Edda Schönherz, geboren 1944 in Bad Landeck (heute Lądek-Zdrój, Polen), eine ehemalige deutsch-deutsche Fernsehansagerin. Aufgewachsen in Ost-Berlin, studiert sie ab 1963 drei Jahre an der Fernsehakademie in Berlin-Adlershof Ansage- und Fernsehmoderation. 1969 moderiert sie die erste Sendung im DDR-Farbfernsehen. Als sie wegen der erdrückenden Zensur offenkundig Ausreiseabsichten zeigt, gerät sie in das persönliche Visier von Stasi-Chef Erich Mielke, was ihr drei Jahre Haft im Frauengefängnis Hoheneck einbringt. 1979 wird ihr die Ausreise zusammen mit ihren Kindern genehmigt. Kurz darauf engagiert sie der Bayerische Rundfunk.
Als Opfer der SED-Diktatur tritt Edda Schönherz als Zeitzeugin in Gedenkstätten und im Fernsehen auf. 2006 wird ihr für ihr Engagement für die Aufarbeitung von SED-Unrecht das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Du warst eine strahlende Erscheinung im DDR-Fernsehen – einfach umwerfend. Dabei war Dir dieses Glück nicht in die Wiege gelegt.
Edda Schönherz: Meine Mutter starb, da war ich anderthalb. Als mein Vater starb, war ich vierzehn. Mit achtzehn wurde meine Tochter Annett geboren, elf Monate später mein Sohn René – und das Schlimme war, dass mein Mann Peter kurz darauf an Blutkrebs starb. Damals wurden die jungen Männer für anderthalb Jahre zur Nationalen Volksarmee eingezogen. Nach einem Jahr kam er nach Hause und verstarb mir innerhalb weniger Wochen. Da bin ich nach Strausberg, wo er stationiert war, und habe gefragt: „Wie ist das möglich?“ Da hat man mir nur gesagt: „Das kann jeder kriegen“ – aber das habe ich denen nicht geglaubt. Viele Jahre später sollte ich aus den Akten erfahren, dass er beim Militärdienst Uran abstrahlende Gefahrengüter zu fahren hatte. Mit ihm wurden weitere drei Kameraden verstrahlt.
Und wie konntest Du trotz allem für das Fernsehen entdeckt werden?
Edda Schönherz: Ich habe an der Abendschule Abitur und dann eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann gemacht, hatte mein Auskommen, konnte für die Kinder sorgen. Nebenbei habe ich in einer Artistengruppe, bei den „Luftkometen“, mitgearbeitet. Dreimal in der Woche trainierte ich am Hochseil und am Trapez und habe dann bei Aufführungen auch durchs Programm geführt. Das hat jemandem vom DDR-Fernsehen so gut gefallen, dass er mich nach einer Veranstaltung angesprochen hat, ob ich nicht mal beim Deutschen Fernsehfunk vorsprechen möchte. Die suchten Moderatoren und Journalisten, denn sie eröffneten das Farbfernsehprogramm der DDR.
Plötzlich hattest Du den Traumberuf schlechthin …
Edda Schönherz: Für junge Frauen in der DDR war das ein Traumberuf – und wenn dir das angeboten wurde, dann gingst du hin und machtest das. Und so bin ich zum Vorsprechen gekommen und von ungefähr 275 Frauen übrig geblieben. Dann haben wir drei Jahre Fernsehakademie absolviert – mit dem Anspruch, dass die Leute auf dem Sender besser sein mussten als im Westen.
Wie politisch ging es zu?
Edda Schönherz: Jeder bekam einen Bildschirmpass, ohne den keiner auf Sendung gehen durfte. Am 3. Oktober 1969 habe ich noch die Erstausstrahlung des Farbfernsehprogramms der DDR mitmoderiert. Kurze Zeit später war der Erich, ein Kollege, der auch auf Sendung war, plötzlich weg. Da haben wir gefragt: „Wo ist denn Erich?“ Irgendjemand hatte angerufen und sich beschwert, wie denn der Deutsche Fernsehfunk einen Mann beschäftigen könne, der früher bei der Armee einen politischen Witz erzählt hatte. So bekamen wir alle den ersten Warnschuss, nach dem Motto: Die Gedanken sind frei, aber nicht bei unserer Arbeit!
