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Eine Fachtagung thematisiert die gesellschaftliche Bedeutung des Fußballs in Lateinamerika

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Der Fußball prägt die Alltagskultur Hunderter Millionen von Fans, besonders in Lateinamerika. Superstars wie der Argentinier Lionel Messi oder der Brasilianer Neymar sind nationale Idole. Dem ehemaligen Fußballstar Diego Armando Maradona widmeten seine Anhänger sogar eine Religion. In den Stand eines Fußballgottes hatte er sich selbst erhoben, als er sein Handtor im Viertelfinale der Fußballweltmeisterschaft 1986 gegen England mit dem Eingreifen der „Hand Gottes“ rechtfertigte.

Die letzte WM auf dem lateinamerikanischen Kontinent 2014 in Brasilien war ein monumentales Fußballspektakel. Die fehlende soziale Nachhaltigkeit führte jedoch auch zu starker Kritik. Der mit Millionengeldern für die WM erbaute Fußballtempel in Manaus im brasilianischen Amazonasdschungel rottet heute vor sich hin. Zunehmend melden sich kritische Stimmen zu Wort. Diese sehen im Profifußball eine von der Lebenswirklichkeit der Fans entkoppelte Milliardenindustrie, die den Fairplay-Gedanken nur als Lippenbekenntnis vor sich herträgt. Gewalttätige Ausschreitungen, Hooligans, offen zur Schau getragener Rassismus und die Diffamierung von Minderheiten, astronomische Spielergehälter, Spielmanipulationen und Wettskandale sowie korrupte Machenschaften bei den WM-Vergaben prägen die Schlagzeilen. Das bewusste Schüren von Ressentiments und nationalistischen Tönen führte bei den Qualifikationsspielen zur WM 1969 zwischen Honduras und El Salvador nicht nur zu Ausschreitungen mit Toten, sondern schließlich sogar zum sogenannten Fußballkrieg zwischen beiden Ländern. Jüngste WM-Vergaben zeigten, dass demokratische Mindeststandards offensichtlich keine Vorbedingung für die Ausrichtung einer WM sind.

Dem gegenüber steht die verbindende und integrative Kraft des Fußballs, der mühelos sprachliche, soziale, kulturelle oder religiöse Grenzen überwindet. Diese positive Wirkung macht sich die internationale Entwicklungszusammenarbeit zunutze, vor allem auch, um Kinder und Jugendliche anzusprechen und einen Beitrag zur Förderung von Bildung, Gesundheit und Gleichberechtigung zu leisten.

Als politische Stiftung, deren Kernauftrag die weltweite Demokratieförderung ist, hat die Konrad-Adenauer-Stiftung positive Erfahrungen mit Fußball-Projekten gemacht. So leisteten gemeinsame Trainings, begleitende Workshops und öffentlichkeitswirksame Fußballspiele von christlichen und muslimischen Würdenträgern einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des interreligiösen Dialogs und zu friedlichen Wahlen in Tansania. Mit der Initiative „Green Goal 2010“ setzte die Stiftung ein Zeichen für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz bei der WM in Südafrika.

Im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2018 liegt der Fokus der Stiftung auf Lateinamerika. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerikaforschung (ADLAF) wird sie vom 7. bis 9. Juni 2018 eine Fachtagung zum Thema „Fußball und Gesellschaft in Lateinamerika“ in Berlin durchführen. Unter anderem hat Aline Pellegrino, ehemalige Kapitänin der brasilianischen Frauennationalmannschaft und Co-Direktorin des Frauenfußballprojekts „Guerreiras“, ihre Teilnahme zugesagt. Ebenso gehören Antonio Leal, Gründungsdirektor des lateinamerikanischen Fußballfilmfestivals CINEfoot, sowie Jürgen Griesbeck, Gründungsdirektor der Organisation Streetfootballworld und Initiator von „Common Goal“, zu den Diskutanten. Der inhaltliche Schwerpunkt lautet „Korruption, Machismus & Rassismus – Herausforderungen und die positive Kraft des Fußballs“. Darüber hinaus finden ein Fußballfilmabend, weitere Expertendiskussionen mit Nachwuchswissenschaftlern aus Europa und Lateinamerika sowie zahlreiche Aktionen rund um das Thema Fußball statt. Die Konrad-Adenauer-Stiftung und ADLAF wollen mit der Veranstaltung einen Beitrag dazu leisten, die positive Kraft des Fußballs für gesellschaftliche Entwicklungen zu thematisieren, ohne die negativen Seiten auszublenden.

Stefan Reith

Leiter des Teams Lateinamerika

Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit

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