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Auf regionalem Level ist Bolivien eines jener Länder mit dem höchsten Prozentsatz indigener Bevölkerung, daher ist die Thematik ein wichtiger Pfeiler in der Arbeit der Konrad Adenauer Stiftung. Qualitätsvolle Publikationen zu diesem Thema sind in den Sozialwissenschaften rar, daher sticht Rafael Loayza mit seinem Buch „Halajtayata“ im Bereich der aktuellen politischen Soziologie Boliviens sicherlich hervor. Das Werk wurde als eines der zehn besten Werke der Politikwissenschaften in diesem Land kategorisiert und ist eine aktuelle Bestandsaufnahme eines der aktuellsten Probleme in Bolivien: dem Rassismus. Loayza analysiert darin die historischen Prozesse in Bolivien, die erklären, wie sich Muster des Zusammenlebens zwischen Bürgern, Weißen, Indigenen, Mestizzen, Männern und Frauen entwickelt haben. Denn diese Beziehungen führen zu einer komplexen Dynamik ethnischer Identität, welche auch die Beziehung und das Verhalten gegenüber dem Staat bestimmt. Identität kann dabei immer wieder verwechselt werden und in manchen Fällen auch entgegengestellt sein.
Die wesentliche Aussage des Autors ist, dass in Bolivien zwischen Ethnizität und Armut eine Verbindung besteht. Rassistische Verhaltensweisen einer Klasse gegenüber der anderen Klasse (K´aras vs. T´aras) haben sich als kulturelle Praxen verfestigt, je nach Klasse und/ oder Ethnie, auf die die Betroffenen reagieren. Wenn die Politik Antworten auf solche Tatsachen vernachlässigt, könnten rassistische Praxen verheerende Auswirkungen auf künftige Generationen haben. Diese vierte Edition umfasst im Vergleich zu früheren Ausgaben auch ein Kaptiel, das eine qualitative Studie über Ethnizität beinhaltet, durchgeführt vom Institut IPSOS Bolivien im Jahr 2014.
In dieser Studie untersuchte IPSOS vier Gruppen von Frauen und Männern zwischen 30- 45 Jahren in den Städten La Paz, El Alto und Santa Cruz. Innerhalb dieser Gruppen wurden drei politische Diskurse analysiert, sowie Kommentare in zwei Gruppen (indigen und nicht-indigen) zu Bildern fiktiver Präsidentschaftskandidaten. Die Idee dabei war es ethnische Spannungen zu untersuchen, was der Autor durch eine Reihe von aktualisierten Daten über Ethnizität und Rassismus der letzten zwölf Jahre realisierte.
Sehr interessant an dieser Studie ist, dass das Indigene zwei Konnotationen umfasst: einerseits eine positive Konnotation, vor allem in Betracht auf die Forderung von Möglichkeiten für Fortschritt und Erwerbstätigkeit und andererseits weil man es auf diskriminatorische und/oder abwertende Art und Weise benutzt.
Die Präsentation des Buches fand am 26. März im Salon Tiahuanacu des Hotel Radisson statt und wurde von Herrn Maximilian Hedrich, Repräsentant der Konrad Adenauer Stiftung in Bolivien, eröffnet. Er lud das Publikum dazu ein, die Publikation ohne Vorurteile zu lesen, um eine rege Debatte über rassistische Wahrnehmungen in diesem Land zu diskutieren. Danach stellte Mgr. Rafael Loayza die Methodologie des Buches vor und erklärte, worauf die vierte Ausgabe basiert. Soziologe und ehemaliger Präsident des Nationalen Wahlgerichts, Dr. Salvador Romero Ballivián, kommentierte das Buch. Durch den Abend und die Diskussion führte Dr. Iván Velásquez, Koordinator des Programmes der Konrad Adenauer Stiftung in Bolivien.