Dennoch hat mir die Arbeit Spaß gemacht. Nach kurzer Zeit hatte ich sogar eine eigene Sendereihe und habe beispielsweise aus der Staatsoper Unter den Linden oder die Strauß-Abende im Dresdner Zwinger moderiert – mit Künstlern wie David Oistrach oder Yehudi Menuhin.
Ging es in Deinem Bereich nicht auch um das politische Bekenntnis zu Staat und Partei?
Edda Schönherz: Leute, die sich beworben hatten, mussten erst einmal ihre positive politische Einstellung erklären. Aber mich wollte man ja haben. Also musste ich kein politisches Bekenntnis ablegen. Vielleicht hat man das bei mir auch nur vergessen. Jedenfalls brauchte ich mich nie dazu zu äußern und habe mich natürlich auch nicht dazu geäußert.
Die wollten Dich aber in die Partei holen?
Edda Schönherz: Ich habe um Verständnis gebeten, dass ich mich noch nicht reif dafür fühlte und mich noch darauf vorbereiten wollte. Und das haben sie mir nicht mal übel genommen. Ich wurde ja auch bei den Zuschauern anerkannt, die haben mich gemocht – und dagegen konnten sie nichts sagen.
Wie kam es trotzdem zum Konflikt?
Edda Schönherz: Sagen wir mal so: du bist in der DDR und willst ein Buch schreiben. Dann sagt das Zentralkomitee der SED, dieses Buch erscheint aber nur, wenn wir es gelesen und zensiert haben. Danach kommt es zurück, aber es ist dann eigentlich gar nicht mehr dein Buch. Das war natürlich auch bei uns Ansagerinnen so: Wir haben unsere Ansagen geschrieben, mussten sie aber eine Woche vor der Sendung beim ZK abgeben. Nachdem sie zensiert worden waren, durfte kein Wort mehr geändert werden. Trotzdem musste der Text im Kopf sitzen und vorgetragen werden.
Und was wirklich „im Kopf“ vor sich ging, durfte nicht mehr raus.
Edda Schönherz: Wenn es dir gut geht, denkst du eine Weile gar nicht so sehr daran. Schon als Kind gab es diese Erfahrung. Mein Vater, ein Zahnarzt, hatte eine ganz andere politische Einstellung, aber er wusste, was Diktatur bedeutet. Nach der braunen kam er mit der Familie in eine rote Diktatur hinein. Es war riskant, öffentlich zu sagen, was du denkst – und das galt natürlich ganz besonders im Sender. Nachher hat sich bestätigt, dass unter dem Aufenthaltsraum eine Abhörkammer war. Wir wurden abgehört, wenn wir uns unterhielten – das hat man gespürt oder geahnt.
Alles ging direkt zum roten Telefon von Mielke. Meistens waren die Sendungen ja live, und so hätte einfach einer sagen können: „Diese Scheiß-DDR!“, aber der Bildschirm wäre sofort schwarz gewesen.
Dann haben sich einige Kollegen abgesetzt?
Edda Schönherz: In meiner Sendereihe hatten wir ein gut eingespieltes Team, aber irgendwann kam der Techniker nicht mehr, dann fehlten der Ton-Mann und ein Kameramann, schließlich der Dramaturg. Wir hörten, dass sie Karten aus Hamburg geschrieben hatten: „Wir sind jetzt beim NDR, haben eine wunderbare Arbeit, verdienen zauberhaftes Geld und hoffen, dass ihr auch bald hier seid.“ Und dann fängt man an, zu überlegen: Wenn du in deiner Arbeit frei arbeiten und dich entfalten möchtest, dann musst du – ich war damals dreißig – jetzt eine Entscheidung treffen.
Es war die Zeit der Helsinki-Verträge.
