Veranstaltungsberichte
In der Anwaltskammer in Sucre fand ein dreitägiges Seminar für Indigene zum Thema „Wahlkampagnen“ statt. Es wurden fünf Bereiche der Kommunikation in den drei Tagen behandelt.
Der Morgen des ersten Tages hatte seinen Themenschwerpunkt auf der Organisation und Leitung von Kampagnen. Dabei ging Dell´Oro als erstes auf die Grundlagen bei der Organisation einer Kampagne ein. Er zeigte auf, dass es unterschiedliche Phasen während der Durchführung z.B. einer Wahlkampagne gibt. Je näher es an den eigentlichen Wahltermin heran rückt, desto intensiver muss eine Kampagne gestaltet werden.
Im Weiteren ging der Dozent auf die Möglichkeiten eine Wahl zu gewinnen ein. Das Lernziel war es den Teilnehmern Strategien für die verschiedenen Phasen einer Wahlkampagne zu vermitteln. Im Besonderen verdeutlichte er wie wichtig gute Argumente sind, die der Wählerschaft als glaubwürdig erscheinen, um sie als passiven Wähler zu gewinnen. Ein Aspekt der nicht vernachlässigt werden darf ist die Wahl der richtig harmonierenden Farben bei Wahlplakaten, dem Layout der Homepage, oder als Wiedererkennungswert bei der Bevölkerung. Es können auch Wahlparolen sein, die denselben Effekt wie Farben haben. Die besprochenen Elemente einer erfolgreichen Kampagne wurden durch Beispiele wie z. B. das „Yes, we can“ aus dem ersten Wahlkampf von Barack Obama unterlegt.
Im zweiten Teil des Seminars ging es um den Einfluss der Medien und wie man sie gezielt als „Waffe“ einsetzten kann. Die Macht von Zeitungen, Nachrichtenmagazinen, Radio- oder TV-Sendungen darf aus der Sicher von Wahlkämpfern nicht unterschätzt werden. Berichteten einer der o.g. Medien noch in der einen Woche positiv über die Partei, den Kandidaten oder das Wahlprogramm, so kann sich dieses durch einen ungewollten Umstand (Skandal) in der darauf folgenden Woche schon wieder ändern. Dieses bedeutet in der Regel eine Schädigung des Images und oft ein Verlust von Wählerstimmen und in letzter Konsequenz auch eine Wahlniederlage.
Die Workshop-Teilnehmer sollten zum Ende des Tages einen Artikel aus der aktuellen Tageszeitung nach den zuvor besprochenen Aspekten analysieren und die Darstellung kommentieren. Das in der Theorie erlernte Handwerkzeug für eine Wahlkampagne sollte nun seine Anwendung in der Praxis finden. Dabei verfassten die Teilnehmer in einer Gruppenarbeit eine Presseerklärung als Reaktion auf einen erschienen Zeitungsartikel. Die Ergebnisse wurden vorgestellt und von dem Referenten konstruktive Kritik geübt und Verbesserungsvorschläge gemacht.
Im dritten Teil des Seminars widmete sich Dell´Oro dem Thema „Methoden zur Vermeidung von Fehlinformationen“. Dabei ging er auf 12 Fehler ein, die man bei einer Berichterstattung während einer Krise unbedingt vermeiden sollte. Der zweite Schwerpunkt innerhalb dieses Themas lag auf dem Umgang mit Berichten in Zeiten einer politischen Krise und wie man durch eine Wahlkampagne dennoch positiv auf sich aufmerksam machen kann.
Im nächsten Schritt wurden den Teilnehmern verschiede Wahlwerbespots vorgespielt. Das Hauptthema war dabei die „Generation der Beschäftigung und Sicherheit“. Das sind zentrale Themen, die die Wählerschicht interessieren und sich mit identifizieren können. Die Sicherheit hat nicht nur in Zeiten der organisierten Kriminalität, sondern auch mit zunehmenden Umweltkatastrophen, Klimawandel u.a. Themen an Bedeutung gewonnen. Die jeweilige Bedeutung und Zielgruppe wurde dabei herausgestellt und das Anliegen des Kandidaten oder der Partei verdeutlich. Es wurde auch auf Musik, Farben oder versteckte Inhalte, die zwischen den Zeilen stehen eingegangen.
In einer praktischen Arbeitseinheit im Anschluss des Theorieblocks sollten die Teilnehmer in Kleingruppen sich selbst ein Konzept für einen TV-Spot überlegen. Dabei sollten sie die Inhalte identifizieren, die mit Hilfe des Spots an gewisse Empfängergruppen transportiert werden sollen. Dell´Oro kommentierte die Ergebnisse der Gruppenarbeit.
Im fünften Teil des Seminars lag der Schwerpunkt auf dem Thema „Endspurt einer Wahlkampagne “. Dabei verdeutlichte der Referent wie wichtig es sei eine Kampagne eine Lösung oder besser einen Slogan zu geben, der sich in alle Etappen der Kampagne wiederfindet. Dieses ist eine Art Wiedererkennungszeichen, um sich besser mit dem Kandidaten oder der Partei zu identifizieren.
Das 5. Modul ist auch gleichzeitig der Abschluss der Seminarreihe „Seminar für Indigene Führungskräfte“ im Jahr 2013 gewesen. Die Abschlussworte wurde von Frau Susanne Käss, Leiterin des Auslandsbüros in Bolivien, der Koordinatorin des PPI, Frau Claudia Heins, und dem Teilnehmer Pol Willian Roman gehalten. Es wurden für die erfolgreiche Teilnahme an der Modulreihe Zertifikate an die rund 20 Teilnehmer vergeben. Die Veranstaltung schloss mit einer Sektverabschiedung.
Diskussionesrunde
Am zweiten Abend fand bei einem Abendessen ein Treffen mit dem Abgeordneten der MAS Marcelo William Elio Chavez statt. Er ist Professor für Kommunikationswissenschaften mit dem Schwerpunkt „Kino“ und erster Sekretär der Kommission für Planung, Wirtschaft und Finanzen des Parlaments. Er kommt aus dem Wahlbezirk Oruro. Während des Essens berichtete er über seine Arbeit als Abgeordneter und die aktuellen Vorhaben der Regierung. Er beschrieb den Wandel, der sich seit der Präsidentschaft von Evo Morales vollzogen hat. Er ging weiter auf das Thema „Vivir Bien“ ein. Den Abschluss der Veranstaltung bildeten kritische Fragen und Anregungen der Teilnehmer, die Chávez ausführlich beantwortete.