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Veranstaltungsberichte

Lektionen vom deutschen Modell der sozialen Marktwirtschaft

Arbeitsessen

Das Arbeitsessen hatte das Ziel, das Modell der sozialen Marktwirtschaft und anderen etablierten Wirtschaftssystemen der Welt zur Diskussion zu stellen, um so einen Input in den Überlegungen öffentlicher Politik und der Gestaltung des bolivianischen Wirtschaftssystems zu leisten.

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Im Salon Versalles des Radisson Hotels fand das Arbeitsessen mit dem Titel „Lektionen vom deutschen Modell der sozialen Marktwirtschaft“ statt, das von der bolivianischen Industriehandelskammer (CNI) und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) mit dem Ziel organisiert wurde, die Debatte über das Potenzial der sozialen Marktwirtschaft in unternehmerischen, zivilen und akademischen Sphären zu initiieren und voranzutreiben.

Eingeladen waren herausragende Personen aus der Politik, Unternehmer, Analysten und Spezialisten aus dem Bereich der Ökonomie.

Die Eröffnung der Veranstaltung erfolgte durch Iván Velásquez, Koordinator des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bolivien. Velásquez erklärte, dass das Modell der sozialen Marktwirtschaft viele Potenziale beinhalte, die man im Interesse der Nutzbarmachung für Bolivien analysieren sollte.

Susanne Käss, Leiterin des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bolivien, machte in ihren Willkommensworten auf den großen Nutzeffekt aufmerksam, die die Einführung der sozialen Marktwirtschaft bei der ökonomischen Renovation Deutschlands nach dem zweiten Weltkrieg hatte. Des Weiteren erklärte sie, dass die soziale Marktwirtschaft nicht nur in ökonomischen sondern auch in politischen Belangen als Regulativ fungiere und daher auch dazu fähig sei, Boliviens aktueller Strukturschwäche und wirtschaftlichen Problemen entgegenzutreten.

Hernach betonte Armando Gumucio, Präsident der bolivianischen Industriehandelskammer den informativen und wirksamen Charakter dieses Typs von Veranstaltung.

Susanne Käss präsentierte den ersten Beitrag des Tages, indem sie erklärte, dass die Implementation des Systems der sozialen Marktwirtschaft im von Inflation und instabilen Strukturen geprägten Deutschland nach der NS-Diktatur hocherfolgreich war. Sie stellte darüber hinaus die Freiburger Schule der Ökonomie vor, die einen alternativen Weg zwischen reinem Liberalismus und der inklusiven und distributiven Lohngerechtigkeit vorschlägt und das Konzept der sozialen Marktwirtschaft maßgeblich beeinflusst hat.

Gleichwohl stellte Susanne Käss fest, dass die konzeptionelle Basis der sozialen Marktwirtschaft im Befördern der Freiheit der Wirtschaftsaktivitäten besteht und private Initiativen sowie Investitionen erleichtert aber gleichzeitig mit einer Ausgleichs- bzw. kompensatorischen Politik einhergeht, sowie der Wahrung des guten Zusammenlebens verpflichtet ist.

Die Implementierung der sozialen Marktwirtschaft war aufgrund der tiefen Spaltung, die in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg vorherrschte von Wendungen geprägt, die auch Einfluss auf die Bildung der Europäischen Union hatten. Diese waren: In der ersten Phase der Implementation die positiven Wachstumsraten, niedrige Arbeitslosenquoten und ein relativer Zuwachs in den Rentenleistungen – Tatbestände die einen Staat hervorbrachten, der interterritoriale Solidarität, Legalität und Finanzentwicklung befördert.

Die nachfolgenden Phasen der Implementation waren vor allem gekennzeichnet durch die Persistenz und Kontinuität von Investitionen, was zu verschiedenen positiven Effekten geführt hat, darunter: Wachstum, Vertrauen in starke Unternehmen, steigende Beschäftigungsquoten und die Existenz einer kooperativen Ökonomie, in der der Staat die Wettbewerbsvoraussetzungen schützt und Rahmengesetze erlässt. Die makroökomomischen Schocks der Folgezeit konnten dank der institutionellen Dezentralisierung auch leichter überwunden werden.

Zum Ende ihrer Präsentation fügte Susanne Käss hinzu, dass die positiven Eigenschaften der sozialen Marktwirtschaft auch in Bezug auf Bolivien bewertet und mit der ökonomischen Realität des Landes kontrastiert werden müssten, um so Lösungswege zu finden, die aus den aktuellen wirtschaftlichen Probleme herausführen können.

Im Anschluss übernahm Luis Gonzáles das Wort, Assistenzprofessor der Universidad Católica de Chile sowie Gründer der Stiftung POPULI. Gonzáles bemerkte, dass das Rückgrat des wirtschaftlichen Wachstums in der Formierung institutioneller Stützen bestehe – die Mission eines jeden Staates müsse es also sein, strategische Sektoren wie Gesundheit und Bildung mit Priorität zu behandeln und die Effizienz dieser Bereiche zu stärken sowie den größtmöglichen Zugang zu einem Arbeitsmarkt gut qualifizierter Arbeitskräfte zu garantieren.

Des Weiteren bemerkte er, dass die erhofften Effekte auf eine stabile wirtschaftliche Umwelt angewiesen sind, mit der erst die Realisierung von „good business“ möglich wird. Hierfür bedürfe es wiederum einer praktischen Politik, die eine investitionsfreundliche Umgebung schafft.

Zum Schluss übernahm Armando Méndez das Wort, der sich besorgt über die sozialen Konflikte in Bolivien äusserte und analysierte, dass jene Konflikte die generelle Entwicklung bremse. Das BIP ländlicher als auch urbaner Räume, so Méndez, sei darüber hinaus weniger angestiegen als erwartet. Die wirtschaftlichen Instrumente, die der Staat anwende, sollten darüber hinaus vorrangig zur Lösung der sozialen Konflikte und Reduktion der Armut beitragen. Die neue Verfassung müsste des Weiteren stärker den industriellen Sektor stützen, da dieser Sektor Investitionen und Arbeitsplätze schaffe.

Bevor Susanne Käss die Schlussworte aussprach, gab es noch Gelegenheit für Fragen und Diskussionsbeiträge.

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