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Mogadischu und die Vernichtung des kosmopolitischen Geistes

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In Somalia trifft man häufig in der Nähe der Gerichtsgebäude auf kleine Gruppen herumlungernder Männer. Einige der Männer, die sich an den Eingängen herumdrücken, wollen Ihnen vielleicht mit Ihren Briefen helfen, weil Sie Analphabet sind; andere suchen für Sie kurzfristig nach einem Anwalt. Die meisten jedoch sind da, um falsch Zeugnis abzulegen. Gut angezogen, aber so, dass es nicht auffällt, warten sie so geduldig wie Geier, die auf dem First eines Daches in der Nähe eines Schlachthofs hocken. An ihnen allen ist ein Schauspieler verloren gegangen, und so unterhalten sie sich mit humorigen Anekdoten von Klienten in Not, denen sie gegen ein Honorar geholfen haben. So aufgeweckt sind diese Profis, dass sie beim Anblick eines leichtgläubigen Mannes oder einer Frau mit einem Problem sofort aktiv werden. Ihre Dienste haben ihren Preis – in bar. Ihre Fähigkeit, die Notlage eines Menschen zu erkennen, sobald er oder sie in Sicht kommt, ist ein sehr nützlicher Vorteil. Genau genommen ist alles Teil einer Aufführung: Die Richter wissen, wer falsches Zeugnis ablegt, genauso wie die Geschworenen und sogar die Öffentlichkeit. In der Gegend von Somalia, aus der ich komme, sprechen wir von „Carais Ciise“, wenn wir andeuten wollen, dass dieser oder jener falsch Zeugnis ablegt oder wissentlich lügt und daraus Nutzen zieht.

Ich kenne viele Zeugen dieser Art; auch einige bekannte Schriftsteller gehören dazu. Da sie sich der Wahrheit nicht verpflichtet fühlen und über keine profunden Kenntnisse der Bereiche verfügen, über die sie schreiben, fallen diese falschen Zeugen unverzüglich auf, besonders den Ortsansässigen. Das gilt aber nicht für viele ihrer Leser, und schon gar nicht für die, die nicht mit den entlegenen Gebieten vertraut sind, über die diese falschen Zeugen schreiben. Ich werde diese Schriftsteller nicht beim Namen nennen – das wäre kein gutes Benehmen. Stattdessen würde ich gern ein anderes Zeugnis ablegen in einer Zeit, in der der Gedanke der Wahrheit von einer ganzen Gruppe von Fachleuten auf unvorstellbare Weise missbraucht und beeinträchtigt wird. Ich beziehe mich hier auf Kommentare und Berichte von Journalisten, Schriftstellern und politischen Analysten, die uns zu Somalia fehlgeleitete Informationen anbieten, obwohl sie es besser wissen sollten. Damit will ich sagen, dass vieles von dem, was zu dem Bürgerkrieg in Somalia gesagt wird, sich auf eine falsche Prämisse gründet, auf ein Klischee, einen einfachen Aufhänger für eine fehlgeleitete Theorie.

 

„Timir“ und „Hind“, Datteln und Indien

 

Wieder und wieder wird uns gesagt, dass der Bürgerkrieg in Somalia auf einen uralten Konflikt zwischen Clans zurückzuführen ist, der erst vor Kurzem aus dem Ruder lief. Viele Kommentatoren betrachten den Clan als das Wichtigste überhaupt, denn er hetzt eine Familie oder eine Gruppe blutsverwandter Familien gegen andere Familien, die nicht blutsverwandt sind. Diese Ansicht vertreten auch zahlreiche Somalis, die es besser wissen müssten, aber nicht wirklich wissen – meiner Ansicht nach aufgrund einer Art intellektuellen Trägheit. Von allen Wahrzeichen von Mogadischu erinnere ich mich am besten an den Tamarindenmarkt. Wie so oft gibt es viele falsche Bezeichnungen auch in dieser Stadt mit ihren weit zurückreichenden mündlichen Überlieferungen, einer Stadt, deren Erinnerung weit komplexer ist als das Leben der Menschen, die sie heute bewohnen. Selbst wenn man alles versucht, die Dinge bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen, wird man doch feststellen, dass niemand auch nur die geringste Vorstellung davon hat, warum ein Markt, der nicht unserer Vorstellung von einem afrikanischen Markt entspricht, „Tamarindenmarkt“ genannt wurde.

