Vortrag
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Vom 8. bis 14. September 1955 reiste Bundeskanzler Adenauer mit einer hochrangigen Delegation aus Regierung und Parlament der erst sechs Jahre bestehenden Bundesrepublik Deutschland nach Moskau. Während der intensiven und komplizierten Verhandlungen wurden insbesondere die Fragen der Wiedervereinigung Deutschlands und die Rückkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion thematisiert; denn 1955, zehn Jahre nach Kriegsende, waren noch Tausende von Kriegsgefangenen und politischen Häftlingen in der Sowjetunion. In fünf dramatischen Verhandlungstagen erreichte Adenauer ihre Freilassung. Von Oktober an kehrten die letzten deutschen Gefangenen heim. Es war vor fünfzig Jahren ein ganz Deutschland aufwühlendes Ereignis. Als historisches Ergebnis von außerordentlichem Rang blieb die sehr bewegende Rückkehr von fast 10.000 deutschen Kriegsgefangenen in Erinnerung. Horst Schüler, damals politischer Häftling im sowjetischen GULag, erinnert daran.
Horst Schüler, Journalist, wurde 1951 in Potsdam wegen Widerstandes gegen das kommunistische System in der DDR vom Sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Haft verurteilt. Über vier Jahre war er Zwangsarbeiter in der Strafregion Workuta am Eismeer. Dort gehörte er im Sommer 1953 zu den Teilnehmern eines Häftlingsaufstandes, der in seinem Lager (29. Schacht) niedergeschlagen wurde und in einem Blutbad endete. Nach seiner Heimkehr 1955 arbeitete er als Journalist in Kassel, Eschwege und von 1964 bis 1989 als Redakteur beim Hamburger Abendblatt. Für hervorragende journalistische Leistungen wurde er mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet.
Schüler war 1992 der erste deutsche Journalist, der die damals noch geschlossene Stadt und Region Workuta besuchen durfte. Anschließend erschien sein Buch „Workuta - Erinnerung ohne Angst". Er organisierte die Ausstellung "Workuta - vergessene Opfer" und ist seit 1995 Sprecher der Lagergemeinschaft Workuta/GULag-Sowjetunion. 1997 wurde er von Bundespräsident Roman Herzog mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. 2003 erhielt er das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.