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In einem Impulsvortrag sprach Prof. Patzelt zunächst über die Zukunftschancen der CDU in deutschen Großstädten. Er bezog sich dabei auf statistische Angaben zum Wahlverhalten der unterschiedlichen sozialen Schichten. Eine zentrale Herausforderung für die CDU läge u.a. darin, sich programmatisch solchen urbanen Wählerschichten zu zuwenden, die zurzeit demokratischer Teilhabe durch Wahlen eher ablehnend gegenüber stünden. Dazu zählte Prof. Patzelt u.a. Migranten und ihre Nachkommen. Insbesondere islamisch geprägte Bürger stellten eine potentielle Wahlbasis der CDU dar. Man sollte deshalb, so Prof. Patzelt, über eine Öffnung der Partei in diese Richtung nachdenken. Das „C“ der CDU könne nicht nur für die christliche, sondern für eine religiöse Ausrichtung überhaupt stehen. Gerade eine konservative Grundhaltung, die nach Prof. Patzelts Definition von einem Prüfen und Überdenken aktueller gesellschaftlicher Strömungen und Bedürfnissen, nicht aber von Zukunftsphobien gekennzeichnet sei, könne einen solchen Prozess „aushalten“.
In der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen die Diskutanten Inhalte des Impulsvortrags auf. Eberhard Diepgen teilte das Verständnis Prof. Patzelts, was die Merkmale der Christdemokratie anging, schlug aber einige Differenzierungen anhand konkreter Themengebiete vor: Gerade in Großstädten sei es wichtig, die eigene Kontur zu wahren und sich nicht zu sehr an die typischen Vertreter des urbanen Lifestyles anzupassen, denn die wählten, so Diepgen, meist lieber das „grüne“ Original. Dagegen halte er eine inhaltliche Annäherung an neue, bisher nicht als typische CDU-Anhänger bekannte Wählerschichten für sinnvoll. Im Falle des Islam müsse dabei jedoch eine Prüfung einhergehen, mit welcher seiner Richtungen man es zu tun habe. Thomas Röwekamp zeigte sich gegenüber einer christlich-islamischen Annährung auf der politischen Ebene ebenfalls grundsätzlich aufgeschlossen. Er begrüße es sehr, wenn Menschen für etwas stünden und nach einem eigenen Wertekorsett handelten. Ein Verharren in moralischer Indifferenz sei sowohl in der persönlichen, als auch in der politischen Sphäre keine gute Voraussetzung für gemeinwohlorientiertes Handeln. In der Diskussion kamen auch andere Themen zur Sprache, wie das oftmals als zu festgefahren beschriebene mediale Image der CDU. Die Frage der Wertevermittlung, auch an zukünftige Politiker, bildete jedoch einen Schwerpunkt der Diskussion. So trat Röwekamp für eine breit angelegte Vermittlung religiösen Wissens an Schulen ein, um den jungen Menschen die Bildung eines eigenen Wertehorizontes überhaupt erst zu ermöglichen. Prof. Patzelt ergänzte diese Anmerkungen, indem er auf die Bedeutung von Lebens- und Berufserfahrung als wichtige Grundlage politischen Handelns einging.
Nach der Diskussion konnte das interessierte Publikum Fragen an die Diskutanten richten und machte von dieser Möglichkeit regen Gebrauch.