Veranstaltungsberichte
Nachdem der Leiter des Regionalprogramms SOPLA, Gunter Rieck Moncayo, die Konferenzteilnehmer mit seiner Eröffnungsrede herzlich willkommen hieß, verdeutlichte die chilenische Arbeits- und Sozialministerin Alejandra Krauss die Notwendigkeit eines grundlegenden Wandels des chilenischen Rentensystems. Krauss ging zunächst auf die Reformen der Regierung Bachelets aus dem Jahr 2008 ein und verwies auf die erfolgreiche Einführung eines staatlichen solidarischen Fonds als Ergänzung zu den privaten kapitalgedeckten Systemen (AFP). Ebenfalls betonte sie die vor drei Monaten durchgeführte Erhöhung der solidarischen Grundrente um 10 Prozent, welche bereits 400.000 Rentnern zugutekam. Da sich trotz dieser Initiativen keine Zufriedenheit in der Bevölkerung eingestellt habe, solle die momentan diskutierte Erhöhung der Rentenbeiträge um 5 Prozent laut Krauss nicht weiter den AFPs, sondern einer öffentlichen solidarischen Rentenverwaltung zufließen. Die hiermit beabsichtigte Reduzierung der sozialen Ungleichheit in Chile sei jedoch nur in Verbindung mit einem kulturellen und sozialen Wandel im Land möglich. Das Zitat „ni un peso más a las AFPs“ (nicht ein Peso mehr den AFPs) fand breite Beachtung in der Medienlandschaft und der politischen Debatte Chiles.
Im ersten Panel der Konferenz fand ein Informationsaustausch zwischen Vertretern aus Argentinien, Peru und Deutschland statt, um die Rentensysteme und deren Herausforderungen in diesen Ländern zu debattieren. Während Deutschland laut Darstellung des KAS-Rentenexperten Thomas Köster vor allem vor demografischen Problemen stehe, sieht Ricardo Escudero vom peruanischen Instituto de Ahorro die Herausforderungen Perus im informellen Arbeitssektor und der damit verbundenen geringen Zahl von Beitragszahlern. Der argentinischen Ökonom Juan Luis Bour von der wirtschaftlichen Nachforschungsstiftung Lateinamerikas betonte zwar, dass in Argentinien eine hundertprozentige Abdeckung der Rentenversicherung gegeben sei, doch dass auch hier eine Reform für das Jahr 2019 angestrebt werde. Trotz unterschiedlicher Probleme waren sich die internationalen Referenten einig, dass nur die Integrität verschiedener Ansätze zu einer nachhaltigen Lösung für die Sozialversicherungssysteme führen kann.
Nachfolgend bedankte sich die Präsidentschaftskandidatin der chilenischen Christdemokraten Carolina Goic, für die gute Zusammenarbeit ihrer Partei mit der Konrad-Adenauer-Stiftung während der letzten Jahre. Sie betonte die Notwendigkeit der Zusammenarbeit aller Akteure für die Schaffung eines Wandels im Land und die Implementierung eines gerechteren Rentensystems in Chile. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass eine passende Lösung nicht kurzfristig gefunden werden könne.
Im zweiten Panel konzentrierte sich die Debatte auf die Situation des chilenischen Rentensystems. Die Referenten waren sich einig, dass die sinkende Rentabilität der AFPs, die Alterung der Gesellschaft sowie die Geschlechterunterschiede die Hauptprobleme der aktuellen Ordnung darstellen. Zudem befände sich das gesamte System in einer hohen Legitimitätskrise. Jeanette Jara, die Unterstaatssekretärin für Soziales, zeigte den Plan Bachelets auf, der unter anderem eine Stärkung der solidarischen Rente sowie eine bessere Regulierung der AFPs vorsieht. Der Rentenexperte Eduardo Fajnzylber von der Universität Adolfo Ibáñez hingegen stellte die gering Rentenhöhe für Frauen in den Vordergrund seiner Präsentation. Das Problem bestünde darin, dass Frauen weniger verdienen, weniger Jahre in die Versicherung einzahlen, länger leben und früher in Rente gingen. Es sei allerdings keine Lösung, die Beitragszahlungen für Frauen zu erhöhen, da diese ansonsten auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert würden. Fuad Chain, Abgeordneter der DC, schlug stattdessen vor, einen Teil der solidarischen Beiträge, welche um 5 Prozent ansteigen sollen, an einen öffentlich verwalteten Fonds für Frauen zu richten.
Die Expertenvorträge wurden durch Diskussionsrunden mit dem Plenum ergänzt, in welchen die Konferenzteilnehmer ihre Fragen und Besorgnisse äußerten. Die Konferenz wurde vom Leiter des Länderprojekts der KAS in Chile, Andreas Klein, zusammengefasst und abgeschlossen, woraufhin sich die Anwesenden zu einem Empfang zusammenfanden.