Veranstaltungsberichte
KREIEREN EINER KULTUR DER UNTERNEHMERISCHEN GESELLSCHAFTSVERANTWORTUNG
Die unternehmerische Gesellschaftsverantwortung (Corporate Social Responsability, CSR) ist definiert als „die Verwirklichung einer auf ethischen Prinzipien und der Gesetzestreue basierenden Form von Gewerbe“. Der Workshop hatte das Ziel, genau diese Form von unternehmerischer Gesellschaftsverantwortung auf privater und gesellschaftlicher Ebene zu generieren.
Während der Veranstaltung präsentierten vier Unternehmen ihre Erfahrungen in diesem Bereich, die Sociedad Boliviana de Cemento S.A (SOBOCE), die bolivianische Nationalbank (BNB), sowie Ingenio Azucarero Guabirá und Price Waterhouse Coopers (PWC).
Die unternehmerische Gesellschaftsverantwortung (Corporate Social Responsability) ist definiert als „die Verwirklichung einer auf ethischen Prinzipien und der Gesetzestreue basierenden Form von Gewerbe“. Die Basis der sozialen Verantwortung konkretisiert sich im Selbstverständnis sowie im Auftreten eines Unternehmens, welches gegenüber der Gesellschaft und der Umgebung in der es operiert, eine Musterrolle einnimmt.
Am 01. Juli 2010 fand im Salon Illimani des Radisson Hotels in La Paz das Forum „Kreieren einer Kultur der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung“ statt, das durch die bolivianische Industriehandelskammer (CNI) und durch die Hilfe der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) organisiert wurde. Ziel der Veranstaltung war es, Konzepte und Praktiken der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung vorzustellen und zu verbreiten, um so die Entwicklung einer Kultur sozialer Unternehmensführung in den Geschäftsführungen der Unternehmen zu fördern. An der Veranstaltung nahmen ca. 150 Personen teil, darunter Angehörige kooperierender Organisationen, Vertreter der mit der bolivianischen Industriehandelskammer assoziierten Unternehmen, sowie weitere Angehörige interessierter Organisationen.
Das Forum wurde durch die Anwesenheit von der Sociedad Boliviana de Cemento S.A. (SOBOCE), der bolivianischen Nationalbank (BNB), der Ingenio Azucarero Guabirá und der Price Watherhouse Coopers (PWC) bereichert, Unternehmen, die wie viele andere hervorragen in der Umsetzung von Praktiken der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung. Die Präsentation der Unternehmensvisionen und der guten Erfahrungen, die diese Unternehmen mit der Applikation von Prinzipien unternehmerischer Gesellschaftsverantwortung erfahren haben, stellte einen bereichernden Teil des Forums dar.
Armando Gumucio, Präsident der bolivianischen Industriehandelskammer, eröffnete die Veranstaltung indem er betonte, dass „sie einhergeht mit unserer Mission, die industrielle Entwicklung zu stärken und, als Kammer, den Praktiken und Tendenzen der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung viel Aufmerksamkeit zu schenken.“
Auch machte er deutlich, dass die Kammer o.g. Praktiken der unternehmerischen Sozialverantwortung zwischen ihren Mitgliedern unterstützt, im Zuge der strategischen Vision der Kammer, „sozialverantwortliche und wettbewerbsfähige Unternehmen zu schaffen um eine nachhaltige industrielle Entwicklung voranzutreiben.“
Susanne Käss, Leiterin des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bolivien, einer Stiftung die schon seit mehr als 35 Jahren in Bolivien tätig ist und deren strategische Arbeitsziele auch darin bestehen, die Prinzipien unternehmerischer Sozialverantwortung im privatwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Sektor zu verwirklichen, machte deutlich, dass die Hilfe und Förderung der bolivianischen Industriehandelskammer bei der Organisation und Realisierung des Forums nicht mehr als das Engagement der KAS für eine nachhaltige Entwicklung und soziale Gerechtigkeit in Bolivien darstellt.
Seit ca. zehn Jahren ist das Konzept der unternehmerischen Sozialverantwortung als Bestandteil der Unternehmensführung aber auch als eigenständiges Konzept nun schon Thema in der Region. Die wichtigsten Initiativen in diesem Kontext gehen auf die neunziger Jahre zurück. Praktizierte Beispiele unternehmerischer Gesellschaftsverantwortung sind unter anderem die Verwendung erneuerbarer Energien in der Fabrikation, die Nutzung von für die Umwelt unschädlichen Materialien und anderen Praktiken, die einen direkten Effekt auf die Gesellschaft haben wie z.B. Vergünstigungen für Güter und Dienstleistungen für Familien mit geringem Vermögen, Fortbildungen oder Schenkungen von Medikamenten und Bedarfsgegenständen für Menschen mit Behinderung.
