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KAS-Bremen

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von Beverley Essuman

Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Um die Gräueltaten der nationalsozialistischen Diktatur in Erinnerung zu behalten, führte die Konrad-Adenauer Stiftung (KAS) Bremen am 22. und 23. Januar 2020 eine Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme durch. Knapp 100 Schülerinnen und Schüler der Oberschule am Rockwinkel, Privatschule Mentor, des Kippenberg Gymnasiums und des Ökumenischen Gymnasiums nahmen an der Exkursion teil.

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Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das deutsche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. 75 Jahre ist es her. Dies war der Anlass, die Exkursion um diesen Zeitraum zu veranstalten. „Wir widersetzten uns entschieden allen Formen des Extremismus, des Antisemitismus und des Rassismus. Einzelnen Menschen oder Gruppen die Würde und das Recht auf Teilhabe abzusprechen, widerspricht unserem Menschenbild“, so Marcus Oberstedt, Tagungsleiter der KAS auf dem Weg zur KZ-Gedenkstätte.

Maren Degener, einer der Guides von der Gedenkstätte Neuengamme begleitete  die Schülerinnen und Schüler den Tag über und versuchte ihnen den Alltag der Häftlinge näher zu bringen. Im “Glashaus“ bekamen die Schüler eine Einführung in die Geschichte des Konzentrationslagers. In Neuengamme wurde auf eine Vernichtung durch Arbeit hingezielt. Dazu dienten die Arbeit in dem Klinkerwerk und der Ziegelei. Später stand die Rüstungsproduktion im Fokus, die Insassen arbeiteten in den nahe gelegenen Walther-Werken. Wer in einem der Werke schuften musste, konnte sich glücklich schätzen. Bei der Arbeit in der Ziegelei lag die durchschnittliche Überlebensdauer bei drei Monaten.

Jeder konnte nach Neuengamme deportiert werden, die Auswahl war willkürlich, betonte Degner. Politisch Verfolgte, Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma wurden zwischen 1940 und 1945 hier inhaftiert.  Selbst bei Ausbildungsabbruch konnte man nach Neuengamme geschickt werden. Auch das Alter schützte nicht vor einer Deportation. Das jüngste Kind war gerade einmal drei Monate alt.

Nachdem die Schüler Zeit hatten,  ihre Fragen zu stellen, führte Degener die Gruppe zum Haupthaus, wo sie einen Einblick in die Lebensbedingungen der Häftlinge erhielt. Denn die Häftlinge lebten unter menschenunwürdigen Verhältnissen.  500 Menschen sollten einen Waschraum nutzen. Zum Teil wurden auch Leichen in den Waschräumen gelagert. „Die Häftlinge waren ständig vom Tod umgeben“.

Jede noch so kleine Verletzung konnte tödlich sein. Aus einer Schnittwunde konnte sich leicht eine Blutvergiftung entwickeln, da die medizinische Versorgung in dem  Konzentrationslager katastrophal war. Jedoch konnten sich die Häftlinge erst nach getaner Arbeit im Krankenrevier melden. Den ganzen Tag über musste mit einem Beinbruch oder einer Wunde ausgeharrt werden. Ein SS-Mann vor dem Krankenrevier entschied darüber, ob man dieses betreten durfte. Für die medizinische Versorgung wurde unqualifiziertes Personal verwendet. Der Klempner wurde dann zum Krankenpfleger. Es bestand kein großes Interesse, die Häftlinge am Leben zu halten. Zum Teil wurden in den Krankenrevieren gezielt Häftlinge mit Giftspritzen getötet. „Sie hatten die Wahl an den Folgen einer Verletzung zu erliegen oder zufällig einer Giftspritze zum Opfer zu fallen“, erklärte Degener.

Mit Musik verbinden die meisten positive Assoziationen. Im Konzentrationslager Neuengamme wurde sie jedoch zum Teil dazu missbraucht, um den Tod eines Häftlings mit Gesang zu begleiten. Diese barbarische Maßnahme der SS diente der Abschreckung. Sprachlosigkeit herrschte unter den Schülern, als Degener davon berichtete.

Die Führung endete im Haus des Gedenkens. „Kurz vor Kriegsende, am 03. Mai 1945, gab es noch einmal sehr viele Todesopfer“, berichtete Maren Degener.  Als es keine Ausweichlager mehr gab, schickte die SS Häftlinge auf das Schiff Cap Arcona. Die britische Luftwaffe wusste nicht, dass sich auf dem Schiff KZ-Inhaftierte befanden und bombadierte es. Dabei starben mehrere tausend Menschen.  Für die Schülerinnen und Schüler endete der Tag im Hauptsaal des Gebäudes. Dort sind an meterhohen Wänden die Namen derer beschrieben, die die Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht überlebten.

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Dr. Ralf Altenhof

Dr. Ralf Altenhof

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Bremen

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