Asset-Herausgeber

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„Deutschland sucht den Superstar“: Erbarmungslos legt die Castingshow bloß, dass es neben erstaunlichen Talenten auch aussichtslose Talentlosigkeit gibt. Diese schlichte Erkenntnis fällt manchen schwer – seltsamerweise besonders in der Bildung. „Jedes Kind ist hochbegabt“, formulierte ein Wissenschaftler kürzlich. Hochambitionierte Eltern fühlen sich bestätigt und richten ihre Hoffnung auf ein Bildungssystem, dem es jedoch (glücklicherweise) nie gelingen wird, jedes Kind zum Professor zu machen.

Alle sollen die gleichen Bildungschancen haben, aber die Ergebnisse werden unterschiedlich sein. Artikel 3 des Grundgesetzes garantiert optimale Bildungsförderung für jeden Einzelnen – für Schwache wie für Starke. Während die Unterstützung von Benachteiligten akzeptiert ist, fehlt es bei der Förderung von Begabten an einem gefestigten Konsens: Wieso sollen die Klügsten und Stärksten obendrein noch begünstigt werden? Die Frage ist berechtigt – schließlich kommen die außergewöhnlichen Befähigungen Einzelner nicht automatisch allen zugute. Damit besondere Chancen für Begabte keine ungerechtfertigten Privilegien sind, müssen geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden, die individuelle und gesellschaftliche Interessen verbinden.

Seit fünfzig Jahren bezieht die Konrad-Adenauer-Stiftung im Sinne des „Förderns und Forderns“ Position. 1965, als Gleichheitsideologien wieder aufkamen, begründete sie ihre Begabtenförderung. Indem sie zur Förderin besonders befähigter Persönlichkeiten wurde, setzte sie ein Zeichen für das Erkennen und Anerkennen von Begabung und Leistung. Doch erwartete sie von Anfang an von ihren Stipendiatinnen und Stipendiaten, dass sie ihre Qualitäten im sozialen Austausch und in politischer Verantwortung entwickeln.

Karl Marx soll gesagt haben: „Hochbegabung ist ein Geschenk der Natur an die Gesellschaft.“ Wo er recht hat, hat er recht. Nur darf sich die Gesellschaft dieser Naturgabe nicht bemächtigen, wie es die Spitzensportler vor Augen führen, die sozialistische Staaten einst ins Rennen schickten. Andersherum muss die Gesellschaft Einfluss darauf nehmen, dass die Arbeit ihrer Leistungsträger Teil einer ganzheitlichen Kultur der Freiheit bleibt. Das elitäre Bewusstsein von „Elfenbeintürmen“, fern von Durchschnitt und Massen, das die demokratischen Institutionen geringschätzt, hat schon früher zu politischen Katastrophen beigetragen. Deutschland braucht „Superstars“, deren Befähigung zum Außerordentlichen aus der Synthese von Begabung, Leistungswillen und Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihren Mitbürgern erwächst. Ihnen sollte mit unserer Unterstützung der „Recall“ gelingen.

 

Bernd Löhmann, Chefredakteur

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