Mit einem Stern grüßte der Kosmos den neugeborenen Weltenretter, so nah ist der Himmel seit Schöpfungstagen nicht gewesen. „Sterndeuter aus dem Osten“ (Mt 2,1) erkannten das überirdische Zeichen, verstanden seinen Sinn sofort als Richtungssinn in ihrem irdischen Dasein: durch die Wüste, zum Stall, zum Kind.
Seit biblischen Zeiten hat sich das Weltverständnis grundlegend geän- dert. Als Ressource für Sinnstiftung fällt der Himmel hierzulande inzwischen weitgehend aus. Im Vordergrund stehen andere Interessen: wissenschaftliche, ökonomische, auch machtpolitische und militärische. Dass sie weiter rasant an Bedeutung gewinnen, steht außer Frage. Wer hier nicht entschlossen ein- steigt, droht auf ganzer Linie abgehängt zu werden.
Die Objektivierung des Himmels schreitet voran, und es überwiegt die Erwartung, dass seine Ur-Eigenschaft als geistige Reflexionszone im gleichen Maße schwinden wird. Dabei bleibt die grenzenlose Weite um uns herum trotz aller Zunahme des Wissens ein Raum offener Fragen, die sich menschlicher Erkenntnis größtenteils auf ewig entziehen.
Selbst bekennend atheistische Philosophen bedauern mittlerweile den Verlust religiöser Sinnformationen. Viele derjenigen, die sich der Gesamt-tendenz aus Überzeugung entgegenstellen könnten – etwa Verantwortliche in Kirche und in religiös inspirierten Institutionen –, sind von Skandalen geschwächt oder scheuen die Debatte aus der gesellschaftlichen Defensive. Ändert sich nichts daran, wird auf politischer Ebene auch der Leitstern des „C“ langsam vergrauen.
Die Geschichte der Heiligen Drei Könige ist mehr als nostalgisch-schönes religiöses Gerümpel. Sie beschreibt einen Orientierungsprozess von Verlorenheit zu Zielstrebigkeit und gipfelt in der Ankunft beim Kind: In dessen Augen müssen die menschlichen Gaben und Beiträge bestehen. Mehr Klarheit zur Weltgestaltung ist im irdischen Tohuwabohu – ein Wort alttestamentarischen Ursprungs – wohl kaum zu gewinnen.
Die schrecklichen Ereignisse im heillosen Heiligen Land, der „schwarze Sabbat“ am 7. Oktober 2023 und seine Folgen, konnten nicht mehr in die Konzeption dieser Ausgabe eingehen. Terroristen proklamierten den Himmel und brachten die Hölle. Einmal mehr stellt sich die brennende Frage: Wo war an diesem Tag der Himmel? Andererseits bleibt gerade angesichts der abgrundtiefen Gewalt die Notwendigkeit, nicht den suchenden Blick nach Zeichen des Friedens zu verschließen.