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Veranstaltungsberichte

Demokratie zum Anfassen - Ein Planspiel

von Andreas Samuel Bösche
Auf Einladung der KAS Bremen lernten eine Klasse der Oberschule Habenhausen und der St.-Johannis-Schule am 03., bzw. 04. März grundlegende Mechanismen demokratischer Ordnung und Willensbildung kennen. In dem Planspiel „Demokratie erleben: Entscheidung im Stadtrat“ (entwickelt und durchgeführt von Robert Hein) erlebten sie als Angehörige des Rates der fiktiven Stadt Wattenburg formale und inhaltliche Aspekte kommunaler Selbstverwaltung hautnah.

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Jule von der St.-Johannis-Schule und Jerome (Oberschule Habenhausen) haben die Wahlen klar für sich entschieden – für einen Tag sind die Schüler nun jeweils Bürgermeister der fiktiven Kommune Wattenburg und Vorsitzende des Rates der Stadt. Wattenburg ist hoch verschuldet und überdies noch vom demographischen Wandel überdurchschnittlich stark betroffen. Die anstehenden Entscheidungen sind deshalb für die Zukunft der Kommune wegweisend. Soll beispielsweise das Freibad zu einem Naturbad umgebaut werden, wie die Grünen fordern? Oder ist es für die Kommune vorteilhafter, des marode Gebäude ganz abzureißen und statt dessen ein modernes Spaßbad zu bauen wie die Freien Wähler in einem eigenen Antrag vorschlagen? Hierzu muss diskutiert werden, aber nicht einfach so, sondern nach festgelegten „demokratischen Spielregeln“, wie Robert Hein, Politikberater und Kommunikationstrainer, den Schülern engagiert vermittelt. Die verschiedenen Ratsfraktionen müssen sich deshalb nicht nur über ihre inhaltlichen Forderungen klar werden. Zum Handwerkszeug kommunaler Entscheidungsfindung gehören grundlegende Kompetenzen: Wie stellt man einen Antrag? Wie kann eine Fraktion Einfluss auf die Geschäftsordnung nehmen? Hierzu tagen die Schülerinnen und Schüler, die in ihren Rollen ein heterogenes berufliches Spektrum repräsentieren, zunächst „hinter verschlossenen Türen“. Bei dem lebensnahen Planspiel darf auch die „vierte Gewalt“ in Gestalt der Presse nicht fehlen: Journalistengruppen, bestehend aus vier bis fünf Schülern, führen schon während der Fraktionssitzungen Interviews und kommentieren auch die anschließende Ratssitzung, bei der echte Moderatorenfähigkeiten gefragt sind.

 

 

 

Die Bürgermeister haben viel zu tun, das gilt für Jule in der St. Johannes-Schule ebenso wie für Jerome in der Oberschule Habenhausen. Sie verlesen die im Vorfeld gestellten Anträge, kommentieren sie und müssen dabei stets auf die Einhaltung der Geschäftsordnung achten. In den Diskussionen geht es hoch her. Die CDU möchte das Freibad ganz abreißen, schließlich gibt es gleich im Nachbarort ein gerade saniertes Bad, das mit dem öffentlichen Nahverkehr gut zu erreichen ist. SPD und Linke fordern eine Sanierung: Gerade für Jugendliche würde der Ort andernfalls weiter an Attraktivität verlieren. Oftmals überlagern persönliche, beruflich bedingte Interessen die Diskussion. Deutlich wird hier, wie rasch sich die Schüler in ihre Rollen einfinden. „Bauer“ Finn etwa bietet an: „Die Wattenburger können doch in meinem Weiher schwimmen!“ – ein Angebot mit Hintergedanken? Für Zündstoff sorgt insbesondere der Antrag der Freien Wähler. Ein Spaßbad für mehrere Millionen Euro soll zum Anziehungspunkt für Touristen werden und durch hohe Eintrittspreise langfristig sogar beim Abbau der Schulden helfen. An dieser Stelle wirft Jerome seine ganze Autorität als Bürgermeister in die Waagschale: „Leute, eine so hohe Verschuldung, das können wir nicht bringen!“

 

 

 

Doch am Ende jeder Diskussion im Rat steht die Abstimmung: Beide Klassen wollen ungeachtet der außerordentlichen Haushaltsbelastung eine Schwimmgelegenheit in Wattenburg erhalten! Dem Beschluss müssen sich auch die Freibad-Gegner fügen.

Unterschiedliche politische Ansichten wurden emotional und doch im Einklang mit den Prinzipien einer demokratischen Streitkultur ausgetragen. Es ist dieser „Dreiklang“ aus Wissenserwerb, emotionaler Partizipation und „learning by doing“, der das „Planspiel Demokratie“ zu einem empfehlenswerten Format der politischen Bildung macht!

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Kontakt

Dr. Ralf Altenhof

Dr. Ralf Altenhof

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Bremen

ralf.altenhof@kas.de +49 421 163009-0 +49 421 163009-9

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