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„Die Weimarer Republik ist gescheitert, weil sie zu wenig Demokraten hatte“, so Hamburgs sozialdemo-kratischer Bürgermeister Herbert Weichmann vor vielen Jahren in einem resignierten Rückblick auf die erste deutsche Demokratie. Was er damit sagen wollte, ist: Demokratische Freiheit hat nur Bestand, wenn die Mehrheit der Gesellschaft bereit ist, sie zu verteidigen. Sind wir das? Sechzig Jahre nach Kriegsende ist es Zeit, sich diese Frage zu stellen. Wir haben der unzähligen Opfer gedacht, die der Nationalsozialismus und der Kommunismus von der Menschheit gefordert hat, wir werden nicht müde, die Festigkeit unserer demokratischen Wurzeln zu beteuern – doch eigentlich wird man den Eindruck nicht los, wir seien in Wahrheit mehr um unser eigenes Wohlergehen besorgt als um die Freiheit, in der wir leben. Horst Schüler, Hamburger Journalist und Autor, zieht die Bilanz eines langen Weges der Deutschen, von der Ruinenwüste, die uns der Krieg hinterließ, bis in das Wohlstandsjammertal unserer Tage.
Horst Schüler, geboren 1924, wurde 1951 in Potsdam wegen Widerstandes gegen das kommunistische System in der DDR vom Sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Haft verurteilt. Über vier Jahre war er Zwangsarbeiter in der Strafregion Workuta am Eismeer. Dort gehörte er im Sommer 1953 zu den Teil-nehmern eines Häftlingsaufstandes, der in einem Blutbad endete Nach seiner Heimkehr 1955 arbeitete er als Journalist in Kassel, Eschwege und von 1964 bis 1989 als Redakteur beim Hamburger Abendblatt. Dafür wurde er mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. - Schüler war 1992 der erste deutsche Jour-nalist, der die damals noch geschlossene Stadt und Region Workuta besuchen durfte.. 2003 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.