Zu Beginn stellte Ralf Altenhof, Leiter des Politischen Bildungsforums Bremen, die Folgen von Cyberattacken dar, die jährlich für die deutsche Wirtschaft einen Schaden von mehr als 100 Milliarden Euro verursachen. Rund 85 Prozent aller großen und mittelständigen Unternehmen würden regelmäßig aus dem Internet attackiert. Er wies auf die große Gefahr hin, die von unzureichendem Schutz gegen Cyberattacken ausginge und warf die Frage auf, wie sich Unternehmen, aber auch jeder Einzelne, konkret vor solchen Angriffen schützen könne.
Stefan Becker startete seinen Kurzvortrag mit der Warnung, dass jeder zum Opfer von willkürlichen oder sogar gezielten Cyberangriffen werden könne und deshalb gerüstet sein müsse. Seiner Meinung nach sei Cybersicherheit und der professionelle Umgang mit Attacken eine „Schlüsselkompetenz der Zukunft“, ohne die Unternehmen nicht länger überlebensfähig sein würden.
Er führte aus, dass selbst „Sicherheitsstreber“, wie das FBI, andere staatliche Institutionen oder große Tech-Firmen bereits Opfer von Cyberattacken geworden seien. Bei Unternehmen einer solchen Größenordnung müsse man davon ausgehen, dass die Cyberkriminellen Unterstützung von ausländischen Staaten erhielten, so Becker. Von diesen groß angelegten Spionageangriffen seien laut BSI nur „die Eliten“ betroffen. Allerdings habe sich in den letzten Jahren eine Art Franchisesystem im Darknet etabliert, das auch „Hobbykriminellen“ die Möglichkeit biete, ins Geschäft der Cyberkriminalität einzusteigen. Dabei würde den Einsteigern der Zugang zu einem System bereitgestellt werden, sodass diese nur noch rausfinden müssten, wie viel Geld sie erpressen könnten.
Becker erklärte, dass besonders die weltweite COVID-19 Pandemie zu einem Anstieg der Cyberattacken geführt habe. Denn viele Arbeitnehmer würden von Zuhause aus mit ihren eigenen Laptops oder Computern arbeiten, die bei weitem nicht das Sicherheitsniveau erreichen, das Bürocomputer haben. Daraus würden immer größere Sicherheitslücken resultieren, sagte Becker.
Damit es Cyberkriminelle in Zukunft nicht mehr so leicht haben, riet Becker: „Schaffen Sie Resilienz“. Betroffene müssten schnell, professionell und mit der richtigen Hilfe auf solche Angriffe antworten können. Deswegen müssten Verantwortlichkeiten und das richtige Verhalten im Vorfeld geübt werden. Besonders nützlich wäre es eine „Cyber-Sicherheits-Kultur“ zu etablieren, damit jeder Mitarbeiter wisse, welche Maßnahmen im Notfall einzuleiten wären.
Nach dem Kurzreferat hatten die Zuschauer die Möglichkeit Fragen zu stellen. Unter anderem ging Becker auf die Frage ein, warum Unternehmen häufig keine Anzeige erstatten wollen. Das habe den Grund, dass „Niemand gerne das Opfer ist“ und viele Unternehmen ihr Image wahren wollen. Er erläuterte wie sogenannte „Unternehmen der kritischen Infrastruktur“ definiert werden und warum diese besonders beliebte Ziele für Cyberangriffe seien.
Ralf Altenhof bedankte sich bei allen Beteiligten für die Teilnahme und schloss die Veranstaltung mit drei Botschaften an das Publikum. Unsere Wettbewerbsfähigkeit, unser Wohlstand und unsere Sicherheit werden von Cyberangriffen bedroht, Deutschland muss seine Handlungsfähigkeit im Cyberraum stärken und Cybersicherheit geht uns alle an!