Einzeltitel
Romney gewinnt. Edwards setzt einen schlechten Ton für Obama. Und Neues aus dem Bereich Targeting.
Aufreger der Woche
Der ehemalige Senator und Vize-Präsidentenkandidat John Edwards muss sich seit Montag vor Gericht gegen Betrugs- und Korruptionsvorwürfe wehren. Mehr oder weniger geht es darum, dass er eine Million Dollar Spendengelder entwendet haben soll, um seine schwangere Geliebte zu verheimlichen. ABC widmet dem Edwards-Skandal eine eigene Webseite.
Die mediale Aufmerksamkeit und öffentliche Empörung über Korruption und Vetternwirtschaft versuchen jetzt auch die Republikaner zu nutzen – natürlich für den Angriff auf Obama. Obama bricht nicht nur seine Versprechen, sondern steckt mit Lobbyisten unter einer Decke – so die Botschaft dieses Videos.
Take-Aways der Woche
Erstens: Mitt Romney siegt überzeugend bei den fünf Vorwahlen am vergangenen Dienstag und sichert sich so wichtige Delegierte. Mit Anteilen von 57 bis 67 Prozent gewinnt er Connecticut, Delaware, New York, Rhode Island und Pennsylvania. Jetzt braucht Romney noch genau 300 Delegierte für die offizielle Mehrheit beim Parteitag.
Zweitens: Ron Paul und Newt Gingrich können nicht vom Ausstieg Rick Santorums profitieren. Es hat sich in den Umfragen schon abgezeichnet, aber beide Kandidaten bleiben fast unverändert bei 10 Prozent. Newt Gingrich kündigte bereits vor den Wahlen an, seine Kampagnen noch einmal zu überdenken. Das ist der Abschied.
Ron Paul dagegen kämpft sicherlich weiter. Und wenn nur virtuell. Einer seiner Unterstützer hat ihm sogar ein Spiel im guten alten Jump-and-Run-Stil programmiert.
Drittens: Marco Rubio, der smarte Senator aus Florida mit hispanischen Wurzeln, bleibt weiterhin ein heißer Anwärter auf Romneys Vizepräsidentenposten. Romney selbst zeigt sich zwar zugeknöpft. Auch Rubio hat bisher das Amt immer wieder abgelehnt – umso interessanter ist dieser Versprecher. Sowieso alles überbewertet wettert dagegen die New York Times: Der Einfluss des Vizepräsidenten auf die Wahlergebnisse sei danach eher gering.
Viertens: Die Medien meinen es bisher im Vergleich mit Obama nicht so schlecht mit Romney und den Republikanern. Nach einer Medienstudie des PEW Research Center hat der Präsident im Verlauf der Vorwahlen 2012 mehr negative Schlagzeilen gemacht, als die GOP. Die Studie fand zudem noch heraus, dass 2012 mehr Artikel über Positionen und Themen berichtet wurde. Das sog. „Horse Race“ – also wer liegt in den Umfragen vorn – stand weniger im Fokus als 2008.
Thema der Woche: Romney auf der Suche nach seiner Botschaft
Barack Obama spricht momentan von „Fairness“ – egal ob er als Wahlkämpfer oder als Staatsmann auftritt. Mitt Romney spricht bisher eher nur über Obama. Sich als allein als den besseren Wirtschaftsexperte darzustellen, scheint noch nicht ausreichend mit den Wählern zu „klicken“. Auf PBS erklärt der New York Times Kolumnist David Brooks, welche Schritte Romney jetzt konkret gehen muss.
Zwar wird die Berichterstattung nach dem fast Ende der Vorwahlen von Romney Richtung Obama schwenken. Dennoch hat Romney noch ausreichend Möglichkeiten seine Botschaft zu finden und zu kommunizieren. Er wird wieder weiter in die Mitte rücken können und den Spielball von Obama zum Thema Fairness aufnehmen und zurückschlagen (ab 8:30min).
Zudem wird die Abstimmung mit der GOP nach dem Kampagnenende von Santorum und Gingrich einfacher. Bisher liefen die Gespräche mit angezogener Handbremse, wie Reince Priebus, Vorsitzender Republikaner der New York Times sagte. Warum? Aus Respekt vor Newt Gingrich und Ron Paul.
Unserer Empfehlung der Woche
Die New York Times hat eine sehr sehenswerte Bildergalerie zusammengestellt: Zu sehen sind Fotos von der demokratischen Convention von 1960. Damals wurde John F. Kennedy als Kandidat nominiert. Dazu kann man sich einen Audio-Bericht des Zeitzeugen und späteren Präsidentschaftskandidaten Goerge McGovern anhören. Zudem bittet man die „Crowd“ um Hilfe bei der Identifizierung der fotografierten Personen.
Unser Instrument der Woche
Ein republikanisches Meinungsforschungsunternehmen hat letzte Woche eine Facebook App herausgebracht, mit der sich User nach ihrem Einflussbereich „ranken“ lassen können. Das Ziel: Auch soziale und kulturelle Vorlieben sollen ins Wählerprofil aufgenommen werden. Das ist dann Micro-Targeting 2.0
Einer muss noch sein: Romney ist wohl eher kein Kekskenner und lässt kein Fettnäpfchen aus, um sich vom Wähler zu distanzieren.