Edda Schönherz: Wir dachten, dass uns zugutekommt, dass Erich Honecker über die KSZE-Akte verhandelt, durch die auch die DDR grundlegende Menschen- und Freiheitsrechte anerkannt hätte. Und da sind wir, mein Lebenspartner John und ich, mit den Kindern nach Budapest gereist, um zu sehen, welche Möglichkeiten zur Ausreise für uns bestehen. Zur Sicherheit hatten wir aber Johns Eltern in mein Haus in Mahlsdorf geholt – für den Fall, dass irgendetwas sein sollte und die Kinder zurückkommen würden.
Ihr habt euch in der Botschaft der Bundesrepublik in Ungarn erkundigt.
Edda Schönherz: Ja, aber dort hat man uns gesagt, dass man für uns nichts tun könne. Der Botschafter war sogar beunruhigt und sagte mir: „Sie wissen doch, dass wir fotografiert und abgehört werden.“ Ich sagte darauf: „Na, dann wissen Sie aber auch, was passiert, wenn Sie uns wieder aus der Botschaft herauslassen.“
Schon beim Abflug in Budapest und intensiv nach der Ankunft in Berlin-Schönefeld bemerkte ich die „Schatten“ an der Gangway und sagte zu meinen Kindern: „Ab sofort sind wir nicht mehr allein.“ Die Staatssicherheit mietete in den Nachbarhäusern Zimmer, arbeitete mit Wanzen und Richtmikrofonen, hörte das Telefon ab.
Wann und wie erfolgte die Verhaftung?
Edda Schönherz: Eine Woche später, montags früh, kurz vor sieben Uhr, erfolgte der Zugriff. Ich lag im Bett, und als die Schlafzimmertür aufging, glaubte ich zunächst, meine Kinder kämen herein; stattdessen standen zwölf Stasimänner und eine Frau vor meinem Bett. Und dann haben sie mich abgeführt. Mein Sohn, damals elf Jahre, hatte mit der Großmutter schon in der Küche gefrühstückt und schrie jetzt immer wieder: „Mama, Mama, Mama“ und klammerte sich an mir fest. „Mama kommt gleich wieder“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Dass es drei Jahre dauern würde, ahnte ich noch nicht. In diesen drei Jahren Haft, die folgten, durfte ich meine Kinder nicht einmal sehen.
Nach der Verhaftung trat Dir der „Meister der Angst“ persönlich gegenüber.
Edda Schönherz: Ich wurde in die Normannenstraße nach Berlin-Lichtenberg gebracht – zum Hauptsitz des Ministeriums für Staatssicherheit. Dort hat man mich 22 Stunden lang verhört. Irgendwann kam einer rein, da habe ich bei mir gedacht: „Oh, ist der hässlich mit den Zahnlücken.“ Sofort brüllte er los: „Wenn Sie glauben, wir lassen eine Renate Hubig illegal gehen und eine Edda Schönherz legal, das können Sie sich aus dem Kopf schlagen. Wir haben Ihnen die Möglichkeit gegeben, das zu werden, was Sie heute sind. Sie waren das Aushängeschild unseres Landes, und jetzt wollen Sie uns den Rücken kehren? Das werden Sie bereuen! Sie kommen hier nie wieder raus!“ Damit ging er wieder, und erst jetzt wurde mir klar: Das war Erich Mielke persönlich.
In der Stasi-U-Haft in Hohenschönhausen ging der Albtraum weiter.
Edda Schönherz: Man kennt all die Schikanen. Du musstest dich völlig nackt ausziehen – und im Raum saßen ein Mann und eine Frau, die aber immer wieder mal rausging. Meinen Schlüpfer habe ich anbehalten wollen, weil ich meine Periode hatte, da schrie die „Wachtel“ mich an: „Ich habe gesagt, nackt ausziehen. Alles auf den Tisch hier!“ In so einem Moment schaltest du in einen Modus, in dem du das Gefühl hast, aus deinem Körper herauszutreten. Ich habe ihr die Binde auf den Tisch geknallt, und seit diesem Moment hatte ich bis zu meiner Entlassung keine Periode mehr. Alles war sehr bewusst gemacht: Grätschen! Kniebeugen! Bücken! Und dann zieht sie sich einen Gummihandschuh an und fährt dir durch sämtliche Körperöffnungen.
