Veranstaltungsberichte
Aus dem vergangenen Jahr dürfte Sebastian Tümmel Ihnen als Autor zahlreicher Berichte auf der Homepage und der Facebook-Seite des PBF Bremen, als Fotograf oder „Einlasskontrolleur“ bei Abendveranstaltungen, als Frühstücksbeutelträger bei zwei „Demokratie-Frühstücken“ oder als Mädchen-für-Alles bei „‘Weihnachten‘ im Januar" bekannt sein. Im Hintergrund hat er im Büroalltag der Konrad-Adenauer-Stiftung Bremen zahlreiche Veranstaltungen zur politischen Bildung (mit-)organisiert.
Sina Junker: Wie bist du darauf gekommen, ein Freiwilliges Jahr zu machen?
Sebastian Tümmel: Dass ich ein Freiwilliges Jahr machen möchte, stand für mich schon ziemlich früh fest, auch weil ich einfach Lust hatte, so ein Jahr mal „einzuschieben“, auch um mal was anderes zu machen. Später – in der 10. oder 11. Klasse – habe ich dann vom Freiwilligen Politischen Jahr gelesen, vorher kannte ich nur das Soziale und das Ökologische Jahr. Da war für mich dann schnell klar, dass es das Politische Jahr werden soll, da im politischen und historischen Bereich auch meine Interessen liegen und es auch beruflich für mich einmal in die Richtung gehen soll.
Junker: Wie bist du auf die KAS gekommen?
Tümmel: Auf der Suche nach möglichen Einsatzstellen bin ich schnell auf den Sozialen Friedensdienst in Bremen und die Landesvereinigung kulturelle Jugendbildung in Niedersachen gestoßen. Dort war dann jeweils die KAS als Einsatzstelle vorgestellt und hat mich mit ihrem Profil – Funktion der Institution und Aufgabenprofil – angesprochen.
Junker: Wie war die Eingangsgewöhnungsphase?
Tümmel: Natürlich war es am Anfang ungewohnt und auch schwerer als zum Schluss. Ich erinnere mich da zum Beispiel an einen Veranstaltungsbericht, den ich quasi komplett neu schreiben musste. Generell war die Fehlerquote selbstverständlich höher, aber ich habe diese Phase, denke ich, gut überstanden, auch durch die prima Einarbeitung meines Vorgängers Tim Helms und das gute Arbeitsklima.
Junker: Hast du je daran gedacht hinzuwerfen?
Tümmel: Nein!!!
Junker: Was hat dich am meisten beeindruckt?
Tümmel: Das ist ganz einfach zu beantworten, das war unser „‘Weihnachten‘ im Januar“. Wir haben in mehrmonatiger harter Arbeit, mit viel Telefonieren, E-Mails und Briefe schreiben und endlosen Diskussionen, am 24. Januar ein zweites Weihnachtsfest für bedürftige Bremerinnen und Bremer auf die Beine gestellt. Es gab ein tolles Rahmenprogramm mit verschiedenen Künstlern und ein großes Buffet. Obwohl es ein total anstrengender Tag und Abend war, war es total schön zu sehen, wie sehr sich unsere Gäste über den Abend gefreut haben. Auch die Unterstützungsbereitschaft von Bremerinnen und Bremern und bremischen Unternehmen, sei es durch Spenden, sei es durch Hilfe vor Ort, war bemerkenswert. Zuhause bin ich dann aber auch wie eine Bahnschranke ins Bett gefallen. Und für mich steht jetzt schon fest, nächstes Jahr bin ich wieder dabei.
Zudem hat mich beeindruckt, wie viele alte Menschen sich immer wieder auf den Weg zu unseren Veranstaltungen machen. Dieses enorme politische Interesse wünsche ich mir auch in meiner Generation.
Junker: Was hast du in diesem Jahr gelernt?
Tümmel: Oh, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. (lacht) Ich denke, ich habe meine Ausdrucksweise weiterentwickelt, sowohl was das Schriftliche angeht als auch das Gesprochene. Zudem habe ich gelernt, mit Drucksituationen und Stress umzugehen. Es gab immer wieder Phasen, in denen enorm viel zu tun war, z.B. die Wochen vor der Internetmesse oder der Stasi-Ausstellung. Das hat auch dazu geführt, dass ich mein Zeitmanagement verbessert habe. Außerdem glaube ich, dass ich im Verlauf dieses Jahres sehr viel selbstbewusster und selbstständiger geworden bin.
Junker: Kannst du das Freiwillige Jahr weiterempfehlen?
Tümmel: Definitiv! Ich hatte ein total spannendes und lehrreiches Jahr und habe mich in vielen Bereichen weiterentwickelt. Ich kann diese Möglichkeit eines Freiwilligen Jahres, egal ob politisch, kulturell, sozial, ökologisch oder sportlich, allen jungen Menschen ans Herz legen. Man lernt richtig interessante Menschen kennen, sowohl bei der Arbeit als auch beim „Drumherum-Programm“ des Trägervereins. Außerdem bekommt man Einblicke in Bereiche, die man sonst nicht bekommen hätte.
Junker: Wirst du weiterhin Veranstaltungen der KAS besuchen?
Tümmel: Wie ich schon sagte, werde ich auf jeden Fall bei „‘Weihnachten‘ im Januar“ dabei sein, obwohl es 2015 ja ein „‘Weihnachten‘ im Februar“ ist. Aber auch so werde ich bestimmt die eine oder andere Veranstaltung besuchen. So z.B. die Preisverleihung für den Kreativwettbewerb „Islamisches Leben in Deutschland“ und evtl. auch die Verkehrs-Veranstaltung im Oktober: „Erst wenn der letzte LKW gestoppt, der letzte Reisebus aus der City verbannt, der letzte PKW in Hamburg oder Oldenburg parkt, werdet ihr merken, dass man einen Wirtschaftsstandort allein mit Fahrrädern nicht am Leben erhalten kann: Verkehrspolitik in Bremen“. Ansonsten lasse ich mich überraschen, was du als meine Nachfolgerin und dein Nachfolger tolles entwickeln, ich bin ja im Verteiler. (lacht)
Junker: Was machst du jetzt?
Tümmel: Als nächstes werde ich noch einen Monat im Bremer Hafen ein wenig Geld verdienen. Anschließend geht es für mich an die Universität Bremen, wo ich Politikwissenschaften studiere. Und dann … mal sehen.
Junker: Wird dir etwas fehlen?
Tümmel: Davon gehe ich aus, wobei ich das vermutlich erst in ein paar Wochen sagen kann. Auf jeden Fall aber das Telefonieren. Ich hab in meinem Jahr hier immer wieder, meistens total unerwartet, richtig interessante und sympathische Menschen am Telefon gehabt, diese Telefonate haben einem irgendwie den Tag versüßt. Natürlich werden mir auch meine netten Kollegen fehlen, aber die werde ich sicher noch ab und an sehen. Und das Planen von interessanten Veranstaltungen werde ich wohl auch vermissen, das hat echt Spaß gemacht.
Junker: Was wünschst du der KAS für die Zukunft?
Tümmel: Das ist ganz klar. Zum einen wünsche ich der KAS, dass sie es schafft noch mehr junge Leute für die Veranstaltungen zu erreichen und den Altersschnitt bei Abendveranstaltungen von mindestens 60 Jahren auf zunächst einmal 50 Jahre zu senken, dann kann man weitersehen. Zum zweiten wünsche ich der KAS, dass sie weiterhin so tolle Angebote zur politischen Bildung entwickelt.