Über 8.000 Jungen ab 14 Jahren und Männer bis ins hohe Alter wurden ab dem 11. Juli 1995 nahe des Ortes Srebrenica im Osten von Bosnien von Einheiten der Republika Srbska und serbischen Paramilitärs ermordet. Das geschah in Anwesenheit von UN-Soldaten in einer „UN-Schutzzone“. Der Massenmord war schließlich Anlass für ein entschiedenes Eingreifen der USA. Vier Monate später wurde in Dayton ein Friedensvertrag unterschrieben, der bis heute hält.
An dem sehr heißen Sommertag am 11. Juli 2024 gedachten mehr als 15.000 Menschen der Opfer. Der Hohe Repräsentant der UN, Christian Schmidt (CSU), sprach nach zwei Vertretern der Mordopfer. Der Beauftragte der Bundesregierung für den Balkan, Manuel Sarrazi (Grüne), war extra angereist; der deutsche Botschafter war unter den internationalen Gästen. Es fehlten Repräsentanten der Republika Srbska und aus Serbien und auch die serbische Vertreterin in der Präsidentschaft von Bosnien und Herzegowina war nicht da. Allerdings nahmen auch orthodoxe Geistliche an den Gedenkfeiern teil. Auch der türkische Präsident war mit einer Videobotschaft präsent. Es wäre zu wünschen, wenn nächstes Jahr zum 30. Gedenktag auch ein Vertreter der EU zugegen wäre.
Das Geheimnis der Erlösung von Schuld und der Versöhnung heißt Erinnerung: offen und schonungslos, gerade wenn es um derartige Völkerverbrechen geht. Wer wüsste das besser als wir Deutsche. Die ablehnenden Reaktionen in Serbien und der serbischen Teilrepublik in Bosnien und Herzegowina – mit Unterstützung von Ländern wie Russland und China, aber auch Ungarn - auf die von Deutschland und Ruanda eingebrachte UN-Resolution, den 11. Juli als internationalen Gedenktag für den Genozid an den bosnischen Muslimen zu erklären, die am 23. Mai 2024 mit 84 zu 19 Stimmen bei 68 Enthaltungen verabschiedet wurde, zeigt jedoch, wie heftig umstritten die Gedenk- und Erinnerungspolitik in Bezug auf den Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995 nach wie vor ist.
Umso mehr ist historische Aufarbeitung und öffentliche Erinnerung von Bedeutung.