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Studie über die soziale Situation inhaftierter Frauen

von Lisa Schneider, Isabella Venturini

Forscher kritisieren Costa Ricas Drogenpolitik

Die Fundación Arias para la Paz, Stiftung des Friedensnobelpreisträgers und Expräsidenten Oscar Arias, hat mit Unterstützung der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Studie über die Situation von Frauen erarbeitet, die wegen Drogendelikten im Gefängnis sind. Diese wurde am 9. Dezember in San José vorgestellt.

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Die Ergebnisse zeigen deutlich die negativen Auswirkungen einer Antidrogen-Politik, die zu sehr auf Bestrafung und zu wenig auf Prävention und Resozialisierung ausgerichtet ist. In Costa Rica wird der Anbau, die Produktion und der Handel von Drogen mit 8 bis 15 Jahren Freiheitsstrafe geahndet. Dabei spielen die Quantität und die Härte der Drogen kaum eine Rolle.

Die Studie basiert auf qualitativen Interviews, die im Frauengefängnis El Buen Pastor in San José durchgeführt worden sind. In ihnen zeigt sich, wie sich die repressiven Maßnahmen der Antidrogen-Politik auf marginale soziale Gruppen auswirken, insbesondere auf Frauen und ihr Umfeld. Glorianna Rodríguez, Leiterin der Studie, veranschaulichte dies in ihrer Präsentation: Die meisten Frauen haben vor ihrer Verhaftung in Armut, teils in extremer Armut gelebt. 90 Prozent der Frauen sind Mütter. 55 Prozent der befragten Frauen gaben an, alleinerziehend zu sein. Die Inhaftierung der Frauen wirkt sich somit direkt auf ihr familiäres Umfeld aus, mit schlimmen Konsequenzen für die nachfolgenden Generationen.

Die langen Haftstrafen für diese Frauen sind darüber hinaus eine ineffiziente Antwort auf das Problem des Drogenhandels. Die meisten Frauen wurden wegen kleinerer Drogendelikte verurteilt und sind keine wichtigen Akteure im großen Drogengeschäft. José Pablo Fallas, Mitautor der Studie, veranschaulichte das Profil der Frauen. Er erklärte detailliert, welche Gründe Frauen dazu treiben, mit Drogen zu handeln. Der Hauptgrund sei wirtschaftliche Situation. Die Frauen wachsen unter armen Bedingungen auf, sind Opfer von (sexueller) Gewalt, Diskriminierung und sozialer Desintegration. Oftmals heißt es für sie: Drogas o hambre? (Drogen oder Hunger?). Aus diesem Grund ist ein weiterer Hauptpunkt der Studie die Diskussion über alternative Maßnahmen in der Drogenpolitik, über die Alejandro Fernández Muñoz referierte. Er stellte Gesetzgebungen aus anderen Ländern vor, beispielsweise Spanien, Schottland und Deutschland, die mehr Prävention und weniger harte Strafmaßnahmen bei kleinen Drogendelikten vorsehen.

Im Anschluss an die Vorstellung der Studie würdigte Cristina Rojas, langjährige Leiterin des Büros für Kooperation und Internationale Beziehungen am Obersten Gerichtshof, die Arbeit des jungen Forscherteams. Diese sei ein wichtiger Baustein in den Bemühungen um eine Stärkung der Menschenrechte. Um diese wirksam zu schützen, müsse der costa-ricanische Staat deutlich mehr Mittel bereitstellen, mahnte die Juristin. Nur wenn die soziale Situation der Menschen deutlich verbessert würde, verringere dies die Anreize für den Drogenhandel. „Derzeit bestrafen wir die Menschen für ihre Armut“, warnte Rojas. Auch der Leiter des KAS-Auslandsbüros, Stefan Burgdörfer, kritisierte die mangelhafte finanzielle Ausstattung staatlicher Stellen. Er wies darauf hin, dies betreffe auch die klassische Sicherheitspolitik. Angesichts der zunehmend angespannten Sicherheitslage im Land dürfe diese bei allem Bemühen um die Verbesserung der sozialen Lage von Inhaftierten und ihren Familien nicht vernachlässigt werden.

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