Veranstaltungsberichte
In seinem Vortrag sprach Hamdi Reqica von zwei großen Herausforderungen, vor denen die Internationale Gemeinschaft im Kosovo stand. Einerseits war das die Beendigung des Bürgerkrieges im Jahr 1999, die Beseitigung der Kriegsschäden und die interethnische Versöhnung. Die letzte Aufgabe war – angesichts der jahrhundertelang existierenden kulturellen, sprachlichen, religiösen und wirtschaftlichen Differenzen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen des Kosovo – besonders schwierig. Die unterdrückende Politik Belgrads gegenüber den Kosovo-Albanern in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts und die Kriegsereignisse von 1998-1999 haben tiefe Spuren hinterlassen, die das spätere Zusammenleben von Kosovaren und Serben stark beeinflussten.
Die andere große Herausforderung für die Internationale Gemeinschaft im Kosovo war die Lösung der Statusfrage der ehemaligen jugoslawischen Provinz, die sich seit 1999 unter dem Protektorat der Vereinten Nationen befand. Es war ein langer und mühsamer Prozess, der die nicht immer vorhandenen Kompromisse und Kooperationsbereitschaft aller Seiten erforderte. Da die UN-geführten Statusverhandlungen scheiterten und der so genannte Ahtisaari-Plan zur Lösung der Kosovostatusfrage nicht von allen Verhandlungspartnern akzeptiert wurde, hat das Kosovo am 17. Februar 2008 seine Unabhängigkeit unilateral erklärt. Mit der Unabhängigkeit des Kosovo sind – so Hamdi Reqica – die Stabilität und der Frieden in die gesamte Westbalkanregion zurückgekehrt.
Natürlich wurden nicht alle Probleme Kosovos mit der Unabhängigkeitserklärung gelöst. Sein Status wird immer noch nicht von allen Ländern, inklusive fünf EU-Mitgliedsstaaten, anerkannt. Die wirtschaftliche Entwicklung bleibt eine große Herausforderung – das Land braucht dringend ausländische Investitionen. Die Etablierung einer funktionierenden Rechtsstaatlichkeit und die Korruptionsbekämpfung sind wichtige Aufgaben der kosovarischen Regierung und der EU-Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX, besonders weil die Europäische Union die künftige europäische Perspektive Kosovos an die Erfüllung dieser Aufgaben gebunden hat.
Die Integration in die Europäische Union und die NATO ist, laut Hamdi Reqica, die höchste Priorität Kosovos. Dass der Beitrittprozess – angesichts der europäischen Versprechungen und Engagements – problemlos verlaufen wird, glaubt er. Ob diese Vorstellung nicht zu optimistisch ist, bleibt jedoch fraglich. Eine Aussage des kosovarischen Vizekonsuls, der als Jugendlicher die Kriegsereignisse selbst erlebt hat, klingt dagegen besonders überzeugend: „Wir haben es verdient, unabhängig zu sein und gleichberechtigt mit den anderen völkerrechtlichen Subjekten behandelt zu werden, und wir verdienen es, eine Euro-Atlantische Perspektive und Hoffnung zu haben, dass wir eines Tages zu der großen europäischen Familie gehören werden.“
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