Als Nächstes folgte die Zellenspionin …
Edda Schönherz: Du glaubst, du kommst in eine Einzelzelle, und dann geht die Tür auf, und da sitzt schon eine junge Frau drin. Und was macht man nach so einer Tortur, in einem solchen Ausnahmezustand? Man ist froh über den, der dein Schicksal teilt, und fängt an zu erzählen. Erst nach vierzehn Tagen ist es mir komisch vorgekommen, dass sie viel von mir wissen wollte. Da habe ich ihr etwas über einen ausgedachten Herrn Kirschbaum erzählt. Nach drei Tagen sprach mich mein Vernehmer an, wer denn dieser Herr Kirschbaum sei. Da sagte ich: „Herrn Kirschbaum kenne ich nicht. Die Geschichte ist frei erfunden.“ Das hatten sie nicht sehr gern, wenn man ihre Arbeit so aufdeckt. Aber als ich in die Zelle zurückkam, war die Frau nicht mehr da.
Im Februar 1975 kamst Du nach Hoheneck, in die berüchtigtste Strafvollzugseinrichtung für Frauen in der DDR, auch „der dunkle Ort“ genannt. Wie ging das vor sich? Mit welchen Eindrücken musstest Du fertig werden?
Edda Schönherz: Gleich nachdem die Gefängnistüren hinter dir zugeknallt waren, ging es wieder los mit „Untersuchungen“: ausziehen, mit anderen in Reih und Glied aufstellen. Einer geht dir mit einem Kamm durch Haare und Schamhaare und beim Nächsten genauso – mit demselben Kamm. Und dann kommen irgendwelche Läusemittel dazu. Dann Kleiderkammer, wo du deine Kleidung und alles Persönliche abgeben musst. Und da steht dann „Buletten-Elli“, die ihr Kind durch den Fleischwolf gedreht hat, weil sie sich an dem Vater rächen wollte, der einen Nagel des Kindes in seiner Bulette fand. Und dann kriegst du die Knast-Klamotten, abgetragene Armeeuniformen, viel zu groß meistens. Und wenn ich etwas beanstandet habe, hieß es: „Du bist hier nicht beim Fernsehen. Wir sind hier im Strafvollzug.“
Wie sah die Zelle aus?
Edda Schönherz: 26 andere Frauen waren schon in der Aufnahmezelle. Dreistockbetten, eine Toilette für alle und drei Waschgelegenheiten an so einem Waschtrog, nach dem Motto: Uns sind zehn Mörderinnen lieber als eine politische Gefangene. Nach der Isolation in Hohenschönhausen kam nun diese Konfrontation mit so vielen Frauen. Uns Politische haben sie da reingesteckt, um uns zu zeigen, wo wir hingehörten.
Was hat Dich am meisten schockiert?
Edda Schönherz: In Hoheneck lernte man, was Knast bedeutet. Vorher aber schon, nach der Verurteilung, vor der Verteilung in die Gefängnisse, in der Zwischenstation, im Polizeipräsidium Keibelstraße, liefen gespenstische Szenen ab. Alles, was du unter menschlichem Anstand für selbstverständlich gehalten hast, ging verloren: Aus den Toiletten blubberte es, weil man sich über die abgepumpten Toilettenabflüsse unterhielt. Oder dass die Männer Behältnisse mit Sperma aus den Gitterfenstern zu den Frauen herunterließen, die damit schwanger werden wollten, um aus dem Gefängnis zu kommen. In Hoheneck saß der Schock aber schließlich noch tiefer. Du versuchst, das alles irgendwie verarbeiten, auch weil du bisher gemeint hast: Im Sozialismus gibt es keine Mörderinnen und Schwerverbrecherinnen. Und dann wirst du damit direkt konfrontiert. Gott sei Dank haben wir – fünf, sechs Frauen, politische Häftlinge – zusammengehalten.
In Hoheneck wurdest Du auch zur Arbeit verpflichtet.
