Veranstaltungsberichte
Paul Collowalds Leben ist unausweichlich mit der Geschichte Europas verknüpft. Nachdem er zunächst als Korrespondent von Le Monde in Straßburg beobachtet und beschrieben hatte, wie Europa in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Wiege gehoben wurde, brachte er seit Ende der 50er Jahre den Prozess selbst mit voran: Er war Sprecher der Vizepräsidenten der Europäischen Kommission Robert Marjolin und Raymond Barre. Später wurde er Direktor in der Generaldirektion „Presse und Information“, bis er 1984 Kabinettsleiter des EU-Parlamentspräsidenten Pierre Pflimlin wurde und anschließend seine Karriere als Generaldirektor der Information im Europäischen Parlament 1988 beendete. Der heutige Präsident des Robert-Schuman-Vereins ist Zeitzeuge der Europäischen Integration. Wer sonst wäre demnach besser geeignet die Entstehungsgeschichte Europas in einem Buch zusammenzufassen als Paul Collowald? In seinem Buch „J'ai vu naître l'Europe“ beschreibt er den Einigungsprozess und untermalt ihn mit spannenden Anekdoten.
Das Europabüro der Konrad-Adenauer Stiftung und der Autor stellten am 28. Januar 2015 Paul Collowalds Buch in Brüssel vor. Olaf Wientzek der im Namen des Büros alle Gäste begrüßte, lobte nicht nur das Buch als herausragendes Werk eines Zeitzeugen, sondern dankte Herrn Collowald gleichzeitig für seine tatkräftige Unterstützung bei der Etablierung des Büros in Brüssel 1978. Unter den anwesenden Gästen waren auch einige von Paul Collowalds früheren europäischen Weggefährten, u.a. Joseph Daul, der heutige EVP-Vorsitzende. Dieser führte offiziell in den Abend ein und adelte Paul Collowald als „Architekten der Europäischen Integration“. Ebendiesem gelang es anschließend sofort die Hörerschaft in seinen Bann zu ziehen. Die Schilderungen seiner persönlichen Sicht auf die Anfänge der europäischen Einigung, die er als „Abenteuer seiner Generation“ bezeichnete, hinterließen bei jedem einzelnen Teilnehmer der Buchvorstellung einen tiefen Eindruck. Dabei stellte Collowald die Zerrissenheit Europas nach dem Zweiten Weltkrieg und die große Kluft zwischen Frankreich und Deutschland dar, die es zu überwinden galt. Hier sieht Collowald Robert Schuman als den bedeutendsten Wegbereiter dieses Prozesses und kürt ihn zum ‚ersten wahren Europäer‘. Eine Begegnung mit Schuman 1949 war es auch, die Paul Collowald nachhaltig prägen und selbst zum Europäer machen sollte.
Paul Collowald sieht in einer Identifikation mit der Europäischen Idee die Antwort und Lösung für viele der heutigen Probleme auf kontinentaler Ebene. Er beendete seinen Vortrag mit der Aufforderung, den Geist und die Seele der Europäischen Union wiederzubeleben, damit sich auch zukünftige Generationen mit ihr identifizieren können.