Veranstaltungsberichte
Einleitend führte Gabriele Kurth, Gruppenleiterin der Gedenkstätte Bergen-Belsen, mit Daten und Fakten in den Besuch der Gedenkstätte ein. Zudem erläuterte sie ihre eigene Motivation, als freie Mitarbeiterin in der Gedenkstätte zu arbeiten. Auslöser hierfür war, dass ihr Interesse an den Verbrechen des NS-Regimes auf ein „großes Schweigen“ traf. In den 70er und 80er Jahren konnte man noch nicht im Internet nach Antworten suchen und auch in der Gesellschaft war das Thema zu großen Teilen tabuisiert. In der Gedenkstätte fand sie die Möglichkeit, sich zu engagieren und anderen Interessierten den Zugang zur Geschichte zu vereinfachen.
Nach einem Blick auf das Modell des ehemaligen Lagers ging es für die Teilnehmerinnen in die Sonderausstellung „Kinder im KZ Bergen-Belsen“. Dabei nutzten sie die Möglichkeit, sich intensiv mit den etwa 3500 Kindern zu beschäftigen, die im KZ Bergen-Belsen inhaftiert waren. Besonders nahe gingen ihnen die über 600 Kinder, die hier ermordet wurden. Behandelt wurde auch Themen wie Familie, Hunger, Angst, Geburten und viele weitere Aspekte, die sich auf die Verhaltensformen und Lebensbedingungen der Kinder auswirkten.
In der Dauerausstellung der Gedenkstätte spürte die Gruppe, wie auch schon in der Sonderausstellung, anhand von Texten und Bildern sowie Ton- und Filmaufnahmen der Geschichte der Menschen, die in Bergen-Belsen ihr Leben ließen, aber auch der der Überlebenden nach. Hierbei wurde ersichtlich, wie unterschiedlich die ehemaligen Häftlinge mit den Gräueltaten umgegangen sind, denen sie ausgesetzt waren. Viele von ihnen verließen Deutschland, um nie mehr zurückzukehren. Einige von ihnen zog es in den neu gegründeten Staat Israel. Wieder andere empfanden es als ihre Pflicht, in Deutschland über die Verbrechen der SS aufzuklären und zu berichten.
Anschließend ging es für die Schülerinnen auf das Außengelände des ehemaligen Konzentrationslagers. Auf den weitläufigen Flächen, auf denen einst die Barracken der Insassen standen, erinnern heute Denkmäler und Massengräber an das menschenverachtende Tun der Nationalsozialisten. Aufgrund von Seuchen mussten die Gebäude unmittelbar nach der Befreiung durch die Briten abgebrannt werden. Bei der Eröffnung der Gedenkstätte im Jahr 1952, entschied man sich, das Lagergelände nicht zu rekonstruieren. Auch Ausgrabungen zur genaueren Untersuchung der Toten fanden nach Absprache mit den Opferverbänden nicht statt, um die Totenruhe zu respektieren.
Bevor die Klasse sich die verschiedenen Ausstellungen auf eigene Faust ansehen konnte, führte Kurth sie zum Abschluss noch in das Haus der Stille. Hier hatten die Schülerinnen die Möglichkeit, Kerzen niederzulegen und aus Ihrer eigenen Perspektive zu erzählen, wie sie die Exkursion erlebt haben und was sie alles von dieser Studienfahrt mitnehmen werden. Hier wurde erneut verdeutlicht, wie wichtig die Berichte von Zeitzeugen für das Empfinden der Vergangenheit sind. Gerade in Zeiten, in denen Populisten in Deutschland und der Welt auf dem Vormarsch sind.