Lesung
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Lea Fleischmanns Erinnerungen reichen in die Zeit der Lager für Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland zurück. Die Eltern, seelisch und körperlich krank, sind Holocaustüberlebende. Sie sprechen weder über die Familien noch über ihre Erlebnisse während des Krieges, aber bruchstückhaft werden Bemerkungen in den kindlichen Alltag eingestreut: "Iß die Kartoffel auf. Wegen ein paar geklauter Kar-toffelschalen haben SS-Schergen Menschen im Lager umgebracht." Das Deutschlandbild der Eltern ist von den Konzentrationslagern und Brutalität geprägt. Als Lea Fleischmann zehn Jahre alt ist, wird die Familie nach Frankfurt am Main umgesiedelt. Nun lernt sie in der Schule und später auf der Universität ein anderes Deutschland kennen. Sie erlebt die Zeit der Studentenbewegung, ist aktiv in der Frauenbewegung und tritt in den hessischen Schuldienst ein. Ihre Erfahrungen mit dem Beamtenapparat bewegen sie Deutschland zu verlassen. 1979 wandert sie nach Israel ein und lebt seitdem in Jerusalem. Dort macht sie die Erfahrung: "Meine deutsche Staatsbürgerschaft konnte ich zurückgeben, die deutsche Sprache nicht." Lea Fleischmann lernt Hebräisch und entdeckt den Tenach, die hebräische Bibel, und findet einen religiösen Weg. Sie beobachtet, wie Menschen in Jerusalem den Schabbat feiern und hält dies in ihren Büchern fest. Regelmäßig unternimmt sie in Deutschland Lesereisen und beobachtet dabei Land und Leute. Das Münster in Ulm und der Mariendom in Erfurt inspirieren sie. Sie spaziert durch Frankfurt am Main und Kassel und hält die Gedanken fest, die ihr in Deutschland kommen.