Edda Schönherz: In der Aufnahmezelle saß der Neuzugang sechs Wochen lang, dann wurden Kommandos eingeteilt. Hoheneck hatte die Fabrikation von Damenstrümpfen – Marke „Ester“, die in der DDR sechzehn DDR-Mark kosteten, im Westen am Wühltisch 99 Pfennig. Ich war aber bei „Elmo“, der Herstellung von Elektromotoren für Kaffeemühlen, Waschmaschinen und Kühlschränke. Kupferdrähte mussten mit der Hand gewickelt, gelötet und geschweißt werden. Viele Frauen hatten vom Wickeln völlig deformierte Hände.
Wie groß war die Verzweiflung?
Edda Schönherz: Die breitete sich vor allem unter den Kriminellen aus. Unter mir war eine, die hat sich an den Matratzenfedern aufgehängt. In der Gesundheitsabteilung waren Frauen, die ganze Bestecke oder Scheren geschluckt hatten, damit sie auf diese Station kamen. Einmal habe ich eine Trage mit einer toten Frau vor der Station gesehen. Wie ich später erfuhr, haben sie die Frau nicht behandelt und sie einfach sterben lassen. Unter den Politischen herrschte diese Art von Verzweiflung eher nicht.
Du hast Hoheneck überlebt, musstest in der DDR auch noch einiges durchmachen. Du hast aber Deine Kinder wiedergehabt.
Edda Schönherz: Natürlich machst du dir als Mutter Gedanken, wie deine Kinder das aufgefasst haben werden. Werden sie Verständnis dafür gehabt haben, dass ihre Mutter drei Jahre im Gefängnis war, dass sie sie drei Jahre nicht sehen durften? Und werden sie verstehen, dass ich das auch für sie getan habe? Aber glaube mir, Blut ist dicker als Wasser. Das Vertrauen war sofort wieder da. Wir haben noch zwei Jahre in der DDR bleiben müssen – mit der Begründung, wie ich später erfuhr, dass wir Geheimnisträger gewesen seien. Ich war aber keine Geheimnisträgerin, die wollten mich nur in meinem Beruf fertigmachen. Und das ist ihnen Gott sei Dank nicht gelungen.
Dann warst Du doch noch einmal 22 Jahre Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk.
Edda Schönherz: Wir sind am 12. Dezember 1979 ausgereist, und ich habe mich sofort bei fünf Sendern beworben. Drei Sender haben sofort zugesagt, darunter der Bayerische Rundfunk. München hat mir sehr gut gefallen, und ich habe gehofft, du bist dort weit genug weg von der DDR und sicher. Trugschluss, wie sich herausstellte.
Ist Dir die Stasi also bis nach Bayern gefolgt?
Edda Schönherz: Als ich dann beim Bayerischen Fernsehen war, glaubte ich, den Klauen der Stasi entronnen zu sein, aber das war ein Trugschluss. Bis Ende 1987 wurde ich im Bayerischen Rundfunk vom MfS observiert. 1990 wurden zwei Stasi-Mitarbeiter enttarnt, unter anderem der Produktionsleiter, Herr Nippel! Ich war immer in bester Gesellschaft!
Unsere Gesprächsreihe bezieht sich auch auf dreißig Jahre deutsche Einheit. Wie fällt Dein Blick zurück aus? Wo, denkst Du, kann noch mehr an der Demokratie gearbeitet werden? Was zeigt etwa die Wahl der umstrittenen neuen Verfassungsrichterin in Mecklenburg-Vorpommern?
Edda Schönherz: Was da geschehen ist, ist unglaublich. Das liegt eben daran, dass unsere jungen Politiker nicht hundertprozentig über die Geschichte ihres Landes Bescheid wissen, und insbesondere nicht über die Zeit von 1945 bis 1989, als das Land geteilt war, als es zwei völlig konträre Systeme gab. Da muss etwas getan werden, an den Schulen, in der Ausbildung – das ist wichtig. Ich selbst kann zurückblicken ohne Hass und Zorn, weil ich das erreicht hatte, was ich mir vorgenommen hatte. Sonst hätten sie mein Leben zerstört.
Das Gespräch führte Axel Reitel am 25. Mai 2020 in Berlin-Mariendorf.
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