Getrieben von Ihrer besessenen Suche nach einer ewig schemenhaften Erklärung, werden Sie auch auf andere falsche Bezeichnungen stoßen. Viel­ leicht überrascht es Sie, wenn Sie hören, dass der Begriff „Tamarinde“ an sich eine falsche Bezeichnung ist. Er besteht aus zwei arabischen Wörtern, timir und Hind – Datteln und Indien. Was haben aber Datteln und Tamarinde gemeinsam? Bevor Sie diese Frage beantworten, lassen Sie mich – wenn ich abschweifen darf – eine weitere stellen, auch wenn das indiskret erscheinen mag. Wissen Sie, was Tamarinde wirklich ist? Haben Sie sie schon gesehen, gegessen, geschmeckt? Oder ist sie Ihnen nur vage bekannt, so, wie ein Kind in den Tropen den Schnee kennt, weil es ihn im Fernsehen gesehen hat oder über ihn in einem Märchen gelesen hat? Mit anderen Worten: Haben Sie sich gefragt, warum die Araber, die mit Datteln vertraut waren und sie in Massen anbauten, den Namen „Datteln von Indien“ der Frucht gegeben haben, die wir heute als „Tamarinde“ kennen? Vielleicht vergleichen wir ja hier ganz prosaisch zwei ungleiche Objekte miteinander: eines, das den Namensgebern bekannt ist, und ein anderes, unbekanntes? Vielleicht sollten wir es einfach dabei belassen? Genauso gut könnten wir annehmen, dass die klebrige Masse, die die Araber „Datteln aus Indien“ nannten, den Indern als Tamarinde bekannt ist. Doch das ist leider anscheinend nicht der Fall!

 

Stolz auf Mogadischu

 

Wie dem auch sei, ich kann mich gut an die Begeisterung der 1970er­-Jahre erinnern, die alle Somalis freudig feierten. In dieser längst vergangenen Zeit haben wir uns für vieles begeistert. Wir waren begeistert von der politischen Selbstständigkeit, die damals gerade ein Jahrzehnt alt war. Begeistert waren wir auch von unserem jeweiligen kulturellen und sprachlichen Erbe sowie von der beneidenswerten Tatsache, dass unser Land das einzige auf dem afrikanischen Kontinent war, dessen große Bevölkerung nur eine Sprache sprach, nämlich Somali. Und viele von uns hätten einen weiteren wichtigen Punkt erwähnt, auf den wir sehr stolz waren: Wir wussten, dass die Stadt, in der wir lebten, Mogadischu, nicht nur eine der hübschesten und farbigsten auf der Welt war, sondern auch die älteste in Afrika südlich der Sahara und älter als viele hochgeschätzte mittelalterliche Städte in Europa. Eines der am besten gehüteten Geheimnisse Mogadischus war das vor Ort als Tamarindenmarkt bekannte Einkaufszentrum. Es brummte Tag und Nacht, und die engen Gassen waren voller Kauflustiger. Ganze Familien strömten in die Gassen und Plätze, wobei einige nach Kleidern suchten, während andere kaufen wollten, was sie an goldenen oder silbernen Halsketten finden konnten, die häufig auf Bestellung angefertigt wurden.

Viele Geschichten erzählten von Käufern, die manchmal sogar vom Arabischen Golf herkamen, um Geschäfte abzuschließen, weil sie sehr wohl wussten, dass sie für dieselben Artikel zu Hause in den Emiraten oder in Saudi-Arabien viel mehr hätten bezahlen müssen. Damals wäre keine Braut bereit gewesen, sich ohne eine Sammlung nach Wunsch angefertigter Gold­ oder Silberschmuckstücke von einem der dortigen Handwerker zu verheiraten. Für Maßgeschneidertes ging man hinter den Markt, wo Hemden, Kleider, Hosen, Mützen, Jacketts oder ein Paar Lederstiefel angepasst wurden, alles zu günstigen Preisen. Die Geschichte von Mogadischu, wie die Stadt entstand und was aus ihr wurde, nachdem sie zum Ende des Bürgerkriegs in Flammen aufging, sind für mich mit der Geschichte und dem Schicksal der kleinen kosmopolitischen Gemeinde verknüpft, die den Tamarindenmarkt betrieb.

