Veranstaltungsberichte
Geschichte
Mit den Einflüssen der Aufklärung und ihrem revolutionären Gedankengut aus Europa als Vorbilder, verankerten sich auch in Chile republikanische Überzeugungen, die in einer organisierten Unabhängigkeitsbewegung in ganz Lateinamerika gipfelte. Besonders das aufstrebende Bürgertum und die Eliten erschlossen neue Märkte und Konsummöglichkeiten. Die große Unabhängigkeitsbewegung ließ in Chile allerdings bis in das Jahr 1810 auf sich warten.
Zwei Entwicklungen waren für den Start in die Unabhängigkeit von besonderer Bedeutung: Zum einen die zunehmende wirtschaftliche und militärische Stärke Großbritanniens, bei gleichzeitiger politischer Schwäche Spaniens. Des Weiteren die politischen Unruhen in Europa im Zuge der Eroberungen Napoleons, welche ein Ungleichgewicht für die spanischen Gebiete in Lateinamerika bedeuteten, sodass sich am 18. September des Jahres 1810 die erste Regierung Chiles bildete, welche sich von den spanischen Gouverneuren lossagte und Chile für unabhänigig erklärte. Seit diesem Ereignis feiert Chile den 18. September als Nationalfeiertag für die Unabhängigkeit, auch wenn das Land in den Folgejahren noch lange Zeit in Unabhängigkeitskriege und –bewegungen verwickelt war und Krisen zu bewältigen hatte, bevor das Land schließlich politisch vollständig eigenverantwortlich handeln konnte.
Die chilenische Identität und ihr Nationalstolz
Seit der Unabhängigkeit hat sich, wie in gesamt Lateinamerika, auch in Chile eine nationale Identität entwickelt. Das Land hat eine enorme politische Geschichte und in dieser Hinsicht alle Extreme durchlebt. Die Folge ist eine Gesellschaft, in der die politischen Ansichten weit auseinander gehen. Trotz dieser relativen Differenzen in politischer Hinsicht findet man in der chilenischen Gesellschaft einen Nationalstolz, der sich insbesondere in ihren kulturellen und gesellschaftlichen Traditionen und in ihrer Abgrenzung zu den Nachbarländern wiederspiegelt. In diesem Sinne steht der Frühlingsanfang im September ganz im Zeichen der “Fiestas Patrias”.
Die Feierlichkeiten
Die Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten am 18. September, in Chile genannt “El Dieciocho”, beginnen bereits am Anfang des Monats. Aus diesem Grund wird der September auch “Mes de la Patria” (“Monat des Vaterlandes”) genannt. Der ganze September steht im Zeichen der Unabhängigkeit und so schmücken die Chilenen ihre Haeuser, Geschäfte und Autos mit der Nationalflagge Chiles in den Farben Rot, Weiss und Blau. An öffentlichen Plätzen und Parks in den Städten und auch in den Dörfern im ländlichen Raum treffen sich die Menschen in Festzelten und auf Festplätzen um gemeinsam zu feiern. Diese sogenannten “Ramadas” und “Fondas” sind ausgestattet mit Tanzflächen, sowie Getränken –und Essensständen mit chilenischen Leckereien. Es werden einstudierte Shows angeschaut und Rodeos veranstaltet, der Nationaltanz Cueca getanzt und chilenischer Rotwein, Bier und Pisco (chilenische Traubenspirituose) getrunken. Da diese Festlichkeit für die meisten Chilenen ein verlängertes Wochenende bedeutet, gibt es ihnen ebenfalls die Gelegenheit zu großen Familienzusammenkünften und vielen typischen chilenischen “Asados” (Grillen) mit Fleischspießen (“anticuchos”) und “empanadas” (gefüllte Teigtaschen). So feiert Chile jedes Jahr im September über mehrere Tage hinweg seinen Nationalfeiertag, der in seiner Bedeutung und seinem Ausmaß wohl nur mit der Weihnachtszeit vergleichbar ist.
Quellen:
Rinke, Stefan (2007): Kleine Geschichte Chile, Verlag C.H. Beck, München
Schönfeld, Cindy (2014): Kulturschock Chile, Reise Know-How Verlag, Bielefeld
Sieber, Malte (2015): Chile und die Osterinsel, Reise Know-How Verlag, Bielefeld
Quellen (online: 13. Sep. 2016):
http://www.sueddeutsche.de/reisefuehrer/chile/festeevents