studie wurden auch Befragungen von 2007 eingeschlossen. Verschiedenste Faktoren tragen dazu bei, dass große Kontingente der Bevölkerung ihre Heimatländer verlassen. Einerseits, existieren wirtschaftliche Faktoren für Herkunfts- und Gastländer, strukturelle Faktoren, die zu soziopolitischen (Krieg, Gewalt, Verfolgung) und wirtschaftlichen (Arbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung, niedrigen Löhnen) Krisen führen, welchen Arbeitsangebot und besseres Einkommen in weiter entwickelten Ländern gegenüberstehen. Zu diesen summieren sich soziale Bindungen, die Migranten durch Freundschafts- und Familienbande aufbauen und die ihnen erlauben die Hindernisse und Kosten der Migration, die mit größern Umsiedelungen einhergehen, zu reduzieren.

Jemio und Pacheco legen dar, dass die Gründe der Migration in Boliven dem niedrigen Pro-Kopf-Einkommen, der Krise und der Arbeitslosigkeit als zentrale Faktoren ihrer Analyse geschuldet sind. In der Macroanalyse legen die zentrale Rolle, die die Geldsendungen auf makroökonomischen Niveau haben, fest, erarbeiten eine deskriptive Analyse für das Ursprungsland, analysieren die bolivianische Position im Bezug auf andere Länder der Region, die Evolution der Geldsendungen und ihre Verbindung zum Produkt, Export, ausländischer Direktinvestition und Zahlungsbilanz.

Der Kommentator empfahl für spätere Arbeiten, dass es die macroökonomische Analyse sehr bereichern würde, wenn man den Einfluss der Geldsendungen auf das Wachstum des BIP zunächst durch ein ökonometrisches Regressionsmodell und dann die Kapazität der Überweisungen zur Finanzierung des Haushaltsdefizits messen würde. Letztendlich würde die macroökonomische Analyse profitieren, wenn ausgehend von der Theorie der Wirtschaftszyklen eine Korrelation zwischen Krisenzeiten und ansteigenden Migrationsströmen festgestellt werden könnte.

Jemio und Pacheco betonen, dass die Geldüberweisungen verschiedene positive Beiträge zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten. Besonders neigen sie dazu die Armut und Ungleichheit in den Empfängerländern zu reduzieren und die Investitionen und das zusätzliche Wachstum zu steigern. Weiterhin reduzieren Geldsendungen dank ihres azyklischen Charakters die Wachstumsinstabilität beträchtlich und helfen den Ländern sich an externe und macroökonomische Krisen anzupassen.

Auf microökonomischer Ebene erlauben die Geldsendungen, dass die Empfängerhaushalte ihre Ersparnisse erhöhen, mehr für dauerhafte Konsumgüter und Humankapital ausgeben und die bildungstechnischen und gesundheitlichen Ergebnisse der Kinder verbessern. Deshalb müssen Geldsendungen gut empfangen, gefördert und vereinfacht werden.

Für zukünftige microökonomische Analysen wird empfohlen die Verbindung zwischen Geldsendungen und drei Verhaltensaspekten der Haushalte mit Hilfe von Daten der MECOVI Umfragen zu untersuchen: 1. Die familiären Konsummuster, die sich bei denen die Geldsendungen empfangen im Vergleich zu denen, die das nicht tun, zeigen, 2. zu welchem Punkt, behalten diese ihre Kinder über einen längeren Zeitraum in der Schule und 3. unterschiedliches Verhalten hinsichtlich Arbeitsangebot unter Individuen die in Haushalten, die Geldsendungen empfangen, leben.

In Bezug auf das Paper von Saúl Quispe, in dem er eine Analyse über den Einfluss der Geldsendungen auf den realen Wechselkurs in Boliven erarbeitet, ist die vergleichende Analyse der Studie unter Einbeziehung von Daten der Weltbank, Tendenzen der Geldsendungen und Strömen derselben innerhalb Lateinamerikas zu nennen.

Außerdem sticht die Analyse Quispes über die Effekte der weltweiten wirtschaftlichen Rezesssion auf die Geldsendungen heraus. In diesem Bereich empfahl der Kommentator, dass es interessant wäre, falls die Daten es zulassen, für Bolivien ausgehend von einem linearen ökonometrischen Modell zusammen mit anderen erklärenden Variablen die Beziehung Geldsendungen / Produkt und ihre zahlenmäßige Erfassung in Begriffen von Rückständen und Wachstumsbeschränkungen zu messen.

Bezüglich der empirichen Evidenz benutzte der Autor das Modell der dynamischen Optimierung, um die Beziehung zwischen Wechselkurs und Geldsendungen zu messen. Für zukünftige ökonometrische Schätzungen wird dem Autor empfohlen das klassische Modell des realen Wechselkurses von Edwards zu benutzen, um Angleichungen und Abweichungen zu messen und die Hypothese des Schätzens des realen Wechselkurses und der umgekehrten Beziehung zu den Überweisungen zu messen. Jedes Mal, wenn sein Modell der dynamischen Optimierung zeigte, dass die Geldsendungen einen minimalen Effekt auf den realen Wechselkurs haben.

Abschließend wurde bei der Präsentation der Studie „Globalisierung, Migration und Geldsendungen“ gewertet, dass eine der großen Herausforderungen für die Welt im 21. Jahrhundert die effektive Anerkennung der internationalen Migration als ein fundamentaler Aspekt des Entwicklungsprozesses und der Ausübung der Menschenrechte, sowie die Formulierung und Durchführung von politischen Praktiken, Abkommen und Programmen sein wird, die es erlauben sich auf Systeme und adäquate Rahmenbedingungen und Absicherungen für die Mobilität der Personen in einer immer stärker verbundenen Welt zu verlassen. Die Präsentation des Dokuments wurde mit einer Fragenrunde im Austausch mit dem Publikum und einem Umdrunk beendet.

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