 

Brandschatzung und hemmungslose Plünderung

 

Diese kleine Gemeinde geht bis auf das 10. Jahrhundert zurück, als Mogadischu noch ein Stadtstaat war, dessen vernachlässigbar kleine Verwaltung nur dem Nutzen der bürgerlichen Elite diente, von der viele Vertreter aus dem Ausland stammten: Iran, Indien und Arabien. Mit dem wachsenden Zuzug von Fremden aus dem Ausland nahm die Stadt einen unverwechselbar kosmopolitischen Charakter an. Es war eine offene Stadt ohne Mauern, in die jeder kommen konnte, vorausgesetzt, er lebte mit denen, die bereits dort wohnten, in Frieden und Harmonie zusammen. Sie war so klein wie damals viele andere Städte anderswo auf der Welt und umfasste wahrscheinlich nicht mehr als vier Quadratkilometer. Und sie war wohlhabend dank ihrer Bürger, von denen viele Handwerker waren, die ursprünglich aus dem Nahen Osten oder dem indischen Subkontinent stammten. Parallel zu der offenen Stadt gab es innerhalb von ein paar Kilometern in allen Richtungen eine ländliche Gemeinschaft, die gänzlich aus Somalis bestand, die praktisch an der Peripherie der Städter und ihrer kosmopolitischen Lebensart existierten. Der Verkehr floss hauptsächlich in eine Richtung: Die Zahl der Landbewohner, die in die Stadt zogen, um die dortige Bildungsinfrastruktur zu nutzen, war zunächst gering, wuchs aber später. In jeder anderen Hinsicht existierten die städtischen und die ländlichen Gemeinschaften getrennt voneinander, es sei denn, der eine verkaufte dem anderen etwas. Jedoch betrachteten sie einander stets mit Misstrauen. Das Hirtenvolk der Somalis, von Natur aus urbophob veranlagt, betrachtete die Stadt als etwas Fremdes und Parasitäres, und weil sie einen nicht genau definierten Platz in ihren Herzen und Köpfen einnahm, wurde es ihr gegenüber immer feindseliger, bis es schließlich ihre Zerstörung wollte. Die Brandschatzung der Stadt 1991, als der Tamarindenmarkt hemmungslos geplündert wurde, war nicht das erste Mal, dass die Stadt von einer Gruppe Hirten unter dem Kommando von in der Stadt ansässigen Hitzköpfen verwüstet wurde, die sie von „fremden“ Elementen befreien wollten. Laut mündlichen Überlieferungen geschah dasselbe bereits zwischen 1530 und 1580 – vor mehr als vierhundert Jahren. Die Art, wie die Stadt im 16. Jahrhundert verwüstet wurde, ähnelt auf verstörende Weise der Plünderung von 1991; in beiden Fällen wurde sie von entrechteten Hirten heimgesucht, die von Städtern geführt wurden und alte Ungerechtigkeiten ins Feld führten, die zu gerechtfertigten Beschwerden umfunktioniert worden waren.

Rückblickend würde ich sagen, dass die jüngste Plünderung sehr viel mit der italienischen Kolonisierung zu tun hatte, die zu massiven Änderungen der städtischen Demografie führte. Schließlich war es Italien, das viele Somalis für seinen kolonialen Expansionskrieg in Äthiopien rekrutierte. Dass viele derjenigen, die für die Polizei und die Streitkräfte angeworben wurden, aus somalischen Regionen außerhalb der in Stadtnähe lebenden Gemeinschaften stammten, störte auf perverse Art das demografische Gleichgewicht. Nach dem Ersten Weltkrieg vergrößerte der Zustrom neuer Migranten die Zahl derer, die bereits ortsansässig waren, und die derer, die ich als „semi­pastoral“ bezeichnen würde, weil sie mit einem Bein im ländlichen und mit dem anderen im städtischen Bereich standen. Diese stellten die meisten Neuankömmlinge. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit waren weitere Hirten bereit, in die Städte und schließlich in die einzige Großstadt im Lande zu ziehen, nämlich nach Mogadischu.