In Bolivien realisieren einige Unternehmen schon seit vielen Jahren Praktiken unternehmerischer Gesellschaftsverantwortung und etablieren dadurch auch eine Kultur derselben; Allerdings ist es wichtig, das Konzept und die Kultur der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung im grösstmöglichen Rahmen zu universalisieren. In diesem Zusammenhang wurden genannte Praktiken bereits von mehreren Unternehmen in ihre Unternehmensphilosophie integriert: Die bolivianische Industriehandelskammer fördert im Rahmen ihres CSR-Programmes die Umsetzung von Prinzipien der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung zwischen ihren Mitgliedern; der Zuckerfabrikant GUABIRÁ nutzt biologisch abbaubaren Treibstoff und vergibt Konsumgutscheine; die bolivianische Nationalbank (BNB) unterstützt Sportprogramme für Menschen mit Behinderung; SOBOCE, bekannt als Führer in der Umsetzung von Praktiken der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung in Bolivien unterstützt die bolivianische Produktion in minoritären Wirtschaftssektoren, während das bolivianische Institut für Aussenhandel (IBCE) den nationalen Export von haltbaren Produkten fördert.
Der erste Beitrag des Forums erfolgte durch Ing. Gerardo Velasco, Geschäftsführer der bolivianischen Industriehandelskammer, der sich auf die verschiedenen Zweige der CSR berief, die einen Teil der Zielvereinbarung der Industriehandelskammer in der Periode 2005-2015 ausmachen.
Er verdeutlichte, dass der Staat seine Funktionen besser erfülle, wenn er zwar im Bereich der sozialen Entwicklung reguliere, sich im Bereich der Wirtschaftstätigkeit aber darauf besinne, die Konditionen für eine freie Wirtschaftsentwicklung zu erleichtern. Darüber hinaus deutete er an, dass die Ausübung von Praktiken der unternehmerischen Sozialverantwortung notwendig sind, um den externen Effekten der Weltfinanzkrise erfolgreich gegenüberzutreten, insofern als dass ein ethisch geleitetes Verhalten zu Umsatzsteigerungen führen kann.
Herr Velasco vermerkte, dass innerhalb der Arbeitsziele der Industriehandelskammer in der Periode 2005-2015 die Prinzipien der CSR als obgligatorisch gälten und somit aus Sicht der Kammer als wesentliches Charakteristikum unternehmerischer Aktivitäten fungierten.
Weiterhin, so Velasco, führten die Prinzipien der CSR die Unternehmen wieder in eine Umgebung sozialer Wettbewerbsfähigkeit, was einen innerbetrieblichen Wettbewerb und dadurch eine Produktivitätssteigerung nach sich zöge. Daher beginne das Interesse, eine Kultur unternehmerischer Sozialverantwortung zu etablieren im Unternehmen, beim produzierenden Personal. Schlussendlich betonte Velasco, dass die Zielvereinbarung der bolivianischen Industriehandelskammer auch die zunehmende Verwendung alternativer Energiequellen, vermehrtem Recycling sowie dem adäquaten Umgang mit kontaminierten Abfallprodukten beinhalte.
Der zweite Redner war Lic. Cyntia Yánez, Geschäftsführerin des Unternehmens SOBOCE, die Erfahrungen und Erkenntnisse über die Applikation von CSR-Prinzipien darlegte und auf die Verwandschaft der Aktivitäten von SOBOCE mit den Prinzipien der unternehmerischen Sozialverantwortung verwies.
Im Geschäftszeitraum 1993-2003, so Yánez, konzentrierte sich das Unternehmen auf die kommunitäre Entwicklung und arbeitete an der Gründung der Stiftung JISUNU, eine Stiftung, die die allgemeine Gesundheit sowie die Bildungssituation verbessern will.
Zwischen 2004-2009 startete SOBOCE mit dem Entwerfen von CSR-Projekten, unter anderem Forschungsprogramme über potenzielle neue Bereiche der unternehmerischen Sozialverantwortung, sowie über zukünftige Zielgruppen. Seit 2010 plant das Unternehmen die Wirkung und die Reichweite der Projekte zu expandieren, in Kooperation mit der NGO „Cooperación Internacional“ und anderen Initiativen, die durch die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) unterstützt werden.
Die Geschäftsführerin vermerkte weiterhin, dass die durch die eigene Erfahrung mit der unternehmerischen Sozialverantwortung gewonnenen Erkenntnisse die Herstellung von Synergien mit Experteninstitutionen erleichtert und zu höheren Erlösen geführt hätten. Das große Maß an Öffentlichkeit, das diesem Thema gewidmet wird, so Yánez, hätte vor allem geholfen, die Idee unternehmerischer Gesellschaftsverantwortung zu sozialisieren.
