Gespräch
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Nach Erlangung der Unabhängigkeit im Jahr 1959 erlebte die ehemalige britische Kronkolonie Zypern eine ereignisreiche Geschichte. Nachdem verschiedene Bevölkerungsgruppen zunächst problemlos zusammengelebt hatten, führte ein Putschversuch der Zyprischen Nationalgarde im Jahr 1974 eine vollkommen neue Situation herbei. Während die von den Putschisten angestrebte Vereinigung mit Griechenland scheiterte, besetzte die Türkei, die sich traditionell als Schutzmacht der türkischen Zyprer versteht, den Norden der Insel und proklamierte 1983 die Türkische Republik Nordzypern, die international jedoch nicht anerkannt ist. Dessen ungeachtet ist die Insel seither faktisch in einen griechisch-dominierten Süden und einen türkisch-dominierten Norden geteilt. Der daraus erwachsene Zypernkonflikt gilt als einer der am längsten währenden Konflikte Europas und der einzige, der einen EU-Mitgliedsstaat direkt betrifft. Die Republik Zypern stellte 1990 einen Antrag auf Mitgliedschaft in der Europäischen Union und wurde nach weitreichenden Reformen im Zuge der bislang größten Erweiterung am 1. Mai 2004 gemeinsam mit neun anderen Staaten in die Union aufgenommen. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Gespräche über eine mögliche Wiedervereinigung der Insel angestrebt, scheiterten aber an den zu unterschiedlichen Vorstellungen der beiden zyprischen Delegationen sowie deren Schutzmächten Großbritannien, Griechenland und der Türkei. Die letzte Gesprächsrunde fand im April 2021 unter UN-Vermittlung in Genf statt, endete jedoch erneut ergebnislos. Aus den Parlamentswahlen 2016 war die christdemokratisch-konservative „Demokratische Sammlungspartei“ (DISY/EVP) als Sieger hervorgegangen. In aktuellen Meinungsumfragen liegt sie zwar noch immer vorne, hat in den vergangenen Monaten jedoch an Zuspruch verloren.
Welchen Stellenwert haben die Parlamentswahlen im zyprischen Präsidialsystem? Welche Themen bestimmten den Wahlkampf 2021? Welche Rolle spielt der nach wie vor ungelöste Zypernkonflikt in Politik und Wahlverhalten? Welche Implikationen hat das Wahlergebnis für die Rolle Zyperns in der Europäischen Union?
Die Veranstaltung „Der Morgen danach – Zypern hat gewählt“ findet am Montag, dem 31. Mai 2021 von 09:30-10:15 Uhr MEZ via Zoom statt. Wir freuen uns darauf, die oben genannten Themen mit Henri Bohnet, Leiter des KAS-Auslandsbüros für Griechenland und Zypern, zu diskutieren. Nach dem Gespräch zwischen Herrn Bohnet und Dr. Hardy Ostry, Leiter des Europabüros der Konrad-Adenauer-Stiftung, haben die Zuhörer die Möglichkeit, ihre Fragen in die Diskussion einzubringen. Die Veranstaltung wird auf Deutsch stattfinden und zudem simultan ins Englische übersetzt werden.
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