Veranstaltungsberichte
In seinem Impulsreferat führte Münch die hohe Anzeigebereitschaft auf eine rückläufige Akzeptanz von Gewalt im Allgemeinen zurück. Bremen befindet sich dem Polizeipräsidenten zufolge bei den Gewaltdelikten auf dem drittletzten Platz in Deutschland – und damit auf einem Abstiegsplatz. In der Hansestadt sieht er besonders männliche Personen, die sich in der Pubertät befinden, als gefährdet an, straffällig zu werden. Diese Risikogruppe bildet statistisch gesehen einen „Testosteronberg“ und setzt sich zu einem großen Teil aus Migranten zusammen. Die anderen Teilnehmer stimmten dieser Beschreibung des jugendlichen „Otto-Normal“-Straftäters zu.
Bei der Frage nach Risikofaktoren gab es ähnlich hohe Übereinstimmungen. So waren alle Teilnehmer der Meinung, dass ein sehr früher Einstieg in den meisten Fällen eine lange Strafkarriere nach sich zieht. Bildungsdefizite wurden als Zukunftsbarrieren beschrieben. Auch die extrem hohe Migrantenzahl in Bremen, die bei unter 18-Jährigen auf 50 Prozent beziffert wird, wurde angeführt. Hieraus entstehen Ballungszentren in Stadtteilen, wo bis zu 80 Prozent Migranten leben. Die so genannte Stadtteilsegregation nimmt ihren Lauf. Als letzter Risikofaktor wurde die anhaltende Ausbildung von Problemfamilien, in denen keine Normalbiografie vorhanden ist, Bildungslücken groß sind und gesellschaftliche Normen und Werte an Bedeutung verlieren, angesprochen. Dupont wies zudem darauf hin, dass in diesen Familien körperliche Misshandlung ein großes Problem darstellt, was heranwachsende Jugendliche zu chronifizierten Gewalttätern werden lässt.
Abschließend wurden Lösungswege diskutiert. Konsens herrschte darüber, dass man Bildung, darunter auch sprachliche Kompetenzen der Kinder sowie der Eltern, fördern muss. Im Zuge dessen befürworten alle Beteiligten das Modell der Ganztagsschule. Des weiteren sprachen sie sich für eine frühe Erkennung und Bekämpfung der Wurzel des Problems der kriminellen Karrieren aus. Hierzu gehört auch eine verstärkte Kooperation zwischen allen beteiligten Personen und Institutionen. Überdies wurde betont, dass eine Bestrafung, im Vergleich zur Vergangenheit, schneller und wirksamer durchgesetzt werden muss. Damit einhergehend müssen den Jugendlichen nach Abgeltung der Strafe jedoch auch Wege in eine gewaltfreie Zukunft gewiesen werden. Bezüglich der Härte der Bestrafung herrschte auch am Ende noch Dissens. Hinners plädierte für ein gesundes Maß an Prävention und Repression.
Im Anschluss an die Podiumsrunde kam es zum Gedankenaustausch mit dem Publikum. Die Diskussion kreiste unter anderem um die zwar sinkende, jedoch augenscheinlich noch immer schwindelerregende Zahl der Jugendgewaltdelikte in Bremen und die Möglichkeiten der Politik und der Polizei, dem entgegenzuwirken.