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Veranstaltungsberichte

Mythos DDR im Prozess der deutschen Einheit

von Florian Elben
Die bekannte Regisseurin, Schauspielerin und Autorin Freya Klier sprach vor über 150 Gästen bei der Abendveranstaltung im Hilton Hotel über die Versäumnisse bei der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit und die Macht, die ehemalige Stasi-Mitglieder immer noch haben. Sie machte deutlich, warum es auch noch über zwanzig Jahre nach der Wende wichtig ist, über das Thema DDR zu sprechen und weit verbreitete Missverständnisse aufzuklären.

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In Hinblick auf den Titel der Veranstaltung leitete Freya Klier ihren Vortrag ein: „Mythen entstehen dort, wo Menschen fehlen, die diese Mythen - so sie denn nicht stimmen - in Wahrheit verwandeln.“ So sei dies etwa in der DDR gewesen, welche vor allem in den 50er Jahren fast ihre gesamte kritische Intelligenz verloren habe. Mit der Korrektur des heute teilweise verbreiteten Mythos einer harmlosen und demokratischen DDR begann Freya Klier dann sogleich.

Nachdem die Bürgerrechtlerin eine kurze Zusammenfassung historischer Entwicklungen gegeben hatte, die schließlich den Fall der Mauer auslösten, führte sie aus, welche Fehlentwicklungen es nach der Wende gab. Dazu las Freya Klier aus ihrem Essay „Der lange Schatten der DDR“. Sie vertritt darin die These, dass an vielen Stellen „Geist und Strukturen des DDR-Geheimdienstes ins vereinigte Deutschland eingesickert“ seien. Nach der Wiedervereinigung wurden SED-treue Lehrer verbeamtet und weiterhin in ihrem einflussreichen Beruf beschäftigt. Ihre Lügen setzten sie seitdem fort: „Auch im vereinten Deutschland kann man die DDR als solidarische Menschengemeinschaft schildern, die BRD dagegen als eiskalt.“

Von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern und SED-Mitgliedern kam auch der Ruf nach Verjährung von Stasi-Straftaten und gegen die Aufarbeitung der Spitzel-Aktivitäten des Geheimdienstes: „Schon 1995 nach nur dreijährigem Bestehen konnten wir die Schließung der Gauck-Behörde nur noch unter Anspannung aller Kräfte verhindern.“ Zeitungen im Osten seien lange Zeit nach der Wende noch von DDR-freundlichen Redakteuren besetzt gewesen und seien es zum Teil immer noch. Dadurch würde den Ostdeutschen oft ein DDR-verherrlichendes und West-feindliches Bild präsentiert.

Nach der Wende kam auch aus dem Westen Unheil über die neuen Bundesländer: Das Bewusstsein vieler Ostdeutscher, „der Westen macht uns platt“, konnte wegen der Machenschaften einiger westlicher Unternehmer Fuß fassen. So schilderte Klier als Beispiel, wie eine große westdeutsche Firma nach der Wende das neue Patent eines FCKW-Freien Kühlschranks von einem sächsischen Kleinunternehmen übernommen und dabei viel Geld eingenommen hatte. Die Verantwortung für die zum Teil stattgefundene Ausbeutung schrieb Klier auch der westdeutschen Regierung zu, die damit hätte rechnen und Maßnahmen ergreifen sollen: „Die hätten sich denken müssen, dass nicht alle mit gutem Willen in die DDR gehen.“ Andererseits sprach sie auch ein großes Lob an den damaligen Bundeskanzler Kohl aus: „Wir haben ihm mit seiner elefantösen Art die Einheit zu verdanken.“

Klier konnte aber auch positive Beispiele für die Förderung Ostdeutschlands nach der Wiedervereinigung nennen: So etwa den Politiker Klaus von Dohnanyi und einige Juristen, die sich zusammengetan hatten, um das Justizwesen von Sachsen zu demokratisieren.

Nach dem Vortrag sprach Freya Klier in der anschließenden Diskussionsrunde unter anderem über den Politiker Gregor Gysi, der nach Kliers Meinung heute als zu harmlos eingeschätzt wird. Bei den Machenschaften der Stasi sei der Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion „kein kleiner Fisch“ gewesen, er „habe überall seine Hände mit im Spiel“ gehabt. Und auch heute versuche er, Kritiker mundtot zu machen. So berichtete Klier von einer Gesprächsrunde von „Talk im Turm“, bei der sie zusammen mit Gregor Gysi eingeladen worden war, aber letztlich wegen Gysis Protest nicht teilnehmen durfte. Sie sprach außerdem von Gysis Inkonsequenz in Bezug auf das Thema Krieg, denn einst hatte der Politiker Solidarität mit dem serbischen Kriegsverbrecher Milosevic bekundet und den Afghanistan-Krieg der Sowjetunion befürwortet.

Die Fehlentscheidungen westlicher Politiker und die Infiltrierung westlicher Parteien durch die Stasi während der DDR-Zeit werde in der öffentlichen Diskussion der nächsten Jahren noch eine große Rolle spielen, vieles sei noch nicht aufgearbeitet worden und „schlummert noch“. „Sie werden an den heutigen Abend denken, dass Ihnen das hier gesagt worden ist“ sagte Freya Klier voraus.

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