Carolina Linares, Geschäftsführerin der CSR-Abteilung der bolivianischen Nationalbank (BNB), führte das Forum fort indem sie erklärte, dass sich die institutionellen Werte eines Unternehmens sehr leicht an die Unternehmenspolitik im Rahmen unternehmerischer Sozialverantwortung anpassen bzw. weiterentwickeln. Diese Dynamik, so Linares, erleichtere zudem die Einschätzung der Realisierbarkeit von Gesuchen seitens der Gemeinschaft und der Gesellschaft im Ganzen.
Linares gab zudem bekannt, dass die Nationalbank ihren Beitritt zum Globalen Pakt der Vereinten Nationen erklärt hat, was die Förderung der Umwelt, Beachtung der Menschen- sowie Arbeitsrechte und die Bekämpfung der Korruption impliziert.
Innerhalb ihrer Funktionen als Angestellte der bolivianischen Nationalbank, haben jene die Möglichkeit, Vorschläge für Aktivitäten zu formulieren, von denen die Geschäftsleitung die besten auswählt und verwirklicht (z.B. interne Paralympics). Der Erfolg dieser Erfahrungen gehe darauf zurück, sich mit denjenigen zu assoziieren, die Kenntnisse mit CSR-Praktiken haben, sowie mit der Auseinandersetzung mit dem Thema insgesamt und letztlich auf die Inbetrachtnahme der verschiedenen Möglichkeiten, CSR-Unternehmenspolitik mit staatlichen, privaten und gesellschaftlichen Ebenen zu verbinden.
Hernach fand eine Kaffeepause statt, die dazu genutzt wurde, die anwesenden Unternehmen zur Teilnahme am Nationalen Ökoeffizienzpreis sowie dem Nationalen CSR-Preis einzuladen.
Der nächste Beitrag wurde von Lic. Jorge Gareca präsentiert, seineszeichens Direktor des Unternehmens Ingenio Azucarero Guabirá. Er erklärte, dass sein Unternehmen eine ethische und soziale Verpflichtung gegenüber seinen Arbeitern und Partnern trage und kündigte an, dass sein Unternehmen den Weg in Richtung unternehmerischer Gesellschaftsverantwortung durch die Gründung eines Nachhaltigkeits-Programmes beginne, das präzise auf die Fabrikationssparte des Unternehmens zielt. Die Initiative besteht nicht nur aus der Förderung und Verbesserung der ländlichen Bildung und ihrer Aufrechterhaltung, sondern auch, in Kooperation mit der Schweizer Agentur für Entwicklung und Zusammenarbeit (COSUDE), in einem Programm zur Vergabe von Stipendien, Schaffung neuer universitärer Arbeitsplätze, Teilnahme am CO²-Reduktionsprogramm des Kyoto Protokolls (Carbon Credit), sowie Hilfestellung bei Kindererziehung etc..
Eine weitere markante Leistung, die das Unternehmen im Rahmen seines CSR-Programmes anbietet, sind Gesundheitsleistungen wie z.B. die Bereitstellung einer Klinik für Partner und Angestellte, deren Ausstattung mit Laborinstrumenten sowie andere sanitäre Leistungen.
Zum Schluss gehörte die Aufmerksamkeit Boris Mercado, Teilhaber der Price Waterhouse Coopers (PWC), spezialisiert in unternehmerischer Gesellschaftsverantwortung. Er manifestierte, dass die adäquate Realisierung von CSR-Praktiken Unternehmensvision, -philosophie und Unternehmenspraxis miteinander vereine, sodass die angewandten CSR-Methoden einen integralen Bestandteil der institutionellen Struktur des Unternehmens ausmachen müssten.
Des Weiteren stellte er fest, dass es korrekt sei für Unternehmen, unternehmerische Gesellschaftsverantwortung im Rahmen von internationalen Initiativen zu bezeugen, wie zum Beispiel durch Partizipation in der Global Reporting Initiative, die, unterstützt durch die Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (ONUDI), die weltweiten Schadstoff-Emissionen der einzelnen Unternehmen aufzeichnet. Die Öffentlichkeit, so Mercado, sei in diesem Kontext sehr wichtig: Die positiven Effekte, die mit CSR-Strategien erzielt werden müssen sozialisiert und wahrgenommen werden. Jegliche Methoden der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung, so Mercado, basieren auf ökonomischen, umwelttechnischen und sozialen Fundamenten und bedürfen weder einer ständigen Zuwendung im Sinne einer eigenen Arbeitssparte, noch eines großen Budgets.
Das Forum schloss mit einer Reflexions- und Diskussionsrunde, in der deutlich wurde, dass die Bereiche, die die Praktiken der unternehmerischen Gesellschaftsverantwortung tangieren, normalerweise im Verantwortungsbereich von Regierungen stünden.
Abschließend sorgte Bewirtung für eine ausgelassene Stimmung unter den Teilnehmern.