Veranstaltungsberichte
Ralf Altenhof, Leiter der KAS Bremen, gab zur Einleitung in das Mittagsgespräch mit einem „intellektuellen“ wie kulinarischen Imbiss in der Mittagspause einen Einblick in das Thema: Während die Digitalisierung fortwährend weitere Gesellschaftsbereiche erfasse und Arbeitgeber ebenso wie Arbeitnehmer vor neue Anforderungen stelle, gelten weite Teile der Bevölkerung als „digitale Analphabeten“ oder seien mit den Veränderungen „überfordert.“ Wie dem entgegenzuwirken sei, entscheide über die Zukunft.
Mit den Auswirkungen dieses neuen „Megatrends“ befasste sich Härtels Kurzvortrag. Auch er sieht in der Zusammenarbeit mit Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen viele dem Wandel „fassungslos und hilflos“ ausgeliefert. Es gebe zwar gut funktionierende „Insellösungen“, doch fehle ein koordinierter, allgemeiner Ansatz „in der Fläche“. Diesen zu entwickeln habe sich das BIBB zur Aufgabe gemacht. „Die Dimension, was Digitalisierung bewirken kann“, zeigte Härtel am Beispiel des Unternehmens Kodak: Die Fotografiesparte mit ehemals über 140.000 Beschäftigten „gibt es nicht mehr“, sie hat die Anpassung an das „Internet der Dinge“ (Industrie 4.0) verpasst. Doch sei bei fortlaufender Automatisierung keineswegs ein massenhafter Verlust von Arbeitsplätzen zu erwarten: Nach Einschätzung des BIBB werden bis 2030 zwar etwa 1,5 Millionen alte Arbeitsplätze verschwinden, die Digitalisierung jedoch etwa ebenso viele neue schaffen.
Das Institut untersucht deshalb die Inhalte zahlreicher Ausbildungsberufe auf ihre Aktualität, um mit der Entwicklung schrittzuhalten und sie aktiv zu gestalten. Durch Studien sowie direkte Gespräche mit Ausbildern und Auszubildenden wird der „Ist-Stand“ ermittelt – und gegebenenfalls ein Reformprozess eingeleitet. So sei die Orthopädietechnik zum „Hightech-Beruf“ geworden, die Ausbildung zur „E-Commerce-Kauffrau“ werde derzeit als digitale Ergänzung zum Einzelhandel neu geschaffen. Neben Lesen, Schreiben und Rechnen stellt der Umgang mit neuen Technologien eine „vierte Kulturtechnik“ dar und dient somit der Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt.
Härtel wies auch auf einen deutlichen Wandel der in der Ausbildung eingesetzten Methoden hin. Mit online verfügbaren Informationen nehme die Lernautonomie zu, auch das „peer-to-peer-Lernen“, das gemeinsame Erarbeiten von Wissen, werde bedeutsamer. Ausbilder in Berufsschulen und Betrieben nähmen verstärkt begleitende Rollen ein, statt die Lernabläufe zu leiten. Auch dies erfordere jedoch besondere Fähigkeiten, die allzu häufig fehlten. Für die benötigte „medienpädagogische Kompetenz“ benannte Härtel drei Voraussetzungen: Die „Mediendidaktik“ müsse Medien aktiv im Unterricht einsetzen, die „Medienerziehung“ einen kritischen Umgang mit ihnen ermöglichen und die „Medienintegration“ den unmittelbaren Einsatz im Ausbildungsprozess ermöglichen. Eine solche breit aufgestellte Bildung könne neue Potenziale entfalten und bestehende nutzen, um so die „in einer sich wandelnden Arbeitswelt notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln.“