„Wir sind die letzte Generation, die die Möglichkeit hat, Zeitzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg kennen zu lernen.“ sagt Jan Middelberg, Tagungsleiter der KAS, auf dem Weg zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Der Konrad-Adenauer-Stiftung sei es deswegen wichtig, gegen das Vergessen eines prägenden Kapitels der deutschen Geschichte zu kämpfen. Ein Ort wie Neuengamme ist ein authentischer Ort, an dem diese wichtigen Erinnerungen lebendig bleiben.
Johannes Huhmann ist einer der Guides, der die Schülerinnen und Schüler über das Gelände der KZ-Gedenkstätte führt. Politisch Verfolgte, Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma wurden zwischen 1940 und 1945 hier inhaftiert. Rund 90 Prozent der Insassen kamen nicht aus Deutschland. Frauen und Männern wurden zunächst die Kopfhaare abgeschoren, Körper- und Haare im Intimbereich wurden abrasiert. „Das diente zur Demütigung, Einschüchterung und Entmenschlichung“, sagt Huhmann. Von da an wurden die Inhaftierten nicht mehr mit ihren Namen angesprochen, sie bekamen Nummern.
„Rund jeder zweite Häftling starb hier“, erklärt Huhmann, während er mit den Schülerinnen und Schülern über das Gelände geht. Von den mehreren zehntausend Menschen, die hier he gebracht wurden, überlebten mindestens 42.900 nicht.
Im Lager mussten die Häftlinge Schwerstarbeit verrichten. Sie bauten das Klinkerwerk auf und arbeiteten in Tongruben. Später stand die Rüstungsproduktion im Fokus, die Insassen arbeiteten in den nahe gelegenen Walther-Werken. Wer in einem der Werke arbeitete, konnte sich glücklich schätzen. Die Arbeit, vor allem im Freien, war so kräftezehrend, dass ein Großteil der Insassen an bloßer Erschöpfung starb.
Die Lebensbedingungen im KZ-Neuengamme waren desaströs. Nachts wurden die Insassen in überfüllte Holzbaracken eingepfercht. Die Inhaftierten schliefen dicht gedrängt in dreistöckigen Betten. Die Betten rochen nach Fäkalien, ruhiger Schlaf war kaum möglich. Im Ausstellungsraum zeigt Huhmann, die minderwertige, gestreifte Kleidung, die die Insassen bei Einlieferung bekamen.
„Kann sich jemand vorstellen, warum sich manche Häftlinge ihre Schuhe vorm Schlafengehen um den Hals banden?“, fragt der Guide die Schülerinnen und Schüler. Als Schutz vor Diebstahl, löst er auf. Schuhe und dicke Kleidung waren knappe Güter, die im Zweifel Leben retten konnten.
Die Führung endet im Haus des Gedenkens. „Kurz vor Kriegsende, am 03. Mai. 1945, gab es noch einmal sehr viele Todesopfer“, berichtet Johannes Huhmann. Als es keine Ausweichlager mehr gab, schickte die SS Häftlinge auf das Schiff Cap Arcona. Die britische Luftwaffe wusste nicht, dass sich auf dem Schiff KZ-Inhaftierte befanden und bombadierte es. Dabei starben mehrere tausend Menschen. Für die Schülerinnen und Schüler endet der Tag im Hauptsaal des Gebäudes. Dort sind die meterhohen Wände mit den Namen derer beschrieben, die die Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht überlebten.