Veranstaltungsberichte
Mehr von Werten reden als von Interessen – mit diesem Appell wandte sich Hans-Gert Pöttering, ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments und Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, an die rund 100 Gäste, die der Präsentation der zweiten englischen Ausgabe der Autobiographie Pötterings „United fort he better – My European way“ beiwohnten. Unter den Gästen fanden sich zahlreiche Mitglieder des Europäischen Parlamentes, der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland zum Königreich Belgien, der Präsident der Wilfried-Martens Center for European Studies, der Generalsekretär des Europäischen Parlamentes sowie weitere hochrangige Vertreter der Europäischen Institutionen und zahlreicher Verbände auch aus dem umliegenden Ausland wieder.
Nach der Begrüßung der Gäste durch den Direktor des Europabüros, Dr. Hardy Ostry, hielt Mikuláš Dzurinda, Präsident des Wilfried-Martens Center for European Studies (WMCES) und ehemaliger slowakischer Ministerpräsident eine couragierte Rede über die Entwicklung der Europäischen Union. Diese hat der Vorsitzende als langjähriges Parlamentsmitglied und Präsident des Europäischen Parlamentes maßgeblich mit beeinflusst. Dabei bekräftigte er die Bedeutung der Arbeit und Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung in den osteuropäischen Ländern, speziell in Zeiten des politischen Wandels. Er hob hervor, dass die Autobiographie des Vorsitzenden nicht nur einen lehrreichen Blick in die Vergangenheit bietet, sondern auch eine Inspirationsquelle für aktuelle europäische Herausforderungen darstellt.
In der sich anschließenden Diskussion stellte sich Pöttering den Fragen des langjährigen FAZ-Korrespondenten Michael Stabenow sowie des Publikums. Der Vorsitzende machte deutlich, dass der Titel seines Buches „United for the better – My European way“ seine tiefe Überzeugung hinsichtlich der Europäischen Einigung reflektiere. Pöttering betonte dabei auch die Bedeutung von Werten: „Wir sprechen heutzutage viel zu sehr von Interessen. Dabei sollten wir mehr von Werten reden!“ Diese müssen wir Europäer selbst ergründen und vor allem verteidigen. Dies darf und sollte nicht in Washington oder Moskau geschehen: „Wir sind selbst dafür verantwortlich.“ Der Vorsitzende begrüßte die Roadmap von Bratislava des Europäischen Rates, allerdings bedürfe es hierzu auch des politischen Willens. Die aktuellen Herausforderungen, allen voran die Migrationsströme, dürften nicht länger als nationales Problem gesehen werden. Vielmehr bedarf es nach den Worten des ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments einer europäischen Wahrnehmung. Auf die Frage, wie er den aktuellen Populismus von Geert Wilders, Le Pen und der AfD einschätze, sagte Dr. Pöttering, dass er diesen nicht nur auf die rechte Ecke beschränken möchte. Auch im linken Spektrum bestünden gefährliche, Europa bedrohende, Tendenzen und Entwicklungen. Pöttering hob zudem die drei Identitäten hervor, welche wir als Europäer besitzen: die lokale, die nationale und die europäische. Diese stünden für die drei Pfeiler einer gesunden und ausgeglichenen Selbstwahrnehmung.
Mit Blick auf die Wahl des neuen Präsidenten des Europäischen Parlaments verlieh Pöttering seiner Freude Ausdruck, dass mit Antonio Tajani die Wahl auf einen überzeugten Europäer gefallen sei. Zugleich wies er darauf hin, dass es die Sozialisten gewesen, die die bestehende Vereinbarung zwischen EVP und S&D gebrochen haben.
Im Europaparlament komme es vor allem auf Vertrauen und den Grundsatz „pacta sunt servanda“ an.
Im Anschluss der Veranstaltung signierte der Vorsitzende persönlich Exemplare seines Buches und bedankte sich herzlich für die rege Anteilnahme.