Veranstaltungsberichte
Einleitend führte Ralf Altenhof, Leiter des Politischen Bildungsforums Bremen, in die Thematik, mit Verweis auf die aktuelle Zunahme globalisierungskritischer Stimmen, ein. Neben einem Überblick der kritischen Argumente, wurden ebenfalls die positiven Aspekte für Weltwirtschaft und Gesellschaft genannt.
Ursula Weidenfeld eröffnete ihren Vortrag mit einem Blick in die Historie der Globalisierung und verwies darauf, dass sich die Lebenserwartung weltweit seit dem Jahr 1900 verdoppelt hat und die Armutsquote gesunken ist. Heute befinden sich zehn Prozent der Weltbevölkerung unterhalb der absoluten Armutsgrenze, während dieser Wert vor 30 Jahren noch bei 50 Prozent lag. Sie stellte heraus, dass die Globalisierung nur funktionieren kann, sofern sie politisch forciert und gewollt ist. Hier fügte Ursula Weidenfeld aus aktuellem Anlass die Vereinigten Staaten Amerikas als Beispiel an, welche sich unter Präsident Donald Trump in Richtung des Protektionismus bewegen. Auch in Europa lassen sich aufkeimende protektionistische Tendenzen beobachten: Mehr als 50 Prozent der Europäer ist globalisierungskritisch. Während in Frankreich weniger als 40 Prozent von der Globalisierung überzeugt sind, stellt Deutschland mit 63 Prozent Befürwortern eine Ausnahme dar. Dies lässt sich laut Ursula Weidenfeld darauf zurückführen, dass Deutschland in der Lage ist mit seiner „robusten Konjunktur und Exportüberschüssen“ die negativen Auswirkungen, wie beispielsweise die Auslagerung von Arbeitsplätzen in Niedriglohnländer, derzeit zu kompensieren. Die „Globalisierung ist kein Aufzug“, sagte sie, „sie nimmt nicht jeden mit nach oben“, somit wird die Kompensation der sogenannten Globalisierungsverlierer in Zukunft eine der Hauptaufgaben der Staaten sein, da durch die zunehmende globale Digitalisierung, sowohl der Wettbewerbs- als auch Globalisierungsdruck stetig steigen wird. „Die Hilflosigkeit der Politik mit Globalisierungsverlierern umzugehen“, so Ursula Weidenfeld, „steigert die Kritik und protektionistische Tendenzen“.
Die Wirtschaftsjournalistin betonte, dass die notwendige Akzeptanz der Gesellschaft für globalen Handel und Austausch lediglich über Kompensation der Belastungen mit Hilfe von Investitionskraft, einer globalisierungsfreundlichen Politik sowie einem funktionierenden Sozialstaat erreicht werden kann. Protektionismus ist demnach „keine Lösung“. Die Referentin zeigte sich als Befürworterin des Freihandels.
In der Diskussion prognostizierte Ursula Weidenfeld einen anhaltenden Trend zum Nationalismus und Protektionismus. Sie sieht globale Regelwerke für den Handel aufgrund der sich verfestigenden „Bunkermentalitäten“ in weiter Ferne. Auf die Frage nach der weltwirtschaftlichen Rolle Chinas verwies die Wirtschaftsjournalistin auf eine „schlummernde Finanzkrise“, sofern die nationale Wirtschaft durch ihr hohes Kreditvorkommen und der wenig regulierten Banken nicht stabil gehalten werden kann. Sie stellte die These auf, China sei ein „Risiko für die Weltwirtschaft“.
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