Wir stehen fassungslos davor, wenn ein Mensch schon in jungen Jahren aus dem Leben scheiden muss. Die Nachricht vom plötzlichen Tod Philipp Mißfelders hat die Fraktion und mich tief getroffen. Mir persönlich war er ein guter Freund und politischer Weggefährte. Natürlich gab es Phasen, in denen wir es nicht leicht miteinander hatten. Doch das konnte unsere Freundschaft aushalten.
Als ich von seinem Tod erfuhr, ging mir vieles durch den Kopf – die Gespräche, die wir geführt haben, die Reisen, die wir zusammen unternommen haben, die Augenblicke, die wir miteinander geteilt haben. Philipp Mißfelder war ein außergewöhnlicher Mensch, ein großes politisches Talent.
Mit Philipp Mißfelder war ich zusammen in China und in Japan, in Indien und in Malaysia. Wenn man nach einem langen Tag in einem anderen Land abends zusammensitzt und Eindrücke austauscht, dann lernt man sich kennen und schätzen. Dabei habe ich immer wieder festgestellt, welch große Kompetenz sich Philipp Mißfelder in seinen jungen Jahren schon erworben hatte, wie fundiert seine Kenntnis außenpolitischer Zusammenhänge war.
Auf außenpolitischem Gebiet hat mich besonders sein Eintreten für Israel beeindruckt. Die Pflege des deutschisraelischen Verhältnisses lag Philipp Mißfelder am Herzen. Für ihn – wie für mich übrigens auch – gehörte das Existenzrecht Israels zur deutschen Staatsräson. Der Schutz des jüdischen Staates vor Angriffen stand immer an erster Stelle.
Beeindruckt hat mich auch sein Engagement für die Junge Union. Ihm ist es zu verdanken, dass die Junge Union, deren Vorsitzender er zwölf Jahre war, wieder zu einem bedeutenden Faktor innerhalb der CDU wurde. Unter Philipp Mißfelder hat sich die Junge Union programmatisch erneuert, ist zum Interessenvertreter der jüngeren Generation geworden. Heute ist sie eine der Vereinigungen innerhalb der Partei, die die Wahlkämpfe prägen und so maßgeblich zu unserem Erfolg bei den Bundestagswahlen beitragen.
Philipp Mißfelder ist aber nicht nur aufgrund seiner politischen Leistungen ein Verlust für mich und die Fraktion. Ich vermisse ihn auch als Menschen, als einen, der bierernste Diskussionen mit ironischen Bemerkungen aufheitern konnte, der nie den Blick für das rechte Maß verlor. Auch wenn er politische Meinungen entschieden und hartnäckig vertreten hat, ihm lag gleichzeitig immer daran, Brücken zu bauen. Philipp wird mir fehlen.
Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion