Veranstaltungsberichte
Der erste Teil des Moduls behandelte die verschiedenen Wirtschaftssysteme, die der Dozent Julio Alvarado vorstellte. Er selbst ist Diplomat, Universitätsprofessor und Experte für Kommerz- und Handelsfragen. Die Hauptwirtschaftssysteme, die Alvarado vorstellte, waren die der primitiven Kommune, das ökonomische System des Sklaventums, das Feudalsystem, der Kapitalismus und der Sozialismus. Die primären Faktoren der Arbeit in diesen Wirtschaftssystemen sind demnach die menschliche Arbeitskraft, die Arbeitsmittel und die Arbeitsmaterialien. Heutzutage überwiegt das kapitalistische Modell, welches auf die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert und die Theorien von Adam Smith zurückgehen. Trotzdem führten die Schwächen des Systems, wie zum Beispiel die ungerechte Verteilung des Reichtums, die Belastung der Umwelt oder zyklische Instabilitäten zur Einführung der Sozialen Martwirtschaft in einigen (zunächst) europäischen Ländern.
Genau dieses Wirtschaftssystem ist heute in Deutschland vorhanden. Daher präsentierte die Vertreterin der Stiftung in Bolivien, Susanne Käss, dieses Instrument ausführlich. Sie gab an, dass das System der Sozialen Martwirtschaft aus verschiedenen politischen sowie ökonomischen Krisen (der Hyperinflation), sowie der Zerstörung des Landes nach dem zweiten Weltkrieg hervor gegangen ist. Das Konzept geht auf verschiedene Wirtschaftsintellektuelle aus den 30er und 40er Jahren zurück, wie zum Beispiel Mitglieder der Freiburger Schule, welche eine Alternative zum traditionellen Liberalismus und des sozialitisch- zentralistischen Systems suchten. Nach Ende des Krieges bekleidete Ludwig Erhard den Posten des Wirtschaftsministers in der Regierung Konrad Adenauers. Er betonte damals, dass man „das deutsche Modell gut als eines der besten Lösungen zur Kombinierung der Effektivität des Marktes und der Idee der individuellen Freiheit zum einen und das soziale Gleichgewicht auf der anderen Seite betrachten könne“. Diese Balance der Prinzipien des christilichen Humanismus zwischen der individuellen Freiheit und der sozialen Verantwortung, stellt den Menschen ins Zentrum der Gesellschaft mit Werten wie Subsidiarität, Solidarität und Freiheit. Die Soziale Marktwirtschaft gibt im Gegensatz zum Liberalismus dem Staat eine definiertere Rolle, frei nach dem Motto: „So wenig Staat wie möglich, so viel Staat wie nötig“. Die Theorie nach Erhard verwirklichte was sich später als „das deutsche Wunder“, also hohe Wachstumsraten, schnelle Verringerung der Arbeitslosenquoten, hohes Lebensniveau, sehr niedriger Gini Faktor und Exportweltmeister herausstellen sollte. Zum Abschluss erklärte Frau Käss den aktuellen Stand der Sozialen Marktwirtschaft und die wirtschaftlichen Herausforderungen die Deutschland zurzeit bewältigen muss und erläuterte welche Lehren man daraus für das Wirtschaftssystem in Latein-Amerika ziehen könne.
Den zweiten Teil des Moduls übernahm dann der Dozent Marco Mendoza, Anwalt und Spezialist im indigenen Recht. Er teilte die Arbeit auf verschiedene Gruppen auf um das Verständniss der verschiedenen Rechtssysteme in Bolivien (Gemeinschaftsrecht und staatliches Recht) besser verstehen zu lernen. Sechs Gruppen arbeiteten and Themen zur Weltanschauung, Werte und Prinzipien, Authoritäten, Normen, juristische Vorgehen und Sanktionen. Alle Ergebniss der Gruppen führten letztendlich zum Fazit, dass die indigenen Völker ihre eigene Form des Rechtes gewähren, welche oft mit dem traditionellen Staatsrechtssystem kollidiert. Trotzdem genießen beiden Rechtssysteme in Bolivien gleichen Status. Um die Gleichheit der Rechte und den Fokus auf die Rechte der Indigenen der neuen politischen Verfassung des Staates aus dem Jahre 2009 besser zu verstehen, teilte der Dozent die Gruppe erneut auf, damit sie die einzelnen Kapitel der Verfassung zum Thema Staatsmodell, die Prinzipien der Regierung und ihr System, die pluralistisch-interkulturelle Demokratie, die pluralistische Wirtschaft, das plurale Rechtssystem und die indigenen Autonomien näher analysierten. Die Ergebnisse zeigten erneut die Diskrepanzen zwischen der Realität und dem Geschriebenen auf.
Zum Schluss wurden den 44 Teilnehmern ein Teilnahmezertifikat überreicht. Bei der Abschlusszeremonie hob Susanne Käss die Wichtigkeit der Weiterbildung indigener Führungskräfte hervor. Besonders wichtig sei es Indigene aus dem Ostens und Westens des Landes zu versammeln, um den kulturellen Dialog zu stärken. Sie betonte, dass sie stolz auf beide Gruppe und die Teilnehmer ins Gesamt hervorragenden Führungskräften seien, welche ihre Fähigkeiten und ihr Wissen während der Seminare sichtbar stark verbessern konnten. Im nächsten Jahr versicherte sie, solle es weitere Kurse zur politischen Fortbildung Indigener geben, auch wieder aus beiden Teilen des Landes.
Desweiteren drückten die Teilnehmer, repräsentiert durch Erika Knijnenburg aus der afro-bolivianischen Kommune aus Santa Cruz und die Stadträtin Mirian Susy Barrios aus Sucre, ihren Dank in der Abschlussveranstaltung aus.