Seminar
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Der Weg des Schriftstellers Thomas Mann (1875-1955) zur Demokratie ist verschlungen: Begonnen hat der Autor der „Buddenbrooks“, des „Zauberbergs“ und des „Doktor Faustus“ noch als Vertreter obrigkeitsstaatlichen Denkens. Er beanspruchte für sich das Bürgerrecht, unpolitisch zu sein und wollte alles Politische weitestgehend dem Staat und seinen Experten überlassen. Kultur stand für ihn im scharfen Gegensatz zur Zivilisation. In der Auffassung gesellschaftlichen Zusammenlebens sah er zwischen Deutschland und Russland weit mehr Gemeinsamkeiten als zwischen Deutschland und den westeuropäischen Demokratien, deren Regierungsform ihm keinesfalls zu den Deutschen passen schien. So sind Manns „Betrachtungen eines unpolitischen“ (1918) ein einzigartiges Dokument des sogenannten deutschen Sonderwegs. Sein Umdenken setzte erst später ein, nach der Ermordung des liberalen Außenministers Walter Rathenau durch Rechtsradikale im Sommer 1922 hielt er der Weimarer Republik mit landesweitem Echo eine programmatische Rede unter dem Titel „Von deutscher Republik“. In wenigen Jahren wurde Thomas Mann danach zum gewichtigsten Fürsprecher der Demokratie unter Deutschlands Schriftstellern und zu ihrem nimmermüden Verteidiger gegen stetig wachsende Zahl von Feinden. Im amerikanischen Exil, wo sich der ganze Horizont demokratischer Möglichkeiten vor ihm auftat, ließ Thomas Mann die letzten Zweifel seiner früheren demokratiefeindlichen Gesinnungswelt hinter sich. Thomas Manns 150. Geburtstag stellt somit den richtigen Anlass dar, seinen Weg hin zum Fürsprecher der Demokratie zu beleuchten.
Das Seminar findet in Kooperation mit der VHS Nagold statt.
Wir möchten höflich darauf hinweisen, dass für die Teilnahme ein Beitrag in Höhe von 25,00 € erhoben wird.