Veranstaltungsberichte
Was wäre Deutschland heute ohne Konrad Adenauer (* 5. Januar 1876 in Köln; † 19. April 1967 in Rhöndorf), an dessen 140. Geburtstag wir heute erinnern?
Er war es, der als Vorsitzender der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) und erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963 ganz maßgeblich die entscheidenden politischen Fundamente gelegt hat, auf denen unser Land noch heute aufbaut.
Die Soziale Marktwirtschaft hat er gegen die damals noch sozialistisch-planwirtschaftlichen Ideen der Sozialdemokratie, die Wiederbewaffnung als Grundlage für die Einbindung in die freie westliche Welt gegen erhebliche gesellschaftliche Proteste durchgesetzt. Den Lockangeboten Stalins hat er widerstanden und an einer Wiedervereinigung Deutschlands in Freiheit festgehalten. Nach den furchtbaren Erfahrungen zweier Weltkriege brachte er gemeinsam mit den ebenfalls katholischen Politiker Robert Schuman aus Lothringen (Frankreich) und dem Welschtiroler Alcide De Gasperi (Italien) die Europäische Union auf ihren Weg. Aus der Sowjetunion holte er im Herbst 1955 die letzten Zehntausend Kriegsgefangenen heim. Mit Israel knüpfte er als Naziverfolgter die ersten Beziehungen wieder an. Die Bundesrepublik hat er aus den Nachkriegstrümmern zu erstem bescheidenen Wohlstand geführt, vor allem aber für Freiheit und Sicherheit in Zeiten des Kalten Krieges gesorgt.
Seine Bonmots sind Legion: "Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont", pflegte er zu sagen, um auf diese bildhafte Weise gewisse geistige oder auch politische Unterschiede deutlich zu machen. Ein anderer Spruch von Konrad Adenauer lautet: "Wenn die anderen glauben, man ist am Ende, so muss man erst richtig anfangen." Das hat er selbst immer wieder getan.
Bereits 1916 mit 30 Jahren verlor er seine erste Frau Emma, mit der er drei Kinder hatte. 1919 heiratete er Auguste, die 1948 starb. Aus dieser Ehe gingen weitere fünf Kinder hervor. Verwundert es da, dass er bei Einführung der gesetzlichen Rente im Umlageverfahren 1957 wie selbstverständlich davon ausging, dass die Leute Kinder sowie immer kriegen würden, weshalb dieser grundlegende Faktor bei der Rente nicht eigens berücksichtigt werden müsse?
Bereits in der Kaiserzeit und Weimarer Republik machte Konrad Adenauer als Mitglied der katholisch geprägten Zentrumspartei politische Karriere als Oberbürgermeister von Köln 1917 bis 1933 und Präsident des Preußischen Staatsrats von 1920 bis 1933. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er seiner Ämter enthoben, war zeitweise inhaftiert und versteckte sich an verschiedenen Orten.
Vom 1. Mai 1934 bis 25. April 1935 wohnte Adenauer in der heutigen Rosa-Luxemburg-Str. 40 (ehemals Augustastraße) in Potsdam-Neubabelsberg zur Untermiete, da er in einem Dienststrafverfahren in Berlin mit dem Nazi-Regime um seine Pensionsansprüche streiten musste. In Babelsberg wurde er am 30. Juni 1934 im Zusammenhang mit dem "Röhm-Putsch" auch für zwei Tage festgenommen. Er bekam schließlich eine reduzierte Pension von ca. 1.000 Reichsmark.
Nach dem Krieg entwickelte er gemeinsam mit vielen anderen die Christlich Demokratische Partei als eine beide Konfessionen integrierende Volkspartei in Deutschland. 1948 wurde er zunächst Präsident des Parlamentarischen Rates und dann 1949 mit 73 Jahren erster Bundeskanzler der neuen Bundesrepublik Deutschland. Erst mit 87 Jahren trat er aus diesem Amt zurück, blieb aber bis 1966, bis ein Jahr vor seinem Tod, Vorsitzender der CDU.
Willy Brandt hat einmal im Rückblick über Konrad Adenauer gesagt: Der Alte habe alte Werte gehabt, die sich jedoch als brandaktuell erwiesen hätten. In diesem Sinne ist Adenauer auch heute noch eine Leitfigur der Christdemokratie in Deutschland und Europa und durch die Arbeit der Stiftung, die seinen Namen trägt, auch in anderen Teilen der Welt.
Als Liebhaber von Rosen, die er in seinem Garten pflegte, erinnern wir heute, am 140. Geburtstag Konrad Adenauers, an seinem Wohnhaus in Potsdam-Babelsberg mit gelben Rosen an ihn, der mittlerweile gerade bei jüngeren Leuten kaum noch ein Begriff ist, worauf Umfragen hinweisen.