Veranstaltungsberichte
Im Rahmen des Konrad-Adenauer-Lehrstuhls fand am 3. August im Höhrsaal 3 der Katholischen Bolivianischen Universität “San Pablo” der Vortrag “Umweltjournalismus”, organisiert von der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Fakultät der Sozialen Kommunikationswissenschaften der akademischen Einheit der Katholischen Bolivianischen Universität von La Paz „San Pablo“, im Rahmen ihres vierzigjährigen Bestehens, und der Stiftung des Neuen Ibero-Amerikanischem Journalismus, statt. Ziel der Veranstaltung war es dem Publikum den Umweltjournalismus näherzubringen sowie über die Rolle und Wichtigkeit des Journalismus in der Katastrophenprävention zu reflektieren.
Gastredner war der spanische Journalist Joaquín Fernández Sánchez, der nach Bolivien gekommen war, um Workshops für Journalisten aus verschiedenen lateinamerikanischen Ländern in Kooperation mit der Stiftung des Neuen Ibero-Amerikanischem Journalismus zu geben. Fernández hat mehr als zwanzig Jahre für das Nationale Radio von Spanien (Radio Nacional de España) gearbeitet und sich während dieser Zeit besonders mit Umweltthemen auseinander gesetzt. Für den Radiosender leitete er mehrere Programme der ökologischen Kultur: „Grüne Zone“, „Ländliche Erde“ und „Naturreservat“. Für seine Arbeit als Umweltjournalist erhielt Fernández mehrere Preise, unter anderem den Nationalen Preis des Umweltjournalismus (1994) und den Italienischen Preis des Radios. Des Weiteren war er Gründer und erster Vorstandsvorsitzender der Journalistenassoziation der Umweltinformation und veröffentlichte mehrere Bücher wie „Umweltjournalismus in Spanien“, „zwei Jahrzehnte des Umweltjournalismus“, „Geschichte der Nationalparks“, „Der spansische Umweltschutz“, „Umweltlehre in Spanien 1800-1975“.
Die Veranstaltung richtete sich an Studenten, Dozenten und Forscher der Katholischen Bolivianischen Universität, insbesondere der Sozialen Kommunikationswissenschaften, und Journalisten sowie der breiten Öffentlichkeit.
Iván Velásquez, Koordinator der Konrad-Adenauer-Stiftung, eröffnete die Veranstaltung mit einigen Begrüssungsworten und einer Rede über die Wichtigkeit des Umweltjournalismus. Er wies auf die Erziehungs- und Bildungskomponente des Umweltjournalismus und das damit verbundene Ziel des Umweltschuztes und Verbesserung des menschlichen Umgangs mit der Natur hin. Zusätzlich machte er auf die Verbindung zwischen Umweltthemen und der Politik sowie der Wirtschaft eines Landes aufmerksam. Dabei machte er deutlich, dass der Umweltjournalismus viel weitergehe, als sich nur mit Tieren oder Pflanzen zu beschäftigen. Der Umweltjournalismus, so Velásquez, stehe unter anderem in enger Verbindung mit den Menschenrechten. Dass jeder Mensch das Recht habe in einer unbeschädigten und gesunden Umwelt zu leben werde allerdings kaum in den Medien thematisiert. In wie vielen Gemeinden, Dörfern und Städten dieses Landes in Lateinamerika wird dieses Recht jedoch täglich verletzt? Was sind die sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen dieser Fahrlässigkeit und Ignoranz? Im Bezug zu seiner Verbindung zur Wirtschaft, zeige der Umweltjournalismus den Einfluss des Klimawandels, der Luftverschmutzung und dem Verlohrengehens der Biodiversität auf das Bruttosozialprodukt eines Landes auf. Welche Verluste machen unsere Länder indem sie die Biodiversität nicht schützen? Wieviel ihres BSP verlieren sie aufgrund des Klimawandels und wieviel sollten sie investieren, um sich der Umwelt anzupassen?
Abschließend nannte Velásquez die Ausseinandersetzungen zwischen der Regierung, den Indigenen und den Naturschützern um das Projekt des Autobahnbaus Villa Tunari-San Ignacio de Moxos als ein aktuelles Thema des Umweltjournalismus in Bolivien. Die Autobahn solle durch Dörfer indigener Territorien und den Nationalpark Isiboro Sécure (Tipnis) führen.