 

Präsenter Tyrann

 

Die Wanderung in die Stadt weg von saisonalen Dürren und Missernten bedeutete auch riesige demografische Umwälzungen und damit für Somalia eine der höchsten urbanen Migrationsraten in Afrika. In den späten 1970er­-Jahren führte nach einem weiteren Krieg zwischen Somalia und Äthiopien wegen des Ogadens eine riesige Zahl von Flüchtlingen zusätzlich zu einer gewaltigen internen Migration aus wirtschaftlich darniederliegenden Gebieten zu einer alarmierenden Beschleunigung des städtischen Wachstums. Damals war Somalia bereits ein Staat mit einer Stadt, die von einem Tyrannen beherrscht wurde – Siyad Barre. Ende der 1980er­-Jahre kam es dazu, dass die Stadt sich langsam selbst vernichtete, weil sie nicht länger über die Annehmlichkeiten verfügte, die man normalerweise mit einer Stadt in Verbindung bringt. Trotzdem fühlten sich alle zu ihr hingezogen: um Arbeit zu finden, um dort zu sein, wo etwas los war, wo die Industrie war, wo die einzige Universität war, und wo man einen Augenarzt oder einen Herzspezialisten konsultieren konnte.

Die Macht war in der Person des Tyrannen konzentriert, und er war auch präsent. Laut mündlicher Überlieferung schlugen enge Berater 1989 dem „Bürgermeister von Mogadischu“ – der Name, unter dem der Tyrann damals bekannt war – kurz vor dem Einmarsch der bewaffneten Milizen vor, die Stadt zu verlassen. Die Arroganz, mit der er den Vorschlag ablehnte, erscheint heute hellseherisch, denn er soll geantwortet haben, er werde das ganze Land mit sich in den Ruin nehmen, wenn irgendjemand versuchen sollte, ihn aus der Stadt zu vertreiben.

 

Faszinierende Geschichte einer Stadt

 

Über Mogadischu wissen wir nur sehr wenig mit absoluter Sicherheit. Eine Stadt mit mehreren Namen, einige uralt und örtlichen Ursprungs, andere jahrhundertealt und ausländischer Abstammung. Die Stadt beansprucht eine Vielzahl von Erinnerungen und Quellen, teils nicht afrikanisch, teils afrikanisch. Jedoch weiß niemand, wann oder von wem der Name „Mogadischu“ zuerst verwendet wurde. Besteht er aus den zwei Somali­Wörtern maqal und disho – „der Ort, wo Schafe geschlachtet werden“ –, die darauf hindeuten, dass es sich um einen Schlachthof gehandelt hat? Oder ist die Etymologie nicht indigen und aus dem Arabischen abgeleitet, das einstmals die Lingua franca des Stadtstaates war? Mit anderen Worten: Handelt es sich um ein Kompositum, nämlich maqcad ul Shah, das heißt „Hauptquartier des Schah“? Bezeichnet ihr örtlicher Name Xamar eine auf „rotem Sand“ gebaute Stadt? Oder bezieht sich die rote Färbung, die das Wort Xamar impliziert, ein Volk von rötlicher Farbe? Ich persönlich finde es faszinierend, dass es zur Geschichte der Stadt so viele Argumente und Gegenargumente, Behauptungen und Gegenbehauptungen gibt, dass wir sie nicht einfach links liegen lassen oder für bare Münze nehmen können.

