Veranstaltungsberichte
Sowohl die Rednerinnen als auch die über 120 Teilnehmerinnen waren sich in der vergangenen Woche in Salvador einig, dass Frauen in Brasilien in der Politik immer noch deutlich unterrepräsentiert sind. Gemäß einer Studie der UN werden gerade einmal 8,6% der Sitze im brasilianischen Parlament von Frauen besetzt. Damit nimmt Brasilien sowohl in Lateinamerika als auch im weltweiten Vergleich klar einen der hinteren Plätze ein. Ziel sei es mehr politische Ämter als bisher mit Frauen zu besetzen, sodass deren Interessen tatsächlich Gehör finden und vertreten werden. Zwar sei man auf dem richtigen Weg zu mehr Partizipation, aber bis dahin gelte es entscheidende Hindernisse zu überwinden.
Ein wesentliches Problem ist die fehlende Mobilisierung und Organisierung der Frauen. Männer verfügen über einflussreiche und weitreichende Netzwerke und Ressourcen. Um sich dagegen durchsetzen zu können, sei es essentiell, dass sich Frauen stärker vernetzen und organisieren. Veranstaltungen wie diese könnten als Schritte in die richtige Richtung gewertet werden. Des Weiteren müsste mehr Frauen der Zugang zu einer besseren Bildung ermöglicht werden, die diese dazu befähigt sich selbstbewusst auf dem politischen Parkett zu bewegen und ihre Ideen erfolgreich unterzubringen. Frauen, insbesondere schwarze Frauen, werden hier immer noch benachteiligt.
Die Soziologin Fátima Pacheco Jordão ist der Meinung, dass die Unterrepräsentation der Frauen in der Politik nicht nur ein Defizit für die Frauen in Brasilien darstellt. Diese hat auch negative Konsequenzen für die brasilianische Gesellschaft allgemein. Gerade Frauen machen sich oft für sozialpolitische Themen wie z.B. Bildung und Gesundheit stark, wie sie während der vergangenen Monate auch immer wieder im Zentrum von Protesten in den Großstädten Brasiliens gestanden haben. Der Politikwissenschaftler Claudio André Souza stellt fest, dass auf langfristige Sicht eine Reform des politischen Systems unausweichlich ist. In Zukunft müsste verstärkt die Bevölkerung zu Wort kommen und soziale Themen müssten in den Vordergrund gerückt werden.