Joaquín Fernández Sánchez began seinen Vortrag zunächst mit einigen Anmerkungen zum Journalismus im allgemeinen und dessen aktuelle Krise in vielen Teilen der Welt. Er erläuterte die verschiedenen problematischen Aspekte der Krise des Journalismus zurzeit: Als erstes würden die neuen Kommunikationstechnologien, wie das Internet, nach und nach die konventionellen Medien der Kommunikation ersetzen. Das Problem mit dem Internet sei, dass die Menschen, die sich übers Internet informieren, nicht für diese Informationen direkt bezahlen, obwohl jede Information weiterhin Geld koste. Zusätzlich könne man die Qualität und Glaubwürdigkeit der gelieferten Informationen in Frage stellen, da jede Person, die möchte, etwas im Internet veröffentlich könne. Zweitens müssten immer mehr Zeitungsverläge aus Geldmangel schließen oder sähen sich gezwungen billige Arbeitskräfte einzustellen. Drittens werfe die Krise Fragen, wie die folgende, auf: Wer sind die Journalisten der Zukunft und was sollten sie studieren um einen Qualitätsjournalismus zu garantieren? In diesem Zusammenhang kritisierte Fernández, dass der Journalismus keinen eigenständigen Beruf mehr darstelle, weil heutzutage jeder Student jeglicher Fachrrichtung für die Medien der Kommunikation arbeiten könne. Folglich seien viele Absolventen des Studienganges Journalismus nicht in der Lage, aufgrund eines Mangels an freien Stellen, ihren Beruf auszuüben.
Im zweiten Teil seines Vortrags ging der spanische Journalist auf den Umweltjournalismus im konkreten ein. Er erzählte, dass der Umweltjournalismus zur gleichen Zeit wie die Medien der Kommunikation geboren wurde, dass man allerdings erst seit den 70/80er Jahren vom Umweltjournalismus als eigenständiges Arbeitsfeld des Journalismus spreche. Nach Meinung von Fernández sei es sehr wichtig, dass ein Journalist seine eigene Spezialisierung im Journalismus entwickele und sich zum Beispiel auf Umweltthemen konzentriere, denn nur als Experte in einem Thema könne man der Gesellschaft einen Qualitätsjournalismus liefern. Deshalb sei der Wissensaufbau ein Schlüsselbegriff für den Umweltjournalismus. In der Tat müsse ein Journalist, der über Umweltthemen schreibe, oft ein Thema/Ereignis über mehrere Monate verfolgen, um seine Komplexität verstehen und an seine Leser vermitteln zu können.
Des Weiteren wies Fernández seine Zuhörer daraufhin, dass der Umweltjournalismus bekannt für seinen ständigen Kontakt mit schlechten Nachrichten sei. Der Umweltjournalismus beschäftige sich meistens mit Konflikten und ethischen Fragen. Oft, so der spanische Journalist, werde er sogar als apokalyptisch bezeichnet, wie zum Beispiel im Falle des Atomunglücks in Fukushima. Folglich habe ein Umweltjournlist nicht nur die Möglichkeit, sonder regelrecht die Verantwortung, die Ethik zu verteidigen und die Leser über Umweltprozesse zu lehren. Fernández machte deutlich, dass der Umweltjournalismus in vielen Fällen das Denken der Gesellschaft verändern könne und auch die Politik beeinflusse. Nach den Ereignissen in Fukushima versuche Deutschland zum Beispiel nun die Atomenergie in der Zukunft durch alternative Engergien zu ersetzen.
Der Vortrag von Fernández wurde anschließend von Amparo Canedo, Professorin der Fakultät der Sozialen Kommunikationswissenschaften, kommentiert. Sie betonte insbesondere die Ethik des Journalismus und die Wichtigkeit der Korrektheit der gelieferten Informationen. Die Veranstaltung endete mit einer Fragerunde, in der sich besonders die Studenten der Fakultät sehr interessiert zeigten.
Mehr Informationen zum Umweltjournalismus können Sie einen Interview mit Joaquín Fernández Sánchez, durchgeführt von der Stiftung des Neuen Ibero-Amerikanischem Journalismus, unter folgendem Link entnehmen.