Wenn es jedoch etwas gibt, dessen wir absolut sicher sein können, dann ist es die Tatsache, dass die Beziehungen zwischen den Stadtmenschen und den Viehzüchtern gereizt waren, egal, ob es um das 16. Jahrhundert geht oder um die Brandschatzung von 1991. In beiden Fällen wurde etwas, für dessen Aufbau die kosmopolitischen Gemeinschaften mehrere Jahrhunderte benötigt hatten, in sehr kurzer Zeit durch Horden von Viehzüchtern und Stadtrandbewohnern zerstört, die der kulturellen Melange der Stadt gleicher­ maßen feindselig gegenüberstanden. Die Plünderung von 1991 richtete mehr Schaden an, weil Mogadischu bis dahin zum Faktotum der Nation geworden war und alle verfügbaren Ressourcen in die Stadt gepumpt wurden. Sie ähnelte aber auch in vieler Hinsicht ihrem Vorläufer aus dem 16. Jahrhundert, denn auch hier handelte es sich um einen Stadtstaat, der von der ihn umgebenden kargen Kulturlandschaft getrennt war, eine kosmopolitische Stadt mit einer vernachlässigbaren Verwaltung. Für die meisten Somalis lag die Macht der Stadt in den Händen von Menschen, die ihnen fremd waren, „Ausländer“ gewissermaßen und elitär obendrein.

Vielleicht war das, was die Kriegsherren und ihre Freischärler in Somalia zer­ stören konnten, nicht die Infrastruktur der Stadt, die recht unbedeutend war, oder ihre Grundmauern, die kaum erhaltenswert waren. In Wirklichkeit vernichteten sie den Geist eines Ortes wie der Tamarindenmarkt, ermordeten die Menschen, die ihn betrieben, und vertrieben die, die ihn besuchten, kurz: Sie vernichteten das Konzept der Weltläufigkeit. Bei meinem letzten Besuch in Mogadischu fehlten mir die Worte, das zu beschreiben, was ich anstelle des Tamarindenmarkts sah: ein Schlachtfeld. Für mich gab es einen Anlass zu trauern: den Mord an dem kosmopolitischen Geist des Marktes.

An seiner Statt war ein neuer Markt eingerichtet worden, um die Bedürfnisse einer Stadt zu befriedigen, die mittlerweile kaum noch Kosmopoliten beherbergte: der Bakhaaraha­Markt. Auf diesem „Markt der Silos“ herrschen die Kräfte des Marktes, und „der Clan“ steht über allem. Die Tragödie einer Nation hat dann ihren Höhepunkt erreicht, wenn diejenigen, die sie geplündert und damit ihre Lebensart zerstört haben, aus dem Mord einen Gewinn schlagen können. Ein militaristischer Kapitalismus erlangt die Oberhand, und der Gedanke der Weltläufigkeit ist tot und begraben. Die Zerstörung des Tamarindenmarkts ist dann ein schlechtes Vorzeichen, wenn man wie ich der metaphorischen Wahrheit der Vorstellung von der Tamarinde anhängt: ein immergrüner Baum aus der Familie der Erbsengewächse, der in Zentralafrika zu Hause ist. Die Samen der essbaren Frucht sind in das Fruchtfleisch der Tamarinde eingebettet, das weich, braun oder rötlich schwarz ist und gleichermaßen als Nahrungsmittel und als Medizin verwendet wird. Nicht so der Bakhaaraha-­Markt. Für mich bedeutet ein Silo etwas, das stolz ist auf seine Eigenständigkeit, intolerant, parasitär und unproduktiv.

 

Nuruddin Farah, geboren 1945 in Baidoa (Somalia), gilt als einer der bedeutendsten afrikanischen Schriftsteller der Gegenwart.

 

Der Beitrag basiert auf einem Vortrag des Autors auf einem Symposium anlässlich des 100. Jahrestages der Verleihung der ersten Nobelpreise im Dezember 2001 in Stockholm.

Die Rede wurde erstmals in 2003 in dem Band „Witness Literature, Proceedings of the Nobel Centennial Symposium“, herausgegeben von Horace Engdahl, veröffentlicht.

Übersetzung aus dem Englischen: Wilfried Becker, Germersheim

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