Asset-Herausgeber

Muslimische Verbände in Deutschland - ein Überblick

Asset-Herausgeber

Im Zuge der 2006 eingerichteten Deutschen Islam Konferenz (DIK) schlossen sich die vier größten Islamverbände in Deutschland, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (DITIB), der Zentralrat der Muslime in Deutschland e. V. (ZMD), der Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland e. V. (IR) und der Verband der Islamischen Kulturzentren e. V. (VIKZ) zum Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) zusammen. Der KRM hat bisher keine Rechtsform und versteht sich als Arbeitsplattform der vier Islamverbände. Nach eigenen Angaben vertritt der KRM über seine Mitgliedsverbände etwa 250.000 Muslime.

Gemeinhin gilt die islamische Verbandslandschaft in Deutschland als fragmentiert.

Sie reicht von zahlreichen unabhängigen Moscheevereinen über regionale Zusammenschlüsse bis zu den bundesweit aufgestellten Islamverbänden. Bundesweit gibt es circa 2.350 Moscheegemeinden und alevitische Cem-Häuser. Die vier größten Islamverbände in Deutschland vertreten zusammen maximal zwanzig Prozent der in Deutschland lebenden Muslime. Vorwiegend türkisch geprägt sind die drei größten bundesweit organisierten Verbände. Zu ihnen zählen die bereits erwähnte Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) und der Verein der Islamischen Kulturzentren (VIKZ); hinzu kommt die Islamische Gemeinschaft Milli Görüş e. V. (IGMG). Dabei ordnen sich etwa 45 Prozent der Moscheevereine, die einem Verband angehören, der DITIB zu, 19 Prozent der IGMG und 17 Prozent dem VIKZ. Alle drei Organisationen vertreten einen sunnitischen Islam, allerdings mit unterschiedlichen Ausprägungen.

Die Imame der DITIB-Gemeinden sind in der Türkei ausgebildet. Sie werden vom dortigen Präsidium für Religionsangelegenheiten für einige Jahre nach Deutschland entsandt.

Trotz dieser engen Anbindung an eine türkische Regierungsbehörde betont die DITIB, dass ihre konkrete Arbeit in den Moscheevereinen unabhängig sei. Die Islamische Gemeinschaft Milli Görüş wird überall außer in Hamburg vom Verfassungsschutz beobachtet. Trotz des

„verbalen Bekenntnisses“ zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung wird ihr angelastet, dass ihre Lehren nach wie vor das Potenzial besitzen, Distanz zur Demokratie zu fördern.

Darin liegt der Grund, dass die IGMG für viele Akteure nicht als Partner für Integrationsbelange infrage kommt.

Die Alevitische Gemeinde Deutschland e. V. (AABF) repräsentiert einen Großteil der schätzungsweise 550.000 Aleviten in Deutschland. Aleviten sind auch in der Türkei eine religiöse Minderheit. Dreizehn Prozent der Muslime in Deutschland gehören dieser Glaubensrichtung an, deren Selbstverständnis nicht eindeutig islamisch ist.

Um Ansprechpartner politischer Gremien und Institutionen sein zu können, haben sich islamische Organisationen in der Vergangenheit zu Dachverbänden zusammengeschlossen. So ist Milli Görüş das größte Mitglied des Islamrates für die Bundesrepublik Deutschland e. V. (IR). Der Zentralrat der Muslime in Deutschland e. V. (ZMD) wird in der Öffentlichkeit stark wahrgenommen, vertritt jedoch nur ein bis zwei Prozent der Muslime. Einige der derzeit 24 Mitgliedsverbände des ZMD stehen der Muslimbruderschaft und somit dem islamistischen Spektrum nahe.


Zusammengestellt von Thomas Volk, Koordinator für Islam und Religionsdialog der Konrad-Adenauer-Stiftung

Quellen:

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Islamisches Gemeindeleben in Deutschland, 2012 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Muslimisches Leben in Deutschland, 2009
Wunn, Ina: Muslimische Gruppierungen in Deutschland, Stuttgart 2007 Bundesministerium des Innern: Verfassungsschutzbericht 2013

comment-portlet